Verluste und Probleme - Scheuer fordert weiteren Bericht zum BER bis Mittwoch

350 Millionen Euro wird der BER in diesem Jahr wohl Minus machen. Das hat die Betreibergesellschaft dem Bundesverkehrsminister mitgeteilt. Offenbar hat dieser noch Fragen, denn der entsprechende Bericht soll lediglich vier Seiten umfassen.
Der Flughafen BER bleibt ein Politikum. Der scheidende Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) fordert von der Betreibergesellschaft einen weiteren Bericht zur finanziellen Lage. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters am Samstag mit Bezug auf Ministeriumskreise. Auch zu den teilweise noch holprigen Abläufen fordert Scheuer weitere Aufklärung, heißt es.
Offenbar reicht dem Bundesminister der vierseitige Bericht zur allgemeinen Situation am Flughafen nicht, den er am Freitag erhielt. Daraus ging hervor, dass die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) für das aktuelle Jahr mit einem Verlust von 350 Millionen Euro rechnet. Das Ministerium wolle bis Mittwoch weitere Informationen mit mehr Details, berichtet Reuters.
Branchenexperten reagierten überrascht. Denn die FBB stehe im engen Austausch mit ihren staatlichen Gesellschaftern - den Ländern Berlin und Brandenburg sowie dem Bund. Zudem würden die Eigner über Gremien wie den Aufsichtsrat und parlamentarische Ausschüsse regelmäßig über die Lage am BER informiert.
Chaos nach Feueralarm soll intern ausgewertet werden
Die Flughafengesellschaft und Bundespolizei haben zudem am Samstag angekündigt, das neuerliche Abfertigungschaos am Hauptstadtflughafen und mögliche Fehler aufarbeiten zu wollen. Die Vorgänge würden intern ausgewertet. "Natürlich haben alle ein Interesse daran, dass das beim nächsten Mal nicht passiert", sagte ein Flughafensprecher.
Im Terminal war es am Freitag nach einem Feueralarm für mehrere Tausend Passagiere zu stundenlangen Wartezeiten gekommen, teilweise fielen Flüge aus. Ein Brandmelder in einer Toilette hatte Alarm ausgelöst. Nach der Räumung des Sicherheitsbereichs mischten sich schon kontrollierte Abreisende mit noch nicht kontrollierten Ankommenden. Das sei ein Fehler gewesen, sagte ein Flughafensprecher.
Zigarettenrauch könnte Alarm ausgelöst haben
Die Abreisenden mussten daraufhin ein zweites Mal durch die Sicherheitskontrolle. Die war jedoch am verkehrsreichen Freitagmittag zunächst für gut zwei Stunden geschlossen, weil der Sicherheitsbereich nach der Räumung nach verdächtigen Gegenständen abgesucht werden musste.
Warum der Brandmelder auslöste, lasse sich noch nicht sagen, sagte ein Bundespolizeisprecher. Die Ursachenforschung laufe noch. Weiterhin wird nicht ausgeschlossen, dass Zigarettenrauch zu dem Alarm geführt haben könnte. Schon in den Herbstferien hatte es Abfertigungsschwierigkeiten am BER gegeben.
Überlastung, Personalprobleme, Durchfallkeime
Am BER läuft ein Jahr nach Inbetriebnahme vieles noch nicht rund - auch wegen Einschränkungen durch Corona-Schutzmaßnahmen. Anfang Oktober gab es während der Herbstferien lange Warteschlangen und teils chaotische Zustände beim Check-in und bei der Gepäckausgabe. Die neue Flughafenchefin Aletta von Massenbach hat bereits Besserung gelobt, sieht hier aber auch die Airlines in der Pflicht.
Im aktuellen FBB-Bericht hieß es dazu, die Störungen und Verzögerungen seien vor allem auf "zu wenig eingesetztes Personal bei den verschiedenen Prozesspartnern" zurückzuführen. Der Betrieb am BER laufe insgesamt stabil, aber noch nicht optimal. "Unser Ziel ist es, Wartezeiten möglichst zu minimieren."
Aktuell hat der Flughafen zudem mit kontaminierten Trinkwasser zu kämpfen. Am Dienstag wurde bekannt, dass bei einer Routineuntersuchung im Hauptterminal coliforme Bakterien gefunden wurden. Die können Durchfall auslösen. Sowohl im Terminal 1 als auch im Regierungsterminal kann das Wasser in den Sanitäranlagen momentan nicht getrunken werden.
Sendung: Inforadio, 06.11.2021, 16.20 Uhr