Interview | Start von "Studio 3 – live aus Babelsberg" - "Unterhaltung hat heute mehr Haltung"

Im Januar startet der rbb mit "Studio 3" ein neues Talkformat. Zum Moderationsteam gehört auch der renommierte deutsch-arabische Journalist Jaafar Abdul Karim. Was reizt ihn an der neuen Aufgabe?
rbb|24: Jaafar, Ihre gesellschaftskritische Talkshow "JaafarTalk" erreicht in der arabischen Welt ein Millionenpublikum, Sie sind Reporter, Journalist und gehören ab Januar nun auch zum rbb-Moderationsteam von "Studio 3 – live aus Babelsberg". Dort reden Sie mit Promis und "Alltagshelden" aus der Region. Was interessiert Sie daran?
Jaafar Abdul Karim: Ich freue mich auf intensive Gespräche mit unseren Gästen – wir haben 45 Minuten in jeder Sendung – und darauf, Berlin und Brandenburg besser kennenzulernen durch die Menschen, die wir interviewen. Denn sie werden letztlich widerspiegeln, was diese Region ausmacht. Wir sind ein Moderationsteam aus vier sehr unterschiedlichen Leuten, also sehr divers! Und wir haben jeden Tag einen anderen Gast. Diese Vielfältigkeit finde ich mega spannend. Ich finde es gut, dass die deutsche Medienlandschaft diverser wird. Ich glaube, das ist eine Möglichkeit, neue Zuschauer:innen und neue User:innen zu erreichen
Sie sind als kritischer Journalist bekannt, der auch vor Tabuthemen nicht zurückschreckt. Jetzt moderieren Sie ein Unterhaltungsformat. Wie passt das zusammen?
Ich finde, in der Unterhaltung stecken viel Potenzial und Möglichkeiten, die man manchmal unterschätzt. Unterhaltung bleibt für mich nicht an der Oberfläche, sondern ich kann viele gesellschaftlichen Themen hineinnehmen. Wenn ich eine Schauspielerin zu Gast habe, dann interessiert es mich auch zu erfahren, was sie zum Beispiel zum "Pay Gap" innerhalb ihres Berufsstands sagt. Von einem Künstler will ich wissen, wie wichtig es für ihn ist, dass Kunst divers ist und sehr viele Menschen erreicht. Die Diversitätsdebatten, die wir in Deutschland führen, haben gezeigt, dass auch Unterhaltung diverser sein muss, solche Themen ansprechen muss. Unterhaltungsformate heute und früher haben sich verändert. Ich würde sagen: Unterhaltung hat heute mehr Haltung.
Und ich freue mich darauf, meine Expertise, meine Erfahrungen, meine Haltung in die Gespräche einzubringen. Es ist mir natürlich bewusst, dass die Unterhaltung was Neues ist, was ich journalistisch bis jetzt bei der Deutschen Welle noch nicht gemacht habe. Ich moderiere meine Talkshow bei der Deutschen Welle weiter. Deshalb freue ich mich auf eine zusätzliche neue Erfahrung und Herausforderung, die mich auch sehr reizt: Schaffe ich das, wie wird es funktionieren?
Welche Gäste werden in Ihrer ersten Moderationswoche dabei sein?
Meine ersten Gäste sind die Lauterbachs, der Schriftsteller Bas Kast ist dabei, auch Jam-Skaterin Oumi Janta und die Schauspielerin Rebecca Immanuel. Also ich habe tolle Gäste, ich habe Mega-Lust darauf, mit ihnen zu sprechen. Ich liebe intensive Gespräche, ich liebe es, Menschen kennenzulernen, und den Menschen hinter dem Künstler, Schauspieler, Sänger oder Promi zu entdecken. Es reizt mich, diese Menschen, die sehr im Vordergrund stehen, zu verstehen. Was ist ihre Motivation? Was suchen Sie? Was wollen Sie erreichen? Viele Prominente haben in der letzten Zeit über ihre persönliche Erfahrung gesprochen, was Diversität betrifft, was die #Metoo-Debatte betrifft, was auch politische Einstellung betrifft, was ihre Haltung zu bestimmten gesellschaftlichen Themen betrifft. Das ist spannend.
Wie bereiten Sie sich eigentlich auf die Sendungen vor?
Wir arbeiten als Team. Wir besprechen gemeinsam, was wir gerne von einem Gast wissen wollen, was diesen Menschen ausmacht. Ich lese viel über einen Gast, schaue mir Videos an. Bei der Vorbereitung versuche ich auch, mich in die Zuschauer:innen hinein zu versetzen, zu verstehen, was sie interessieren könnte. Wir senden Live, aber ohne Publikum. Deshalb hoffe ich, dass die Sendung interaktiv werden wird, dann können wir auch Fragen von Zuschauer:innen einbinden.
Am Montag startet das neue Format. Worauf kann sich das Publikum freuen?
Darauf, dass sie jeden Abend einen Menschen aus Berlin oder Brandenburg kennenlernen und mit ihm auf eine Reise gehen können, sich mit ihm eventuell auch identifizieren können, etwas lernen können oder auch neue Informationen bekommen. Dass sie eine Sendung erleben, die ihnen aber auch Spaß macht, weil sie miterleben, wie schön es ist, wenn zwei Leute miteinander sprechen und man den Menschen hinter dem Promi kennenlernt. Denn am Ende haben wir alle sehr vieles gemeinsames.
Vielen Dank für das Gespräch.
Mit Jaafar Abdul Karim sprach Ula Brunner, rbb|24.
Sendung: Studio 3 - Live aus Babelsberg, 03.01.2022, 18:45 Uhr