Zensus 2022 - So sollen im nächsten Jahr Millionen Menschen bei der Volkszählung befragt werden

Im nächsten Jahr steht ein Großprojekt der amtlichen Statistik an: Am 15. Mai soll mit dem "Zensus 2022" ermittelt werden, wie viele Menschen in Deutschland leben, wie sie wohnen und arbeiten. Für Berlin hat ein Teil der Befragung bereits begonnen.
Im kommenden Jahr wird es in Deutschland wieder eine Volkszählung geben. Elf Jahre nach dem letzten Zensus sollen zahlreiche Daten aktualisiert werden - etwa zur Zahl der Einwohner sowie zu deren Erwerbstätigkeit und Wohnsituation. Vorwiegend sollen vorhandene Verwaltungsdaten genutzt werden, es sind aber auch Befragungen geplant, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Für den Zensus arbeiten die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder zusammen. Die Daten sollen als verlässliche Planungsgrundlage für Entscheidungen in Bund, Ländern und Gemeinden dienen.
Über 10 Millionen Menschen werden befragt
Stichtag ist am 15. Mai. Ab diesem Datum erhalten rund 10,2 Millionen Menschen per Post die Information, dass sie zufällig für eine Befragung zu Alter, Familienstand, Staatsangehörigkeit sowie Wohn- und Arbeitssituation ausgewählt wurden. Auch Bewohnerinnen und Bewohner von Wohnheimen werden befragt, bei Gemeinschaftsunterkünften wie Altenheimen muss die Leitung Auskunft geben.
Nur ein Teil der Fragen soll in kurzem persönlichen Kontakt geklärt werden, etwa an der Haustür mit Abstand und Maske. Der Rest der Informationen kann online übermittelt werden. "In Zeiten von Corona spielt die Möglichkeit zur kontaktlosen Online-Befragung eine zentrale Rolle", erklärte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Georg Thiel. Zusätzlich sollen etwa 23 Millionen Eigentümer oder Verwaltungen online Auskunft zu ihren Wohnungen und Wohngebäuden geben.
Vorbefragung zu Gebäude- und Wohnungszählung bereits gestartet
Bereits am 6. September startete für einen Teil der Auskunftspflichtigen in Berlin und Brandenburg die Vorbefragung zur Gebäude- und Wohnungszählung für den Zensus 2022.
Der Fragenkatalog der Gebäude- und Wohnungszählung erfasst beispielsweise, wie viele Wohnungen es gibt, wie groß sie sind, wie hoch die Nettokaltmiete ist, wem sie gehören, das Baujahr und Heizungsart. Zudem müssen Eigentümer Auskunft geben, ob ihre Wohnungen vermietet sind, weshalb und wie lange stehen sie möglicherweise leer und wieviele Zimmer gibt es. Zusätzlich müssen die Namen und die Zahl der Bewohner angegeben werden. Die Angaben sollen unter anderem dabei helfen, den Wohnungsbau zukünftig verlässlicher zu planen.
Ehrenamtliche Helfer gesucht
In den Kommunen werden bereits ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gesucht, die die Befragungen im kommenden Jahr durchführen sollen. Wesentliche Voraussetzungen für Interviewer sind Zuverlässigkeit, Genauigkeit und Verschwiegenheit sowie die Teilnahme an einer eintägigen Schulung im März oder April.
Zudem werden in der Vorbereitungszeit des Zensus in der Region Erhebungsstellen eingerichtet. Insgesamt gibt es in Berlin und Brandenburg 20 dieser Stellen, die sich um die Anwerbung, Betreuung, Schulung und Koordination der Erhebungsbeauftragten kümmern.
Vorgaben zum Datenschutz sollen beachtet werden
"Die Ergebnisse des Zensus sind präzise Bevölkerungs- und Wohnungszahlen. Sie dienen als verlässliche Planungsgrundlage für Entscheidungen in Bund, Ländern und Gemeinden", erläuterte die Behörde das Ziel. Vorgaben zum Datenschutz würden beachtet. Die Daten würden nicht an Behörden außerhalb der amtlichen Statistik weitergegeben. Personenbezogene Daten würden zum frühestmöglichen Zeitpunkt gelöscht. Die Daten würden nur anonymisiert ausgewertet. Es gehe nicht darum, etwas über die individuellen Lebensverhältnisse oder Einstellungen der Einwohnerinnen und Einwohner zu erfahren, sondern eine Datenbasis zu erhalten. Die Gesamtkosten gab das Bundesamt mit voraussichtlich 1,5 Milliarden Euro an. Die Ergebnisse werden voraussichtlich ab Ende 2023 vorliegen.
Berlin und Hamburg klagten erfolglos gegen Zensus 2011
Der Zensus findet alle zehn Jahre statt, turnusmäßig wäre dies 2021 der Fall gewesen - der Termin wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben. 2011 hatte sich herausgestellt, dass in vielen Städten und Gemeinden weniger Menschen leben als angenommen - mit schmerzhaften finanziellen Konsequenzen, da sich die Höhe von Zahlungen aus dem Finanzausgleich an der Bevölkerungszahl bemisst.
Die Stadtstaaten Berlin und Hamburg hatten gegen den Zensus geklagt, scheiterten aber 2018 vor Gericht. Berlin erhielt ab 2013 rund 470 Millionen Euro pro Jahr weniger und musste für 2011 und 2012 noch rund 940 Millionen Euro nachzahlen.
Sendung: Inforadio, 29.12.2021, 06:35 Uhr