Archäologiefund bei Bauarbeiten - Spuren einer der ältesten Straßen Berlins ausgegraben

Eine mittelalterliche Straße aus Holzbohlen, aber kaum Spuren von Pferden oder Transporten: Am Molkenmarkt haben Archäologen die bislang ältesten Spuren einer Straße in Berlin gefunden. Doch der Fund birgt einige Rätsel.
Archäologen sind bei Umbauarbeiten rund um den Molkenmarkt in Berlin-Mitte auf einen alten Bohlendamm gestoßen. Das Bauwerk sei eine Art Pflasterung eines Weges aus Eichen-, Kiefer- und Birkenstämmen und stamme nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler aus der Gründungszeit Berlins im 13. Jahrhundert, teilte der Senat bei der Präsentation des Fundes am Mittwoch mit.
Der Fund könne eine der ältesten Straßen Berlins sein, hieß es. Allerdings fanden die Wissenschaftler kaum Fahrspuren auf den Hölzern. Sie gingen darum davon aus, dass die Straße sehr schnell verschüttet worden war, erklärten die Wissenschaftler bei der Präsentation des Fundes.

Leicht versetzt zur Stralauer Straße
Das hölzerne, aus drei Lagen bestehende Bauwerk liegt leicht versetzt zur Flucht der Stralauer Straße und konnte bislang auf einer Länge von mindestens 50 Metern nachgewiesen werden. Die Breite des Dammes betrage rund sechs Meter, hieß es von der Senatskulturverwaltung. Der Fund belege, dass die Stralauer Straße eine rund 700 Jahre andauernde "Nutzungskontinuität" habe.
Der nun entdeckte Damm befinde sich in unmittelbarer Nähe des historischen Molkenmarktes, etwa 2,5 Meter unter der heutigen Geländeoberkante der Stralauer Straße. Das Bauwerk verdanke seine außerordentlich gute Erhaltung einer mächtigen Torfschicht, die die Hölzer mehr als 700 Jahre lang luftdicht abdeckte. Die Hölzer wiesen nur geringe Spuren einer Nutzung auf, hieß es am Mittwoch.
Großteil der alten Substanz muss für die Bauarbeiten zerstört werden
Anlass der bauvorbereitenden archäologischen Arbeiten ist die die Verlegung von Strom- und Gasleitungen im Rahmen des Straßenumbaus rund um den Molkenmarkt in Berlin-Mitte. Alle Phasen der historischen Konstruktion würden nun dokumentiert, hieß es. Ein Großteil der mittelalterlichen Substanz werde wegen der Bauarbeiten aber anschließend zerstört.
Die aufwändige hölzerne Befestigung der mittelalterlichen Stralauer Straße nahe der Spree sei wegen des hier besonders nassen Untergrundes notwendig gewesen, hieß es weiter. Der Bohlendamm ermöglichte eine sichere Passage vom Mühlendamm in Richtung Stralauer
Tor.

Sendung: rbb Kultur, 19.01.2022, 14:44 Uhr