Interview | Start von "Studio 3 – live aus Babelsberg" - "Unterhaltung hat heute mehr Haltung"

Mo 03.01.22 | 12:06 Uhr
  18
Jaafar Abdul Karim (Bild: Thomas Ernst/rbb)
Bild: Thomas Ernst/rbb

Im Januar startet der rbb mit "Studio 3" ein neues Talkformat. Zum Moderationsteam gehört auch der renommierte deutsch-arabische Journalist Jaafar Abdul Karim. Was reizt ihn an der neuen Aufgabe?

rbb|24: Jaafar, Ihre gesellschaftskritische Talkshow "JaafarTalk" erreicht in der arabischen Welt ein Millionenpublikum, Sie sind Reporter, Journalist und gehören ab Januar nun auch zum rbb-Moderationsteam von "Studio 3 – live aus Babelsberg". Dort reden Sie mit Promis und "Alltagshelden" aus der Region. Was interessiert Sie daran?

Jaafar Abdul Karim: Ich freue mich auf intensive Gespräche mit unseren Gästen – wir haben 45 Minuten in jeder Sendung – und darauf, Berlin und Brandenburg besser kennenzulernen durch die Menschen, die wir interviewen. Denn sie werden letztlich widerspiegeln, was diese Region ausmacht. Wir sind ein Moderationsteam aus vier sehr unterschiedlichen Leuten, also sehr divers! Und wir haben jeden Tag einen anderen Gast. Diese Vielfältigkeit finde ich mega spannend. Ich finde es gut, dass die deutsche Medienlandschaft diverser wird. Ich glaube, das ist eine Möglichkeit, neue Zuschauer:innen und neue User:innen zu erreichen

zur person

Der Journalist Jaafar Abdul Karim beschäftigt sich mit Themen wie Partizipation, Diversität, Gleichberechtigung oder gesellschaftlichen Tabus und wurde mehrfach für seine Arbeit ausgezeichnet. Seit 2019 moderiert er für die Deutsche Welle das arabische Talkformat "JaafarTalk". Seit Januar 2022 gehört er zum Moderationsteam von "Studio 3 – Live aus Babelsberg". Jaafar Abdul Karim wurde 1981 in Monrovia, Liberia, geboren und lebt in Berlin.

Sie sind als kritischer Journalist bekannt, der auch vor Tabuthemen nicht zurückschreckt. Jetzt moderieren Sie ein Unterhaltungsformat. Wie passt das zusammen?

Ich finde, in der Unterhaltung stecken viel Potenzial und Möglichkeiten, die man manchmal unterschätzt. Unterhaltung bleibt für mich nicht an der Oberfläche, sondern ich kann viele gesellschaftlichen Themen hineinnehmen. Wenn ich eine Schauspielerin zu Gast habe, dann interessiert es mich auch zu erfahren, was sie zum Beispiel zum "Pay Gap" innerhalb ihres Berufsstands sagt. Von einem Künstler will ich wissen, wie wichtig es für ihn ist, dass Kunst divers ist und sehr viele Menschen erreicht. Die Diversitätsdebatten, die wir in Deutschland führen, haben gezeigt, dass auch Unterhaltung diverser sein muss, solche Themen ansprechen muss. Unterhaltungsformate heute und früher haben sich verändert. Ich würde sagen: Unterhaltung hat heute mehr Haltung.

Und ich freue mich darauf, meine Expertise, meine Erfahrungen, meine Haltung in die Gespräche einzubringen. Es ist mir natürlich bewusst, dass die Unterhaltung was Neues ist, was ich journalistisch bis jetzt bei der Deutschen Welle noch nicht gemacht habe. Ich moderiere meine Talkshow bei der Deutschen Welle weiter. Deshalb freue ich mich auf eine zusätzliche neue Erfahrung und Herausforderung, die mich auch sehr reizt: Schaffe ich das, wie wird es funktionieren?

Der neue Vorabend beim rbb

Ab 3. Januar, werktags - "Studio 3 – Live aus Babelsberg" und "schön + gut"

Jaafar Abdul Karim moderiert die Gesprächssendung "Studio 3 – Live aus Babelsberg" im wöchentlichen Wechsel mit Janna Falkenstein, Christian Matthée und Sabrina N'Diaye. Zu Gast sind Prominente, aber auch Menschen aus Berlin und Brandenburg mit interessanten Lebensgeschichten sowie Alltagshelden aus der Region. Die Sendung gehört mit dem Service-Format "schön + gut" zum neuen Vorabendprogramm des rbb-Fernsehens.

Welche Gäste werden in Ihrer ersten Moderationswoche dabei sein?

Meine ersten Gäste sind die Lauterbachs, der Schriftsteller Bas Kast ist dabei, auch Jam-Skaterin Oumi Janta und die Schauspielerin Rebecca Immanuel. Also ich habe tolle Gäste, ich habe Mega-Lust darauf, mit ihnen zu sprechen. Ich liebe intensive Gespräche, ich liebe es, Menschen kennenzulernen, und den Menschen hinter dem Künstler, Schauspieler, Sänger oder Promi zu entdecken. Es reizt mich, diese Menschen, die sehr im Vordergrund stehen, zu verstehen. Was ist ihre Motivation? Was suchen Sie? Was wollen Sie erreichen? Viele Prominente haben in der letzten Zeit über ihre persönliche Erfahrung gesprochen, was Diversität betrifft, was die #Metoo-Debatte betrifft, was auch politische Einstellung betrifft, was ihre Haltung zu bestimmten gesellschaftlichen Themen betrifft. Das ist spannend.

