Jahreswechsel in Berlin und Brandenburg - Es wird ein Silvester ohne Menschenmengen und große Partys

Auch das zweite Pandemie-Jahr endet ruhiger als Silvester vor Corona: Maximal zehn Geimpfte dürfen sich treffen, Feuerwerksverkauf und Tanzlustbarkeiten fallen aus. In Berlin ist die Polizei mit 1.600 zusätzlichen Kräften im Einsatz.
"Es gehen keine Silvesterpartys, es gehen keine Feiern in großem Kreis": Diese mahnenden Worten richtete Michael Müller (SPD) an seinem letzten Tag als Regierender Bürgermeister an die Berlinerinnen und Berliner. Und auch der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) betonte kurz vor Weihnachten: Angesichts der Ausbreitung der Omikron-Variante müssten Kontakte weiter reduziert werden.
Entsprechend der kürzlich verschärften Kontaktbeschränkungen wird es für alle Menschen in Berlin und Brandenburg also ein Silvester im kleineren Kreis. Auch Geimpfte und Genesene dürfen maximal noch zu zehnt zusammenkommen. Für Ungeimpfte gilt schon seit Längerem: Treffen sind nur mit den Angehörigen des eigenen Haushalts und höchstens zwei Personen eines weiteren Haushalts zulässig.
Polizeipräsidentin Slowik kündigt verstärkte Kontrollen an
Menschenansammlungen im öffentlichen Raum sind am 31. Dezember und 1. Januar bundesweit verboten - es gilt ein An- und Versammlungsverbot. Fast überall in der Region dürfte es in der Silvesternacht auch sonst deutlich ruhiger werden als an einem üblichen Jahreswechsel vor Corona. Denn der Verkauf von Feuerwerk der Klasse F2 - darunter fallen etwa Raketen oder Böller - ist auch in diesem Jahr deutschlandweit verboten.
Die Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik hat im rbb bekräftigt, dass das Böllerverbot zu Silvester durchgesetzt wird. Im Inforadio kündigte Sie am Freitag an, dass die insgesamt 56 Zonen, in denen kein Silvesterfeuerwerk gezündet werden darf, verstärkt kontrolliert werden. Dazu seien die üblichen Streifenpolizisten unterwegs, unterstützt von 1.600 zusätzlichen Kräften, insgesamt wären es 2.500 Einsatzkräfte. Damit sei man für die Sperrzonen gut aufgestellt, betonte Slowik.

Die Berliner Polizei hat laut Slowik inzwischen auch Erfahrungen mit unangekündigten Versammlungen von Kritikern der Corona-Maßnahmen. Bislang sei es gelungen, diese Veranstaltungen durch Polizeipräsenz und konsequentes Vorgehen im Rahmen zu halten. Das werde auch an Silvester gelingen, ohne dass es schwere Gewalttätigkeiten geben wird, sagte sie.
Auch die Brandenburger Polizei rechnet für den Jahreswechsel nach eigenen Angaben mit einem hohen Einsatzaufkommen und vielen Notfallanrufen. Sie orientiert sich an den Zahlen vom vergangenen Jahr in der Corona-Pandemie, wo den Angaben zufolge etwa 700 Notrufe eingingen und zwischen 500 und 600 Einsätze stattfanden. Rund 750 Polizistinnen und Polizisten in 150 Streifenwagen waren im vergangenen Jahr zu Silvester und Neujahr landesweit im Einsatz.
Berliner Feuerwehr ruft ab 19 Uhr den Ausnahmezustand aus
Auch für die Feuerwehr ist die letzte Nacht des Jahres erfahrungsgemäß eine der anstrengendsten. Wie in den Vorjahren will die Feuerwehr am Silvesterabend ab 19 Uhr den Ausnahmezustand ausrufen, wie die Feuerwehr am Dienstag mitteilte. Demnach werde die Personalstärke unter anderem auf den Feuerwachen und in der Leitstelle erhöht. In der Silvesternacht 2020 habe es allein zwischen 19 und 6 Uhr mehr als 860 Einsätze gegeben. Der Einsatzdurchschnitt pro Tag liege sonst bei 1.400 Einsätzen.
