Angst vor Klimawandel - "Damit die Zukunft meiner Tochter nicht ganz so schlimm wird"

Mi 19.01.22 | 18:33 Uhr | Von Anton Stanislawski und Franziska Kracht
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Symbolbild (Quelle: Frederic Kern/Geisler-Fotopress/pa)
Bild: Geisler-Fotopress

Stürme, Hitze, Waldbrände: Die Folgen des Klimawandels sind auch in Berlin angekommen. Am meisten werden sie aber unsere Kinder und Enkelkinder zu spüren bekommen. Eine Mutter will das nicht hinnehmen. Von A.Stanislawski und F. Kracht

"Wie wird die Welt sein, wenn meine Tochter zum Beispiel 54 Jahre alt ist?" Diese Frage stellt sich Sofia Rodriguez. Sie wohnt in Berlin-Kreuzberg und hat eine vierjährige Tochter. Den beiden geht es gut. Ihre Tochter Minagua geht in die Kita und Rodriguez selbst hat einen guten Job. Doch die Sorge um den Klimawandel treibt sie um.

Sie geht davon aus, dass die bereits heute spürbaren Folgen der Klimakrise zunehmend stärker werden – und ihre Tochter in einem wesentlich trockeneren Berlin mit vielen Stürmen und Hitzewellen leben wird.

"Daran denke ich oft abends, wenn ich nicht schlafen kann", erzählt Rodriguez. Diese Situation mache sie traurig und den Auswirkungen des Klimawandels gegenüber fühle sie sich machtlos. Im Gespräch mit der Mutter fällt immer wieder ein Begriff: Angst.

Studie: 75 Prozent empfinden Zukunft als beängstigend

Mit diesem Gefühl ist Sofia Rodriguez nicht alleine. Ein interdisziplinäres Forscher:innen-Team verschiedener europäischer Universitäten hat vergangenes Jahr eine groß angelegte Studie durchgeführt [ssrn.com] - zur persönlichen Reaktion auf den Klimawandel. Dafür sind 10.000 Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren befragt worden – aus zehn verschiedenen Ländern, sowohl aus Europa als auch beispielsweise den USA und Brasilien.

Das Ergebnis: 75 Prozent der Befragten empfinden die Zukunft als beängstigend wegen des Klimawandels. 56 Prozent von ihnen denken sogar, dass die Menschheit "dem Untergang geweiht" sei. Aus diesem Urteil ziehen einige von ihnen drastische Konsequenzen: 40 Prozent der Befragten sind sich unschlüssig, ob sie überhaupt noch Kinder bekommen sollen.

Sofia Rodriguez hat diese Frage für sich schon mit einem Ja beantwortet. Ihre Tochter Minagua im Blick, sorgt sie sich nun darüber: Wie wird sich Berlin im Klimawandel verändern?

Berlin-Brandenburg Hotspot bei Hitze und Trockenheit

Zu dieser Frage forscht Peter Hofmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) seit Jahren. "Wenn man Deutschland betrachtet, gehört Berlin-Brandenburg zu der Region, die einen Hotspot darstellt, bezogen auf Hitze und Trockenheit", erläutert Hofmann.

Der Klimawandel zeige sich hier unter anderem durch eine zunehmende Hitze. Im Berlin der 1950er Jahre gab es im Schnitt fünf Tage, an denen es wärmer war als 30 Grad. Bis in die 2010er Jahre hat sich diese Zahl beinahe verdreifacht. Mehr heiße Tage gab es sonst nirgendwo [gdv.de] in Deutschland.

"Und die Extremjahre 2018 und 2019, die hatten sogar dreißig. Also ein ganzer Monat mit Tagen über 30 Grad. Und das ist im Prinzip das, was man in der Zukunft als normal erwartet", sagt Hofmann.

Berlin – klimaneutral bis 2045

Auch das Land Berlin arbeitet an seiner Klimabilanz und damit seinem Beitrag zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Der Senat hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu sein. Um das zu erreichen, gibt es unterschiedliche Maßnahmen wie die Solar-Pflicht für Dächer der öffentlichen Gebäude sowie die Begrünung von Flächen und Gebäuden. Außerdem soll die öffentliche Fahrzeugflotte CO2-frei werden.

Sofia Rodriguez geht all das nicht schnell genug. Für sie steht ein lebenswertes Berlin in der Zukunft ihrer Tochter im Fokus. Um sich dem Klimawandel und seinen Auswirkungen gegenüber weniger machtlos zu fühlen, geht sie auf die Straße.

Mutter Rodriguez nun im NGO-Bereich tätig

Sie engagiert sich bei "Parents for Future" Berlin und richtet ihre Forderungen an die Bundesregierung: Deutlich mehr Klimaschutz als bislang, um das Pariser 1,5-Grad Ziel einzuhalten.

Weil ihr das so wichtig ist, wechselte sie sogar den Job. "Ich habe meine ganze Karriere verändert und arbeite momentan hauptberuflich im Umwelt-Klima-NGO-Bereich", so Rodriguez. "Weil ich wirklich die meiste Zeit und Energie darin investieren will, zu machen was ich kann, damit die Zukunft meiner Tochter nicht ganz so schlimm wird."

Beitrag von Anton Stanislawski und Franziska Kracht

19 Kommentare

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  1. 18.


