Stettiner Bahn - Ausbau der Strecke zwischen Angermünde und Stettin soll früher fertig werden

In 90 Minuten von Berlin ins polnische Stettin: Schon ab 2025 rücken die beiden Städte 20 Minuten näher zusammen, ein Jahr früher als erwartet. Entlang der Bahnstrecke erwarten viele Orte mit Haltestelle einen enormen Zuzug von Menschen.
Schnellere Fahrzeiten und mehr Züge: Die Deutsche Bahn (DB) hat am Dienstag mit dem Ausbau der 49 Kilometer langen Strecke zwischen Angermünde und der polnischen Stadt Stettin begonnen. Die Strecke soll bereits 2025 in Betrieb genommen werden, kündigte die Bahn am Dienstag an. Zuvor war die Fertigstellung für 2026 geplant worden. Kommunen entlang der Stettiner Bahn reagierten hocherfreut.
"Wir haben uns die Baupläne noch mal genau angesehen und am Ende ist es uns gelungen, durch entsprechende Bauplanung die Inbetriebnahme nach unseren heutigen Erkenntnissen für 2025 vorherzusagen", sagte Ronald Pofalla, Vorstand für Infrastruktur der Deutschen Bahn AG, am Dienstag zum symbolischen Spatenstich in Angermünde.
Woidke sieht Aufwertung der Mobilität im ländlichen Raum
Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sprach angesichts der Elektrifizierung von einem "großen Schritt" nach vorne bei der grenzüberschreitenden Klimamobilität. "Diese Verbindung ist ein sehr, sehr gutes Beispiel für die kommenden Zeiten", sagte Woidke. Zugleich bedeute der Ausbau eine "Aufwertung der Mobilität in ländlichen Räumen wie der Uckermark".
Städte wie Angermünde, die an der Bahntrasse liegen, planen bereits den Zuzug, indem eine neue Schule in Vorbereitung ist, Bauland stünde laut Angermünde zur Verfügung. Damit rückten Städte wie Angermünde und auch Eberswalde in den Fokus von Berlinern als neuem Lebensmittelpunkt, weil man in einer halben Stunde beziehungsweise 45 Minuten vom Barnim oder der Uckermark mit der Bahn im Berliner Stadtzentrum sei, erklärte der ehemalige Bürgermeister von Eberswalde Friedhelm Boginski (FDP), der jetzt als Abgeordneter in den Bundestag eingezogen ist.

Angermündes Bürgermeister Frederik Bewer hat noch eine zweite Klientel im Blick: die Stettiner. Auch für sie werde die Uckermark und Angermünde mit der neuen, sehr viel schnelleren Zugverbindung sehr viel interessanter als neuer Lebensmittelpunkt. Überrascht zeigte er sich, dass bereits zum Fahrplanwechsel 2025 die Strecke fertig werden soll. "Das ist mal eine tolle Nachricht. Das setzt uns dann aber auch in Zugzwang, mit unseren Vorplanungen auch früher fertig zu sein", sagte Bewer rbb|24.
Bauen in zwei Phasen
Die Bauarbeiten an der Stettiner Bahn sollen in zwei Phasen erfolgen [bauprojekte.deutschebahn.com]. Los geht es auf dem 19 Kilometer langen Abschnitt zwischen Angermünde und Passow. Es werden Gleise ausgetauscht, Oberleitungen gebaut und die Strecke für Tempo 160 fit gemacht. Geplant ist auch ein neues Umrichterwerk. Der Bahnhof Passow wird mit einem neuen Hausbahnsteig modernisiert. Zudem sind hier 740 Meter lange Überholgleise vorgesehen. Allein im nächsten Jahr verbaut die Bahn 24.000 Schwellen und 51.000 Tonnen Schotter. Entlang der Strecke errichtet die DB insgesamt 2.400 Meter Schallschutzwände, besonders in Angermünde und Tantow.
Während der Arbeiten am ersten Abschnitt soll der Bahnverkehr auf der Verbindung aufrechterhalten werden. Es könne jedoch zu längeren Fahrzeiten und veränderten Abfahrtszeiten kommen, teilte die Bahn mit.

Ab 2024 soll dann der Ausbau zwischen Passow und der deutsch-polnischen Grenze folgen. An diesem Teilstück ist eine Totalsperrung der Strecke vorgesehen. Die polnische Eisenbahngesellschaft Polskie Koleje Panstwowe (PKP) plant parallel den Ausbau zwischen der Grenze und Stettin."Die Vorplanung der PKP für den Streckenabschnitt zwischen der Staatsgrenze und Szczecin Gumieńce befindet sich in der Endphase", sagte PKP-Vorstand Arnold Bresch. Außerdem habe die polnische Seite beschlossen, dass ein zweites Gleis gebaut und die Strecke elektrifiziert wird, damit Reisezüge mit Tempo 160 und Güterzüge mit 120 Stundenkilometer fahren können, hieß es.
Bund und Land zahlen fast eine halbe Milliarde Euro
Der Bund stellt für das Projekt rund 380 Millionen Euro zur Verfügung. Berlin und Brandenburg steuern insgesamt 100 Millionen Euro bei. Die Strecke, die die Region Berlin-Brandenburg und Stettin verbindet, soll eine Lücke im europäischen Schienenverkehr schließen.
Vor anderthalb Monaten erstes wichtiges Projekt auf der Strecke fertig
Bereits vor anderthalb Monaten wurde auf Berliner Territorium ein Nadelöhr auf der Strecke in Brandenburgs Nordosten und weiter bis nach Stettin beseitigt. Für 200 Millionen Euro hat die Bahn das Karower Kreuz ausgebaut und in Betrieb genommen. Züge können zweigleisig mit Tempo 160 die ehemalige Engstelle passieren. Bis zu 120 Züge passieren täglich den Bereich zwischen Karow und Blankenburg. Über das Karower Kreuz rollen unter anderem die Regionalexpress-Linien RE5 und RE3, weitere Regionalbahnen und Güterzüge, wie etwa Kesselwagen von und zur Raffinerie Schwedt.
Sendung: Antenne Brandenburg, 30.11.2021, 15.10 Uhr
Mit Material von Julian von Bülow und Georg-Stefan Russew