Die Personalstärke werde im Vergleich zum täglichen Regelbetrieb nahezu verdreifacht, sagte ein Sprecher. Insgesamt sollen knapp 1.400 Kräfte im Einsatz sein: Mehr als 700 Kräfte der Berufsfeuerwehr, über 530 ehrenamtliche Kräfte von 59 Freiwilligen Feuerwehren und knapp 100 zusätzliche Kräfte von der Bundeswehr, dem Technischen Hilfswerk und den Hilfsorganisationen. Über 340 Fahrzeuge seien besetzt.
Nächtliche Ausgangssperren für Ungeimpfte in Cottbus
In Cottbus müssen Ungeimpfte die Silvesternacht wohl zu Hause verbringen: Für sie gelten auch an Silvester nächtliche Ausgangsbeschränkungen wegen hoher Inzidenzwerte. Die Betroffenen dürfen sich damit weiterhin nur in Ausnahmefällen zwischen 22 und 6 Uhr im öffentlichen Raum aufhalten. Zwar ist die Inzidenz zuletzt gesunken, doch hätte der Grenzwert von 750 an drei Tagen hintereinander unterschritten werden müssen, um diese Beschränkung wieder aufzuheben. Die Stadt wird den Angaben zufolge stichprobenartig Kontrollen durchführen.
In allen anderen Brandenburger Landkreisen liegt die Inzidenz laut RKI inzwischen unterhalb des Grenzwerts von 750.
Silvester ohne Tanzen in Clubs
Für viele ist die letzte Nacht des Jahres ein Anlass, um tanzen zu gehen. 2021 geht das nur privat mit bis zu zehn Geimpften, öffentliche Tanzlustbarkeiten sind verboten. Besitzer von Berliner Clubs hatten versucht, per Eilantrag gegen das Verbot vorzugehen - sie scheiterten aber vor dem Verwaltungsgericht.
Auch am Brandenburger Tor gibt es zu Silvester weder ein offizielles Feuerwerk, noch eine Party mit Publikum. Zwar wird eine Bühne aufgebaut, auf der Musikerinnen und Musiker auftreten - aber nur für die Live-Übertragung ins Fernsehen. Ab 20:15 Uhr kann man die Show mit dem Titel "Willkommen 2022" im ZDF [zdf.de] sehen - mit dabei sein sollen unter anderen Bonnie Tyler, Adel Tawil, Marianne Rosenberg und Alle Farben.
Es wird ungewöhnlich mild zum Jahreswechsel
Eine Einsatzursache immerhin kann man schon jetzt ausschließen: Glatteis wird an diesem Jahreswechsel nicht zu Unfällen führen. Mit Höchsttemperaturen im zweistelligen Plusbereich - bis 14 Grad sind für Schwarzheide vorhergesagt - könnte Silvester an manchen Orten der Region der bisher wärmste letzte Tag des Jahres seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden.
Für die Silvesternacht ist starker Wind vorhergesagt. Trocken, aber bewölkt soll es am Neujahrstag werden. Nur auf die Sonne müssen wir laut Wettervorhersagen voraussichtlich auch im neuen Jahr erstmal weiter verzichten.
Alkohol- und Böllerverbote hatten Krankenhäuser entlastet
Zum Jahreswechsel 2020/21 galten noch strengere Kontaktbeschränkungen und ein Ausschank- und Konsumverbot für alkoholische Getränke.
Mit diesen Maßnahmen und dem Verkaufsverbot von Böllern gelang es, die Zahl der Aufnahmen ins Krankenhaus wegen Silvesterunfällen zu verringern. Der Rückgang betrage etwa 40 Prozent, teilte die Krankenkasse Barmer am Donnerstag auf Grundlage einer aktuellen Hochrechnung mit. Diese Analyse betrachte über zehn Jahre hinweg den Zeitraum zwischen dem 29. Dezember bis zum 2. Januar.
Während demnach 2019 deutschlandweit noch 6.200 Menschen wegen zu viel Alkohol oder Unfällen mit Feuerwerk stationär behandelt werden mussten, seien es zum Jahreswechsel 2020 auf 2021 nur noch 3.800 Fälle gewesen. Die Zahl alkoholbedingter Krankenhausaufnahmen habe sich von 2.000 auf 1.000 Fälle halbiert.
Das Verkaufsverbot für Feuerwerk bedeutet übrigens kein generelles Böllerverbot. Wo in Berlin und Brandenburg Pyrotechnik in der Silvesternacht gezündet werden darf und wo nicht, erfahren Sie hier.
Sendung: Inforadio, 30.12.2021, 16:25 Uhr