    Wird bei dem ganzen Klimaschutz auch noch an die Regenwälder auf der Welt gedacht??? Das sinnlose Abholzen muss aufhören!!!

  2. 17.

    @Immanuel: die können auch kein Englisch, siehe Bild. Wäre z.B. hilfreich, um wissenschaftliche Originalquellen zu ihrem Thema zu lesen (und zu verstehen). Bevor man sich mit einem Plakat der Welt mitteilen möchte, sollten man da doch mal kurz die Rechtschreibprüfung drüberlaufen lassen. Das kommt dann seriöser rüber und man wird ernster genommen.

  3. 16.

    Immanuel sie sprechen mir aus dem Herzen. Keine Nation dieser Welt verunstaltet ihre Sprache so sehr wie die deutsche.

  4. 15.

    Der Gedanke kam mir auch! Icke kann dit nische lesen wat uff die Plakaten steht! Sorry, aber dit muss nicht sein. Jedenfalls werden mit solchen Aktionen nicht alle erreicht! Oder?

  5. 14.

    So schade wie es ist aber, zu viel Menschen sind ein Teil des Problems. Also weniger Kinder vieleicht sogar eine Teilloesung und gar nicht so schlimm, aber warum gerade immer in Deutschland. Panikmache ueberall, wirklich praktikable und lebbare Lösungen nicht wirklich im ehemaligen Land der Dichter und vor allem Denker. Unsere Jugend verfaellt in die Vogelstraussverfassung oder feiert auf teufel komm raus. Wirkliche Lösungen für Wohnen, Mobilität, Transport, Industrie und Zukunft kommt da nicht zu stande. Ist vieleicht dann besser wenn man wie die Dinos ausstirbt, die konnten sich auch nicht
    ans Klima anpassen und verschwanden.

  6. 13.

    Schade ist doch auch, dass die Kinder anscheinend kein Deutsch mehr können.
    Gut, nach der ganzen Unkenntlichmachung durch unzählige "Rechtschreibreform" und dem von einer Minderheit inszenierten Genderwahn, kann ich das verstehen.

  7. 12.

    " Außerdem soll die öffentliche Fahrzeugflotte CO2-frei werden. "

    soll !! ,bis dahin liegen noch 23 Jahre vor uns, wie sich bis dahin die Elektromobilität entwickeln wird, bleibt abzuwarten.
    Mangel an Rohstoffen für Batterien , wird überhaupt ausreichend Strom verfügbar sein ? alles unklar bzw ungewiß

  8. 11.

    Heizung is aus, Pullover is an, aber wieso Fahrrad? Ich hab Hiking Sticks. Und ohne Schuhe? Gern, wenn Sie auch auf Stelzen laufen.

  9. 10.

    Haha, selten so herzlich gelacht "... täglich ein neues Problem. ..." Bleiben Sie unbedingt bei Ihrer Meinung, sonst denkt vielleicht noch jemand, Sie wären ungebildet. :-))

  10. 9.

    Warum so unentschlossen und halbherzig? Konsequent sieht anders aus: Heizung aus - Pulli reicht! Fließend Wasser? Unnötig modern - Einmal die Woche zum Straßenbrunnen geht auch. Fahrräder verbrauchen in der Herstellung sehr viel Strom - also nur noch zu Fuß. Aber dann ohne Schuhe!

  11. 7.

    Ich kann mich nur umfänglich der Meinung von Patrick anschließen.
    Wenn und Seit der Mensch ,vor allem in Deutschland , nicht mehr auf die Jagd ,wegen Hunger , gehen muss und nicht mehr im Wald lebt , ergründet er täglich ein neues Problem .Es ist schon teilweise abartig.

  12. 6.

    sehr lobenswert !!! aber global gesehen wohl nicht relevant ( aber wenn ALLE mitmachen würden ??? )

    wird nicht geschehen, die wirtschaftlichen Interessen haben überall Priorität

  13. 5.

    Na ja, für einen Therapeuten sicherlich ein bißchen langweilig: Angst in Deutschland zu haben ist sowas von dröge und gewöhnlich. Spannender ist´s da in anderen Ländern: Nix zu fressen, echte Naturkatastrophen, keine Ärzte etc.

  14. 4.

    " Sofia Rodriguez geht all das nicht schnell genug. " Respekt für ihr Engagement.

    ich befürchte , dass der Klimawandel keinesfalls schnell zu stoppen sein wird, einmal in Gang gekommen , wird das globale Klimageschehen wohl nicht aufzuhalten sein . Seit der Industrialisierung sind ja auch schon > 170 Jahre vergangen , inzwischen schmelzen die Polkappen usw. Mutter Erde hat viele Überraschungen , Vulkanausbrüche , mögliche kosmische Gefahren etc, wir werden es erleben oder auch nicht. Der Versuch gegenzusteuern ist aber das Gebot der Stunde

  15. 3.

    Sehr löblich von der Frau. Hoffentlich erreicht sie was.

  16. 2.

    Diese Angst treibt mich auch schon lange um und dazu noch das schlechte Gewissen, durch einen bequemen Lebensstil an der anthropogenen Klimaerwärmung mit Schuld zu tragen. Deshalb kein Auto, kein Geshirrspüler, keine Klimaanlage, kein Wäschetrockner und kein Ventilator und Sparsamkeit bei Energie, Heizung und Wasserverbrauch.

  17. 1.

    Diese Dame sollte sich mal dringend einen Therapeuten suchen...

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