110 und 112 ausgefallen - "Das Notrufaufkommen ist abrupt abgebrochen"

In Berlin und Teilen Brandenburgs sind am Morgen die Notrufnummern 110 und 112 ausgefallen. Polizei und Feuerwehr waren telefonisch nicht oder nur eingeschränkt zu erreichen. Es gab eine technische Störung bei der Telekom.
In Berlin und Teilen Brandenburgs sind die Notrufnummern 110 und 112 wiederhergestellt.
Am Donnerstagmorgen waren beide Nummern zum Teil über mehrere Stunden ausgefallen. Polizei und Feuerwehr waren telefonisch nicht oder nur eingeschränkt zu erreichen, es wurden alternative Rufnummern geschaltet. Bis 9:00 Uhr waren die Nummern dann wiederhergestellt. Am längsten war die 112 in den Landkreisen Barnim, Oberhavel und Uckermark ausgefallen.
Offenbar Störung bei Telekom
Der Einsatzleiter der Regionalleitstelle Nordwest in Potsdam, Ronny Neupert, sagte dem rbb, es habe eine technische Störung bei der Telekom gegeben, die zentral deutschlandweit die Notrufleitungen koordiniere und betreibe. Der bundesweite Notrufausfall sei über verschiedene Wege gemeldet worden.
"Es gab am frühen Morgen eine Störung", bestätigte schließlich ein Telekom-Sprecher am Donnerstag auf Anfrage. Eine Vermutung räumte das Unternehmen bereits aus: Ein Hackerangriff sei es nicht gewesen. Ersten Analysen zufolge habe ein technischer Fehler die Panne verursacht. Nach Angaben des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ist die Telekom für die Notrufnummern zuständig.
Notfall-Apps Katwarn und NINA funktionierten
"Wir haben über die Apps NINA und Katwarn gewarnt, dass die Notrufverbindungen ausgefallen sind", bestätigte auch Ingolf Zellmann, Chef der Leitstelle Lausitz, dem rbb. "Woran es technisch lag, muss untersucht werden."
Zellmann appellierte an die Bevölkerung, für solche Fälle die Warn-Apps NINA oder Katwarn zu installieren. "Damit solche Warnungen diejenigen erreichen, die Hilfe brauchen."
Es war nicht der erste Vorfall dieser Art in den vergangenen Monaten: Ende September gab es schon einmal technische Störungen im Telekom-Netz. Damals waren die Notrufnummern von Polizei und Feuerwehr für 40 Minuten nicht erreichbar. Die Gewerkschaft der Polizei Berlin (GdP) fordert deshalb ein Umdenken: "Der heutige Morgen zeigt leider, wie labil die Technik heute ist und welche Probleme es macht, wenn wir uns in Sachen kritischer Infrastruktur auf eine einzige lineare Lösung verlassen", sagte GdP-Landesvize Stephan Kelm. "Es darf nicht sein, dass Menschen in Notfallsituationen deutschlandweit nicht mehr zu Polizei und Feuerwehr durchkommen." Kelm forderte, dass "Parallellösungen, die sofort greifen" geschaffen werden.
Plötzlich gingen keine Notrufe mehr ein
Einen solchen Totalausfall habe er in seinen 41 Dienstjahren noch nicht erlebt, sagte Frank Hoedt von der Feuerwehr Berlin, dem rbb. Dramatisch daran sei vor allem, dass allseits bekannte Wege, Hilfe zu bekommen, plötzlich nicht mehr existierten. Ersthelfer müssten sich darauf verlassen, dass unter der 112 immer jemand erreichbar ist, so Hoedt. "Das ist es ja, was so kritisch ist." Wenn aber der Notruf nicht mehr funktioniere, müssten sich Ersthelfer im schlimmsten Fall vom Notfallort entfernen, um anderweitig Hilfe zu bekommen. "Das ist der feine Unterschied, wenn das System funktioniert - oder eben nicht."
Dem Berliner Lagezentrum sei am Morgen gegen 4.30 Uhr aufgefallen, dass das Notrufaufkommen "abrupt abgebrochen ist". Weil auch die 110 ausgefallen war, sei keine technische Zusammenarbeit mit der Polizei möglich gewesen. Eine Prüfung habe dann ergeben, dass der Fehler nicht in den Systemen der Feuerwehr lag. Kurz darauf sei die Bestätigung eingegangen, dass die Störung bei der Telekom vorlag, so Hoedt.
Daraufhin seien die Fernmelderäume der Feuerwachen besetzt und die Freiwilligen Feuerwehren in Dienst genommen worden. In kürzester Zeit seien alternative Rufnummern installiert und über verschiedene Wege an die Öffentlichkeit kommuniziert worden. Noch wisse man jedoch nicht, ob der Feuerwehr durch die Störung Notfälle nicht rechtzeitig mitgeteilt werden konnten. "Die Dunkelziffer werden wir nie erfahren", so Hoedt.
Polizei Berlin: Bis zu 45 Notrufe verpasst
Auch die Berliner Polizei wurde durch den Totalausfall ihrer Notrufnummer 110 überrascht. Man habe umgehend über die Sozialen Medien wie Twitter darüber informiert, sagte eine Polizeisprecherin dem rbb. Zudem habe man im Netz darüber informiert, wie Bürgerinnen und Bürger eine Polizeiwache in ihrer Nähe direkt erreichen können. Bislang sei "keine Beschwerde eingegangen, dass jemand uns nicht erreichen konnte", so die Sprecherin. Man gehe allerdings davon aus, dass der Polizei in der Zeit des Ausfalls "40, 45 Notrufe entgangen sind", dass sei das übliche Anrufaufkommen um diese Uhrzeit. Die 110 in Berlin sei 5:44 Uhr wieder erreichbar gewesen.
Bundesweit hatte es am Morgen Störungen bei den Notrufnummern 110 und 112 von Polizei und Feuerwehr gegeben. Warnmitteilungen gab es unter anderem in Hamburg, Nordrhein Westfalen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Die Ursache blieb zunächst unbekannt.