Flugplatz in Teltow-Fläming - Warum der FC Bayern lieber in Schönhagen statt Schönefeld landet

Der Flughafen BER hat viel Geld gekostet. Der Tross des FC Bayern München landet aber lieber auf dem 50 Kilometer entfernten Flugplatz in Schönhagen. Dort können die Mannschaftsbusse direkt auf das Rollfeld fahren. Von Philipp Rother
Teltow-Fläming statt Dahme-Spreewald: Der deutsche Fußball-Dauermeister FC Bayern München landete vor seinem erfolgreichen Auswärtsspiel bei Hertha BSC nicht auf dem Flughafen BER in Schönefeld, sondern auf dem deutlich kleineren Flugplatz in Schönhagen.
Der Tross des Bundesligisten erreichte den Flugplatz im Landkreis Teltow-Fläming am Samstagabend mit zwei Propellermaschinen, die Flugzeuge wurden nach der Ankunft vorübergehend in einem Hangar geparkt, ehe der Tross des FC Bayern am Sonntagabend nach dem 4:1-Sieg im Berliner Olympiastadion die Rückreise antrat.
Märkische Provinz statt Hauptstadtflughafen
Dass der FC Bayern nicht auf dem neuen Hauptstadtflughafen BER sondern in der märkischen Provinz landete, schlug rund um das Spiel bei Hertha hohe Wellen. Nach der Partie wurde sogar FCB-Trainer Julian Nagelsmann dazu befragt. Etwas belustigt stellte er fest, dass die Reiseroute des Fußball-Rekordmeisters in die Hauptstadt von nahezu größerem Interesse war als die starke Leistung seiner Mannschaft.
Dabei landeten die Bayern nicht das erste Mal in Schönhagen. Auch die Anreise zum Spiel in Köpenick beim 1. FC Union Berlin im Herbst des vergangenen Jahres erfolgte - geräuschlos - über den Flugplatz in Schönhagen. Das bestätigte ein Sprecher des deutschen Rekordmeisters dem rbb am Montag auf Nachfrage. Die Logistik spreche für den kleineren Airport.
Mannschaftsbusse direkt auf dem Rollfeld
Vom Berliner Olympiastadion aus ist der Flugplatz Schönhagen mit dem Bus in rund 50 Minuten zu erreichen. Zum BER sind es 20 Minuten weniger. Der Tross des FC Bayern entschied sich dennoch für den kleinen Flugplatz in Teltow-Fäming. Es sei unter dem Strich der schnellste und beste Weg, erklärte ein Sprecher der Münchner dem rbb.
In Schönhagen sei es möglich, dass die beiden Mannschaftsbusse direkt auf dem Rollfeld parken. So würden lange Wege durch Gebäude vermieden. Zudem erspare sich der Tross des deutschen Rekordmeisters die Abfertigung. So sei es auch möglich, die Corona-Gefahren zu minimieren.
Immer wieder würden Sportmannschaften in Schönhagen starten und landen, sagte eine Sprecherin des Flugplatzes dem rbb auf Nachfrage. Auch Musiker haben den Flugplatz demnach schon für eine "unkomplizierte Anreise" genutzt - oft unbemerkt. Es sei in vielen Fällen anonymer und damit auch sicherer in Schönhagen zu landen, so die Sprecherin weiter.
50.000 Flugbewegungen pro Jahr
In Schönhagen leben rund 250 Menschen. Das Dorf ist ein Ortsteil der Stadt Trebbin. Nur wenige Menschen würden in der beschaulichen Idylle nahe der Nuthe-Nieplitz-Niederung wohl einen modernen Flugplatz erwarten. Das Vogelschutzgebiet darf nur mit gewissem Abstand überflogen werden.
Doch der Flugplatz gehört zu den wichtigsten Verkehrslandeplätzen Deutschlands und ist mit über 50.000 Flugbewegungen pro Jahr der größte in den neuen Bundesländern. Er wird vorrangig von Berufs- und Privatfliegern sowie Helikopter-Piloten genutzt - in den vergangenen Jahren nahm auch der Geschäftsreiseflugverkehr stetig zu.
Große Maschinen sucht man in Schönhagen allerdings vergeblich. Es dürfen nur Luftfahrzeuge bis 14 Tonnen starten und landen. In diesem Segment entwickelt sich der Flugplatz mit seiner 1,5 Kilometer langen Start- und Landebahn aber mehr und mehr zum wichtigsten Entlastungsflugplatz für den BER. Beide Standorte liegen nur 50 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt.
Forschungsprojekte mit mehreren Hochschulen
Inzwischen haben sich in Schönhagen rund 40 Unternehmen angesiedelt - darunter auch Werftbetriebe namhafter Hersteller wie Cessna, Cirrus und Eurocopter. Sie bieten rund 300 Arbeitsplätze. Am Flugplatz werden Flugzeuge gebaut, kleine Maschinen und Hubschrauber gewartet sowie Piloten auch für große Verkehrsmaschinen ausgebildet.
Darüber hinaus laufen verschiedene Forschungsprojekte in Zusammenarbeit mit mehreren Hochschulen in Berlin und Brandenburg. Vor Ort sollen künftig unter anderem grüne Treibstoffe produziert werden. Die Betreiber sehen darin eine einmalige Chance.
Startfreigabe auf BER nicht erteilt
Dass die Reiseroute des FC Bayern über Schönhagen womöglich mit schlechten Erfahrungen am BER zusammenhängt, dementierten die Verantwortlichen des Clubs derweil umgehend.
Auf dem Schönefelder Flughafen hatten die Münchner im Februar des vergangenen Jahres nach einem Abendspiel im Olympiastadion die ganze Nacht auf dem Rollfeld im Flieger verbringen müssen. Zuvor hatte die Deutsche Flugsicherung dem Flugzeug mit Blick auf die Nachtflugbeschränkungen am Flughafen BER die Startfreigabe nicht erteilt. Deshalb konnten die Münchner nicht wie geplant direkt nach dem Spiel weiter zur Klubweltmeisterschaft nach Katar fliegen. Auch diese Posse schlug seinerzeit höhere Wellen.
Die Vorgeschichte war zudem sicher Auslöser für die interessierten Nachfragen, warum die Bayern ihre Reise in die Hauptstadt über die märkische Provinz abwickelten. Womöglich nicht das letzte Mal. Die Bayern waren erneut "sehr zufrieden" mit der Anreise, hieß es.
Zudem bietet Schönhagen im Vergleich zum BER einen weiteren Vorteil: Dort gibt es kein Nachtflugverbot. Zwei Flugzeuge dürfen nach Angaben der Flugplatz-Sprecherin pro Nacht starten - aber insgesamt nicht mehr als 15 im Monat.
Sendung: Brandenburg Aktuell, 24.1.2022, 19.30 Uhr