Berliner Clan-Mitglieder angeklagt - Juwelendiebe trugen Schusswaffen bei sich

Von den gestohlenen Juwelen aus dem Grünen Gewölbe in Dresden fehlt bis heute jede Spur. Im Prozessauftakt am Freitag wurde bekannt, dass die sechs mutmaßlichen Täter während des Raubs bewaffnet waren und die Tat außerdem gut geplant hatten.
Die mutmaßlichen Täter des Juwelendiebstahls aus dem Grünen Gewölbe in Dresden waren laut Anklage bewaffnet. Sie hatten einen Revolver und einer Pistole mit Schalldämpfer bei sich, wie aus der Anklageschrift am Freitag hervorging.
Die Anklage listete auch auf, wie akribisch sich die Beschuldigten auf den Coup vorbereitet hatten. Dazu spähten sie mehrfach den späteren Tatort aus und entfernten vor dem Einbruch in die Schatzkammer einen Teil des gusseisernen Gitters, das sie anschließend mit Klebematerial wieder einfügten. Auf diese Weise wollten sie am 25. November 2019 - dem Tag des Einbruchs - schneller in das Gebäude eindringen, hieß es.
Fast wären einige der Angeklagten der Polizei schon früher ins Netz gegangen. Bei einer der Spähaktionen hatte eine Zivilstreife der Polizei die Betroffenen bei einem unerlaubten Wendemanöver beobachtet, das sie zu nächtlicher Stunde auf einer Dresdner Straße vollführten. Als die Beamten den Wagen kontrollierten wollten, flüchteten die Beschuldigten mit Tempo 120 und konnten entkommen.
Gut zwei Jahre nach dem Juwelendiebstahl aus dem Historischen Grünen Gewölbe in Dresden beginnt am Freitag der Prozess gegen sechs mutmaßliche Täter. Die Große Strafkammer des Landgerichts Dresden verhandelt in dem spektakulären Fall im besonders gesicherten Saal des Oberlandesgerichts Dresden am Stadtrand - als Jugendkammer.
Zwei Beschuldigte waren zur Tatzeit juristisch gesehen Heranwachsende, wie ein Gerichtssprecher sagte. Die sechs jungen Männer sind wegen schweren Bandendiebstahls, Brandstiftung und besonders schwerer Brandstiftung angeklagt.
Angeklagte stammen aus Berliner Clan
Die Ermittler sind überzeugt, dass der Einbruch auf das Konto krimineller Mitglieder eines Berliner Clans geht. Die Angeklagten stammen alle aus der arabischstämmigen Großfamilie und haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Vier von ihnen sind in Untersuchungshaft, zwei verbüßen noch eine Jugendstrafe wegen des ebenfalls spektakulären Diebstahls einer riesigen Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum im Jahr 2017.
Die Staatsanwaltschaft wirft den 23- bis 28-Jährigen vor, für den Einbruch in das berühmte barocke Schatzkammermuseum im Residenzschloss am 25. November 2019 verantwortlich zu sein. Sie sollen 21 Schmuckstücke mit insgesamt 4.300 Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro entwendet und im Zuge des spektakulären Coups auch Sachschäden in Höhe von über einer Million Euro hinterlassen haben.
Zwei Männer waren am frühen Morgen in das Gebäude in der Altstadt eingedrungen, hatten mit einer Axt Löcher in eine Vitrine geschlagen und darin befestigte Schmuckstücke aus dem 17. und 18. Jahrhundert herausgerissen. Von der Beute fehlt noch immer jede Spur.
Sendung: Inforadio, 28. Januar 2022, 7 Uhr