Berliner Original - "Schrippenmutti" Inge Schulze ist tot

Mi 29.12.21 | 12:57 Uhr
  9
Schrippenmutti Inge Schulze (Quelle: www.imago-images.de)
Bild: www.imago-images.de

Das als "Schrippenmutti" bekannte Berliner Original Inge Schulze ist tot. Sie starb im Alter von 81 Jahren, wie der rbb am Dienstag aus ihrem Umfeld erfuhr.

Schulze war über Jahrzehnte im Berliner Nachtleben unterwegs und verkaufte in Kneipen und Clubs ihre belegten Schrippen, Würstchen und Buletten. Den Gewinn gab sie an Obdachlose weiter.

Letzte Runde mit 79 Jahren

Generationen von Berliner Nachtschwärmern lernten die "Schrippenmutti" kennen. Die Distanzen zwischen den Lokalen legte sie mit einem Motorroller zurück, in den letzten Jahren war es ein motorisiertes Dreirad.

Noch mit 79 Jahren ging die frühere Krankenschwester auf Tour, der "Tagesspiegel" begleitete sie damals auf ihrer letzten Runde. Auch überregional wurde viel über die Frau berichtet, die das Partyvolk mit Hausmannskost versorgte.

1990 sei das losgegangen, sagte sie vor zwei Jahren dem Deutschlandfunk. Zu ihren besten Zeiten habe sie 120 Schrippen, 40 Stullen und 140 Buletten verkauft. Was sie in den Kneipen nicht loswurde, brachte Inge Schulze den Obdachlosen am Bahnhof Zoo. "Ick bin Kriegskind", sagte sie. "Wegjeworfen wird nüscht."

Sendung: Abendschau, 28.12.2021, 19:30 Uhr

9 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 9.

    Tolle Frau und mein herzliches Beileid an alle, die sie persönlich gekannt und geschätzt haben.

    Aber ich hätte trotzdem mal eine Frage im Namen aller, die evtl. in ihre Fußstapfen treten wollen. Soweit ich weiß, sind die Auflagen für das Zubereiten und Verkaufen von Lebensmitteln extrem hoch. Wie ist es dann denn in so einem Fall, wo die Lebensmittel in der eigen Küche zubereitet und dann auf der Straße verkauft werden. Darf man das?

  2. 8.

    Respekt für die Schrippentouren der rüstigen Dame. Möge sie in Frieden ruhen.

  3. 7.

    Ruhe in Frieden!
    Danke für so viel Menschlichkeit!

  4. 6.

    Mich macht diese Nachricht unheimlich traurig und betroffen. Ich kannte die Dame und finde, sie hat Großes geleistet. Ich hoffe, sie war nicht allein.. schließe mich dem Recherche-Gesuch von Rebecca an.

  5. 5.

    Es geht um Mitgefühl und Interesse an einem Menschen! Einem Mensch, an dem wir uns alle ein Beispiel nehmen sollten.

  6. 4.

    Eindeutig ja. Mitgefühl gegenüber andere zu zeigen hat für mich auch mit einen guten Charakter zu tun. Vielen ist das Gefühl von Traurigkeit nur noch in begrenztem Maße möglich.

  7. 2.

    Ach das ist wirklich eine sehr traurige Nachricht.
    Vielleicht könnte der Rbb bitte mal recherchieren, wer sich zuletzt um sie gekümmert hat, ob sie allein zu Haus oder einem Heim verstarb. Das so viele sie kannten heisst ja nicht, dass sie jemanden an ihrer Seite hatte, die letzten Monate.

  8. 1.

    Das erinnert mich gut an eine Zeit in den 70er Jahren. Damals war ich als DJ tätig. Immer am frühen Morgen gegen 5 Uhr tauchte ein als Trümmerfrau verkleidet ein Mann mit einem riesigen Korb auf und verkaufte belegte Schrippen. Irgendwann kam er nicht mehr. Wie ich erfuhr, verstarb er einsam u.alleine in seiner kleinen Hinterhauswohnung.

Nächster Artikel