Alte Verwaltungs-Software - Experten finden Ursache für Computer-Ausfälle in Berliner Behörden

Mi 08.12.21 | 20:19 Uhr
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Symbolbild: Ein Beamter sitzt im Büro an seinem PC. (Quelle: imago images/J. Tack)
Bild: imago images/J. Tack

Die Ursache für wiederholte Computer- und Serverausfälle in Berliner Behörden ist gefunden. Nach Angaben des IT-Dienstleistungszentrums (ITDZ) vom Mittwoch ist vor allem ein veraltetes Programm der Justiz verantwortlich für die Probleme der vergangenen Wochen.

Probleme vor allem bei Gerichtsmitarbeitern

Mitte November hatte das ITDZ bestätigt, dass Computer sowohl am Kammergericht, in der Senatsschul- und Senatsinnenverwaltung und im Bezirksamt Mitte vorübergehend immer wieder ausgefallen waren. Dadurch sei es zu Einschränkungen beim Zugriff auf Anwendungen in Bereichen der Jugendhilfe und der Schuladministration gekommen.

Nun habe eine Taskforce aus 50 internen Spezialisten und Experten der Hersteller den Grund für die Überlastung eines der zentralen Speichersysteme entdeckt, so das ITDZ: Der Versuch, ein altes Justizprogramm namens Aulak aus den 1990er Jahren mit ins Netz zu integrieren, habe zur Instabilität der Server geführt.

Jahrzehnte altes Programm war einst wichtig für die Vernetzung der Behörden

Aulak steht für "Automation des Landgerichts, der Amtsgerichte und des Kammergerichts". Es wurde eingeführt, um die Geschäftsstellen der Gerichte, den Schreib­dienst, das Protokoll, die Richter und die Rechtspfleger miteinander zu verbinden und wurde dann auch später in weiteren Bereichen genutzt.

Nachdem die Ursache gefunden wurde, habe das ITDZ die Systeme gezielt stabilisiert, sagte eine Sprecherin dem rbb. Seit dem 26. November liefen die bis dahin oft betroffenen Systeme demnach problemfrei und ohne Einschränkungen.

Sendung: rbb88,8, 08.21.2021, 19:00 Uhr

27 Kommentare

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  1. 27.

    1990...WTF, man würde lachen, wenn es nicht so traurig wäre.

  2. 26.

    Stimmt aber in diesem Fall leider Thema verfehlt. Hier geht es um den zentralen IT-Dienstleister des Landes Berlins. Je mehr man sich dem stabdardisierten Betrieb angeschlossen hat, desto mehr war man betroffen. Das macht wenig Lust auf mehr davon....

  3. 25.

    Stimmt aber in diesem Fall leider Thema verfehlt. Hier geht es um den zentralen IT-Dienstleister des Landes Berlins. Je mehr man sich dem stabdardisierten Betrieb angeschlossen hat, desto mehr war man betroffen. Das macht wenig Lust auf mehr davon....

  4. 24.

    Ich sag's mal so: Wenn meine Bremsen mies sind und ich gegen einen Baum rase, ist nicht der Baum schuld. Ein infizierter USB-Stick wäre nicht unbedingt ein Problem, wenn die Software nicht dafür anfällig wäre. Da sind modernere Betriebssysteme, die entwickelt wurden, nachdem diese Angriffspunkte bereits bekannt waren, wesentlich robuster und bieten auch mehr Schutzmaßnahmen.

  5. 23.

    Richtig, nur die Bärentöter mit Fell bekleidet sucht man vergebens. Die sind vor lauter Digitalisierungsgeschwafel bereits ausgestorben. Ich denke das moderne Übertragungstechnik mittels Fax bald in den Büroräumen der verstaubten Behörden Einzug hält. --haaaahaaaa... dann läufts

  6. 22.

    Glückwunsch, dann kann es in Berlin ja nun losgehen mit der Software der 2000er Jahre, nur noch 20 Jahre hintendran. Ich freu’ mich so.

  7. 21.

    Wie beim Fußball, da sitzen auch Tausende von Trainern vor dem Bildschirm...

  8. 20.

    Wenn man Jahrelang mit diesen Behörden im IT Sektor Beschäftigt ist kennt man diese Schwachstellen und fragt sich warum ist es eigentlich immer noch so. Jedes Amt kocht sein eigenes Süppchen von gesamt Planung keine Rede.

  9. 19.

    Wenn Deutschland digitales Entwicklungsland ist, dann ist Berlin Steinzeit.

  10. 18.

    Da kann man mal wieder prima auf Berlin und seine Verwaltung schimpfen. Dieser Masochismus muss irgendwie Spaß machen.

  11. 17.

    50 Spezialisten?

    kwt

  12. 16.

    Sendung: rbb88,8, 08.21.2021, 19:00 Uhr

    Aus welchem Jahrtausend stammt die Software bei rbb24?

  13. 15.

    Die Hauptursache für die Probleme sitzt mal wieder vor den Bildschirmen und eine Führungsetage höher. Die IT-Leute können sich doch die besten Konzepte ausdenken, sich Gedanken über den Workflow machen. Nutzt aber nichts, wenn am Ende jeder kleine Mitarbeiter Wünsche und Protese äußern kann, die neue Softwareprojekte nicht mehr umsetzbar machen. Hier ist einfach mal Führungsstärke gefragt.
    Und ganz ehrlich : Verwaltungen zu digitalisieren ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Solange nur versucht wird, die Papier-Arbeit auf dem Rechner abzubilden, wird es nie was. Es müssen die ganzen Arbeitsprozesse neu gedacht werden, Überflüssiges entfernt werden. Erst dann wird es was.

  14. 14.

