Wegen Bauarbeiten - Bahnhof Südkreuz könnte zeitweise als Halt auf einigen ICE-Strecken entfallen

Die Bahn muss auf der Strecke Berlin-Leipzig Zeit einsparen - wegen Bauarbeiten Ende des Jahres. Sie könnte deshalb den Bahnhof Südkreuz für etwa drei Jahre aus bestimmten ICE-Strecken streichen.
Berliner Passagiere, die mit der Bahn nach München, Leipzig oder Frankfurt verreisen, können ab Dezember möglicherweise nicht mehr ab Südkreuz fahren. Denn dieser Halt könnte dann für etwa drei Jahre aus dem Fahrplan einiger wichtiger ICE-Verbindungen verschwinden. Diese Planungen der Bahn bestätigte ein Berliner Senatssprecher rbb|24.
Bauarbeiten zwischen Berlin und Jüterbog beeinflussen Fahrplan
Konkret soll es um die ICE-Strecken von Berlin nach München via Leipzig und Nürnberg beziehungsweise Frankfurt gehen, von denen laut aktuellem Fahrplan über 20 Züge pro Tag am Bahnhof Südkreuz halten. Grund für die Fahrplanänderungen sind Modernisierungsarbeiten auf dem Streckenabschnitt bis Leipzig. Hier wird zwischen Berlin und Jüterbog das Zugsicherungssystem modernisiert.
Die Bauarbeiten sollen im laufenden Betrieb abschnittsweise durchgeführt werden. So könnten die Züge zwar weiter zwischen Berlin und Jüterbog fahren, aber nicht mehr so schnell wie zuvor. Betroffen sind davon nur Züge, die über 160 km/h schnell fahren. Die verlorene Zeit auf diesem Streckenabschnitt könnte dadurch eingespart werden, dass der Halt am Bahnhof Südkreuz entfällt. Dementsprechende Pläne der Bahn tauchten am Samstag im Web-Forum "Drehscheibe-Online" auf und wurden dort zumindest in Teilen von einem Vorstandsmitglied des DB Fernverkehrs, Philipp Nagl, bestätigt. Nagl äußert sich in dem Forum unter seinem Klarnamen regelmäßig zu Bahn-Themen.
Die Deutsche Bahn will weder bestätigen noch dementieren
Er schrieb in seinem Eintrag, dass die "Details zu den fahrplanerischen Auswirkungen" der Bauarbeiten noch "in Abstimmung" seien und erklärte, wie der Umbau der Stellwerke technisch vonstatten gehen soll. Die Deutsche Bahn selbst wollte auf Anfrage von rbb|24 zunächst "keine konkreten Infos zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022" geben. Das Unternehmen kündigte an, "zu gegebener Zeit ausführlich informieren" zu wollen. Auch in Zukunft würden ICEs am Bahnhof halten, hieß es außerdem in der schriftlichen Antwort des Unternehmenssprechers - wie viele, das ließ die Bahn in ihrer Stellungnahme offen.
Ein Dementi der Pläne ist das nicht, schließlich gibt es auch andere ICEs, die den Bahnhof Südkreuz anfahren. Strecken, die nicht über Leipzig (und damit vorbei an Jüterbog) führen, wären von den Fahrplanänderungen ohnehin nicht betroffen. Täglich nutzen nach Angaben der Deutschen Bahn etwa 174.000 Passagiere den Bahnhof Südkreuz. Zumindest ein Teil von ihnen könnte für eine lange Zeit auf den Hauptbahnhof ausweichen müssen. Berliner und Brandenburger, die von dort ihre Fernreise antreten oder Reisende, die vom Flughafen BER kommen und in die Bahn umsteigen beispielsweise.
Südkreuz "bedeutender Einstiegspunkt" - Senat ist informiert
Der Berlin-Brandenburger Landesverband des Fahrgastverbandes Pro Bahn bezeichnet das Südkreuz auf rbb|24 Anfrage als einen "bedeutenden Einstiegspunkt". Dessen Streichung wäre deshalb "natürlich schwierig für die Zeit", erklärte ein Sprecher des Verbands. Allerdings seien für den Verband "Bauarbeiten zur Verbesserung der Strecke generell zu begrüßen." Schließlich solle sich langfristig dadurch die Fahrsicherheit verbessern. Eingeweiht sei man als Fahrgastverband in die Pläne der Bahn aber nicht.
Anders sieht es beim Berliner Senat aus. Der zuständigen Verwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz seien die Pläne bekannt, heißt es auf Anfrage. Und der Senat gibt sich entspannt: Der Hauptbahnhof habe "genügend Kapazität, um die höheren Passagierzahlen der betroffenen ICE-Linien sehr gut zu bewältigen", teilte ein Sprecher mit. Auch Verbindungen zum BER seien vom Hauptbahnhof ausreichend vorhanden.
Regionalverkehr nicht betroffen
Die DB Netz AG, die das Schienennetz verantwortet und damit auch die Baumaßnahmen, habe die betroffenen Verkehrsunternehmen rechtzeitig informiert. Der Regionalverkehr wäre von den Einschränkungen und Fahrplanänderungen wohl ohnehin nicht betroffen. Und weil es sich bislang lediglich um einen Planungsstand der Bahn handelt, kann sich dieser auch och ändern - falls die Bahn eine Alternative zum Zeiteinsparen findet.
Sendung: Abendschau: 05.01.2022, 19:30 Uhr