Wie bereiten Sie sich eigentlich auf die Sendungen vor?

Wir arbeiten als Team. Wir besprechen gemeinsam, was wir gerne von einem Gast wissen wollen, was diesen Menschen ausmacht. Ich lese viel über einen Gast, schaue mir Videos an. Bei der Vorbereitung versuche ich auch, mich in die Zuschauer:innen hinein zu versetzen, zu verstehen, was sie interessieren könnte. Wir senden Live, aber ohne Publikum. Deshalb hoffe ich, dass die Sendung interaktiv werden wird, dann können wir auch Fragen von Zuschauer:innen einbinden.

Am Montag startet das neue Format. Worauf kann sich das Publikum freuen?

Darauf, dass sie jeden Abend einen Menschen aus Berlin oder Brandenburg kennenlernen und mit ihm auf eine Reise gehen können, sich mit ihm eventuell auch identifizieren können, etwas lernen können oder auch neue Informationen bekommen. Dass sie eine Sendung erleben, die ihnen aber auch Spaß macht, weil sie miterleben, wie schön es ist, wenn zwei Leute miteinander sprechen und man den Menschen hinter dem Promi kennenlernt. Denn am Ende haben wir alle sehr vieles gemeinsames.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mit Jaafar Abdul Karim sprach Ula Brunner, rbb|24.

Sendung: Studio 3 - Live aus Babelsberg, 03.01.2022, 18:45 Uhr

18 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 18.

    Mich interessiert vorrangig die Qualität der journalistischen Arbeit und nicht wie "divers" jemand ist, der sie ausführt! Beim rbb scheint sich das zunehmend leider umgekehrt zu entwickeln...

  2. 17.

    Talkshows können durchaus auch interessant sein und neue Ideen bringen. Leider scheitert der gute Ansatz in der Realität dann aber an der gesiebten und/oder fachfremden Gästeauswahl. Es ist mir bis heute nicht klar, welchen Erkenntnisgewinn ein x-beliebiger Schauspieler mir zu komplexen, wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Zusammenhängen bringen soll, den mir Nachbar Erwin Otto, Mitarbeiter bei Amazon im Lager, nicht auch geben kann. Es diskutieren meistens Eliten, die zwar die richtige Haltung, aber selten Bezug zur Lebensrealität der Durchschnittsbevölkerung haben. Damit ist dieses Format leider auch überflüssig.

  3. 16.

    Oh gott wird ja alles schlechter ,brauch ich nicht mehr haben.Weg damit.

  4. 15.

    Hallo rbb,
    Wir sind oder waren jahrelanger RBB im Fernsehen gewesen und zum Teil auch noch jetzt.Aber seit der neuen Sendung die jetzt ausgestrahlt wird leider nicht mehr.Warum lässt man nicht alt gewohntes bei, wo doch Erfolg zuverzeichnen ist und war.Es ist ein Rückschritt zuverzeichnen.
    Sicherlich wird dieser Beitrag nicht durch euch veröffentlicht, aber gesagt werden muss es aber

  5. 13.

    An die negativen Vorredner: Es kritisiert sich aber auch verdammt gern und ständig in Deutschland. Die Sendung ist noch nicht einmal gelaufen und schon wird abgewatscht. Und wer beim Öffentlich-rechtlichen Rundfunk Unterhaltung auf Netflix-Niveau sucht, der hat den wesentlichen Unterschied in Auftrag und Funktion nicht verstanden.

  6. 12.

    Wir werden sehen ,was passiert. Ein Ersatz für ZIBB habe ich Viel anders vorgestellt. Aber es sind ja erst die ersten Sendungen.

  7. 11.

    Den ersten Teil finde ich gut. Den 2. Teil werde ich mir bestimmt sparen. Was machen jetzt eigentlich die "alten" Moderatoren.

  8. 10.

    Bitte zipp zurück, Talkshow Nein, wir schalten nun immer weg ,schade

  9. 9.

    Bitte bitte zipp zurück ,wir schalten jetzt immer weg

  10. 8.

    Eigenartig, dass ich bei Ihrer schlichten Theorie an die LPG "Frohe Zukunft" denken muss. Warscheinlich, weil es auch Irrwege gibt. ; )

  11. 7.

    Endlich noch eine Talkshow.

  12. 6.

    Ich freu mich auf das Neue, Veränderung bedeutet Bewegung und Bewegung bringt uns in die Zukunft. Wer sich nicht mehr bewegt, steht irgendwann still, auch geistig.

  13. 5.

    "Unterhaltung hat heute mehr Haltung"
    Das ist doch aber kein Feature, sondern das Problem!
    Und es wird enden wie in der DDR - wem mit Unterhaltung eine Haltung ins Haus gesendet wird, der meidet eben den ÖRR und wendet sich Netflix und Co. zu. Wenn das gewollt ist und dem Rundfunkstaatsvertrag entspricht...

  14. 4.

    Ich meine natürlich Karl Lauterbach.

  15. 3.

    Ach Gott, noch ne Talkshow!! Habt ihr Herrn Lauterbach schon eingeladen?

  16. 2.

    Haltung...okay, guck ich halt was Anderes.

  17. 1.

    Wer braucht noch Talkshow????
    Ind der Bunten Republik Deutschland wird nur noch diskutiert anstatt sofort zu handeln und vor Allem durchzusetzen !!!!

Nächster Artikel