    Herrlich diese fachlichen Kommentare von Profis!
    Schönen Guten Morgen.

  15. 13.

    Ist doch ueberall das gleiche, man wird zwar ständig von 1u.1 oder anderen belaeaestistigt, weil jestzt auf den Straßen superschnelle Leitungen liegen, aber in den Häusern selbst, Steinzeit. Man ist vom Gutwill des Vermieters abhängig. So ist es in den Behörden doch auch. Total veraltet, Miarbeiter bringen eigene Rechner mit,Sicherheit fraglich.
    Wir Zuhause denken schon an die Zukunft, wenn win 10 auslaeuft, dann 11 oder doch besser ein anderes Produkt und die Behörde, fraglich. Es sind ja nicht nur Software die wertlos werden, sondern wie im privaten auch, die Rechner zum Teil. Investitionen unumgänglich.

  16. 12.

    Alle Rechner (W2K und NT 3.51 und 4.0) innerhalb unseres Dunstkreises wurden (vor Mitternacht) runtergefahren und vom Netz getrennt. Nachdem die Server (wieder erwarten) dann im neuen Jahrtausend liefen, konnten die Knechte gruppenweise wieder "angestöpselt" werden, schön in der Reihenfolge des Fernschreibens (5er Durchschlag + Lochstreifensicherung) natürlich, und via Netzwerkboot neu gestartet werden. Diesen Jahreswechsel werde ich nicht so schnell vergessen. Kein Alk, keine Knaller, massenhaft Konfetti (Lochstreifen eben), Pfannkuchen und Kaffee satt. Das alles in einem mehrstöckigen Altbaukomplex mit X Büros - ohne Fahrstuhl - jeden Knecht anfassen. Kein Millenium-Bug weit und breit - alle weggefrickelt. Wir waren Helden ;-). Deshalb wundert mich jetzt die AuBacke-Anwendung auch nicht wirklich.

  17. 11.

    Deutschland einig Faxland

  18. 10.

    Dazu hätte man keine Experten gebraucht. Es ist doch Stadtbekannt das die Berliner Verwaltung mit zum Teil sehr alter Software arbeitet. Windows XP

  19. 9.

    Glauben Sie mal nicht, das gäbe es nur bei öffentlichen Arbeitgebern.
    Ich habe lange bei einem Berliner Industriebetrieb in der IT gearbeitet und dort wird nach wie vor interne, d.h. selbstentwickelte Software aus den 90er Jahren eingesetzt. Solange die IT es immer noch schafft, die Applikation am Laufen zu halten - mit welchen Kunstgriffen auch immer - ist eine Aktualisierung der Software nicht wirtschaftlich. Irgendwann sind dann die damaligen Entwickler im Ruhestand und somit das KnowHow abgeflossen und eine Überarbeitung der Software schlicht nicht mehr möglich. Von eingesetzter Hardware und Betriebssystem (Ich sage nur "Windows XP") mal ganz abgesehen.
    Sie sehen: Es ist nicht so schwer, ein "EDV-Kind" in solch einem Brunnen zu versenken...

  20. 8.

    Das war wohl eher ein USB-Stick. Man traute sich nicht diese zu verbieten. Richterliche Unabhängigkeit…

  21. 7.

    SChon 2019 schrieb der Tagesspiegel, dass das Risiko seit 2017 bekannt wäre (https://www.tagesspiegel.de/berlin/experten-warnten-schon-2017-it-katastrophe-am-berliner-kammergericht-kam-mit-ansage/25163810.html). Das war aber schon 2016 bekannt (https://www.tagesspiegel.de/berlin/kritik-an-senator-thomas-heilmann-in-berlins-justiz-herrscht-computerchaos/13392732.html).
    Ich frage mich gerade, wie die y2k-Umstellung überhaupt geklappt hat... vermutlich hat jemand das Update auf einer Floppy (gefaltet) verschickt und die Anleitung dazu gefaxt.... *augenroll*

  22. 6.

    Gut, dass die Justiz AuLAK endlich durch ein Programm ablöst, das im gleichen Jahr entstanden ist wie eben dieses AuLAK.
    Wie immer beim ITDZ wird der wahre Grund nicht verraten.

  23. 5.

    Seltsam, der Tagesspiegel meldete schon am 29. Oktober 2019, dass das Kammergericht durch einen Virus lahmgelegt wurde, für den Aulak das Einfallstor war. (Genauer: Das Programm läuft noch unter Win95/98, und die Betriebssysteme sind furchtbar unsicher.) In dem Artikel wird ein Gutachten erwähnt, laut dem Fachleute bereits 2017 gefordert hatten, die Software wegen Sicherheitslücken wegzuschmeißen. Wir haben jetzt 2021.
    Würde mich jetzt nicht wundern, wenn 2023 auch wieder etwas passiert und Experten nach intensiver Analyse feststellen: Ups, es liegt an Aulak.

  24. 4.

    Vielleicht arbeiten die wegen der 90er Jahre-Software noch mit MS-DOs und 386er-Rechnern (386 SX). Deutschland, digitales Entwicklungsland.

  25. 3.

    Das wundert mich nicht bei der Geschwindigkeit wie die Digitalisierung in dieser Stadt vorran geht ob an Schulen oder in der Verwaltung.

  26. 2.

    Kann man win 3.11 ueberhaupt noch stabilisieren oder wie geht das bei einer Logarithmentafel??

  27. 1.

    Hier wird deutlich, dass zwar "Digitalisierung der Verwaltung" leicht daher gesagt ist, aber aber dafür ziemlich dicke "Titanwände" gebohrt werden. Und das hier sind technisch Herausforderung; also nicht Mal die größten. Die sitzen vor dem Rechner.

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