Silvester in Berlin und Brandenburg - Berliner Polizei zieht positive Bilanz trotz Gedränge und fast 280 Festnahmen
Auch wenn Silvester ruhiger verlaufen ist als zu Vor-Pandemie-Zeiten - in Berlin und Brandenburg hatten Polizei und Feuerwehr viel zu tun. In Friedrichshagen verletzten sich elf Menschen bei einer Explosion. In Mitte wurde es eng.
Übersicht
- Polizei und Feuerwehr in Berlin und Brandenburg melden vergleichsweise ruhige Silvesternacht
- fast 280 Festnahmen in Berlin wegen Verstößen gegen Waffengesetz und Abbrennen von Pyrotechnik
- erneut Angriffe auf Polizisten und Rettungskräfte
- elf Menschen in Klinik nach Explosion in Friedrichshagen
- Hunderte drängen sich am Brandenburger Tor in Erwartung eines Feuerwerks
Der zweite Jahreswechsel unter Pandemie-Bedingungen ist nach erster Bilanz der Behörden überwiegend ruhig verlaufen, aber nicht frei von Zwischenfällen.
Die Berliner Polizei twitterte am Neujahrsmorgen, sie blicke auf einen "vergleichsweise ruhigen, aber dennoch fordernden Silvestereinsatz zurück". Die Berliner Feuerwehr teilte am Neujahrsmorgen mit, dass es zum Jahreswechsel knapp über 1.000 Einsätze gegeben habe - zwar rund 160 mehr als vor einem Jahr, aber "dennoch deutlich weniger als in den vorangegangenen Jahren". So seien es vor zwei Jahren mit mehr als 1.520 rund ein Drittel mehr Einsätze gewesen.
Auch die Brandenburger Polizei rückte zu weniger Einsätzen aus als beim vergangenen Jahreswechsel - 507 gegenüber 573. Die Polizei musste wegen mehrerer Auseinandersetzungen und Körperverletzungen einschreiten, auch illegale Böller wurden beschlagnahmt. "Es war eine ruhigere Silvesternacht als in den vergangenen Jahren", bilanzierte der Sprecher des Polizeipräsidiums Mario Heinemann.
Ein Sprecher der Brandenburger Feuerwehr sagte im rbb, es sei der "ganz normale Wahnsinn einer Silvesternacht" gewesen. In Kolkwitz (Spree-Neiße) brannte ein Einfamilienhaus, verletzt wurde niemand. In Wandlitz (Barnim) musste ein Brand in einer leerstehenden Lagerhalle gelöscht werden.
Das Verkaufsverbot von Feuerwerk und die sogenannten Böllerverbotszonen hätten sich positiv auf die Gesamtzahl der Einsätze ausgewirkt, bilanzierte auch die Berliner Feuerwehr. Wie bereits im vergangenen Jahr durften erneut bundesweit keine Böller und Raketen verkauft werden. Damit sollte verhindert werden, dass die Krankenhäuser weiter belastet werden.
Bei einer Silvesterparty in Friedrichshagen im Osten Berlins wurden allerdings laut Feuerwehr elf Menschen bei der Explosion von Feuerwerk so schwer verletzt, dass sie in Krankenhäuser gebracht werden mussten. Darunter mehrere Kinder und Jugendliche. Insgesamt 20 Menschen hätten von Rettungskräften untersucht werden müssen, teilte die Feuerwehr mit.
Das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) berichtete, bis 11 Uhr seien insgesamt 15 Menschen eingeliefert worden, die sich durch Pyrotechnik verletzt hätten; fünf seien sofort operiert worden. Zwei Personen hätten sogenannte Amputationsverletzungen erlitten.
Im vergangenen Jahr verzeichnete das UKB - auch unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie - insgesamt zehn Verletzungen, drei davon schwer. An den Jahreswechseln vor der Corona-Pandemie und dem Böllerverbot wurden jedes Jahr zwischen 50 und 75 verletzte Personen ins UKB eingeliefert.
Wie die Polizei bilanzierte, wurden während des Silvester-Einsatzes in Berlin 279 Personen festgenommen. Knapp 340 Ermittlungsverfahren wurden eingeleitet, unter anderem wegen Verstößen gegen das Waffengesetz oder wegen des Abbrennens von Pyrotechnik. Zudem stellten die Einsatzkräfte 92 Schreckschuss-Waffen sicher.
Laut Berliner Polizei wurden Einsatzkräfte teils gezielt angegriffen. 15 Polizisten seien bei den Einsätzen verletzt worden, zwei mussten daraufhin ihren Dienst beenden. In Gesundbrunnen wurde ein Funkstreifenwagen so stark beschädigt, dass er nicht mehr eingesetzt werden konnte. Die Polizei war mit rund 1.600 zusätzlichen Kräften unterwegs, insgesamt sollten es damit rund 2.500 Kräfte sein. Die Feuerwehr war mit knapp 1.500 Kräften im Einsatz.
Auch vonseiten der Feuerwehr hieß es, dass es in der Nacht Angriffe auf Einsatzkräfte gegeben habe. Insgesamt seien zehn Übergriffe, davon acht unter Einsatz von Pyrotechnik, dokumentiert worden. Auch das seien mehr als letzes Jahr (fünf Übergriffe, vier mit Pyrotechnik) - aber deutlich weniger als im Jahr davor (24).

Am Brandenburger Tor in Berlin schritt die Polizei wegen größerer Menschenansammlungen ein. Offensichtlich hätten die Anwesenden ein Höhenfeuerwerk erwartet, hieß es von der Polizei; es gab jedoch nur ein kleineres Bühnenfeuerwerk für eine Fernsehsendung. Wegen des großen Andrangs wurde der S- und U-Bahnhof Brandenburger Tor zwischenzeitlich geschlossen. Im Laufe des Abends hätten sich Unter den Linden "mehrere Tausend Menschen" zusammengefunden, sagte Polizeisprecher Thilo Cablitz. Einsatzkräfte forderten die Menschen auf, das Gebiet zu verlassen, sagte Cablitz. Seinen Angaben zufolge löste sich die Menschenmenge nach und nach auf. Vereinzelt hätten die Beamten "Zwangsmaßnahmen in Form von Schieben" angewandt.

Am Brandenburger Tor hatte in der Vergangenheit oft eine große Party mit Hunderttausenden Menschen stattgefunden. Diesmal sendete das ZDF von dort aber eine reine Fernsehshow - ohne Publikum. Auch Berlins neue Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hatte einen kurzen Auftritt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) war per Video zugeschaltet und sagte mit Blick auf die Pandemie, für 2022 sehe er "Licht am Ende des Tunnels".
In der Marzahner Straße in Alt-Hohenschönhausen feierten rund 500 Personen illegal eine Party. Polizisten beschlagnahmten eine Musikanlage und leiteten Ermittlungsverfahren wegen der Durchführung einer illegalen Musikveranstaltung und wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs ein.
In der Graefestraße in Kreuzberg warfen Unbekannte Feuerwerkskörper durch ein beschädigtes Fenster in eine Wohnung und Molotowcocktails auf hinzukommende Sicherheitsmitarbeiter. Laut Polizei wurden nach dem Vorfall diverse selbstgebaute Sprengkörper sowie eine Tasche mit Polenböllern hinter dem Haus gefunden. Die Kriminalpolizei ermittelt.
Sendung: Abendschau, 01.01.2022, 19:30 Uhr