S-Bahn teilweise noch gestört - Sturmtief "Nadia" löst zahllose Feuerwehreinsätze aus - ein Toter in Beelitz
Polizei und Feuerwehr waren in der Nacht auf Sonntag im Dauereinsatz. Sturmtief "Nadia" fegte über Berlin und Brandenburg hinweg. In Beelitz wurde ein Mann durch eine umstürzende Plakatwand tödlich verletzt. Die S-Bahn meldete Störungen.
Orkanartige Böen des Sturmtiefs "Nadia" führten am Wochenende zu vielen Einsätzen der Feuerwehren in Berlin und Brandenburg. Mittlerweile hat sich die Situation beruhigt.
Das Wichtigste in Kürze:
🔘 Sturmtief "Nadia" hat mehrere Hundert Einsätze von Feuerwehr und Polizei ausgelöst
🔘 In Beelitz wurde ein 58-jähriger Fußgänger durch einen umstürzenden Plakataufsteller getötet
🔘 Die Berliner S-Bahn und die BVG meldeten zeitweise zahlreiche Störungen - die A115 in Berlin war vorübergehend gesperrt
🔘 Die größte Windgeschwindigkeit wurde mit 105 km/h in Berlin-Wannsee gemessen - das ist auf der Beaufortskala Stärke elf von zwölf Windstärken
🔘 Die Unwetterwarnung für die Region wurde inzwischen aufgehoben - der Deutsche Wetterdienst warnt weiter vor Sturmböen in Berlin und Brandenburg
Nach Sturmtief "Nadia" haben am Montag in Nord- und Ostdeutschland die Aufräumarbeiten begonnen. In zahlreichen Orten sind durch die Windböen am Wochenende Bäume umgekippt oder Äste auf Häuser, Straßen und Autos gefallen.
Das Sturmtief hat in der Nacht zu Sonntag zahlreiche Einsätze von Polizei und Feuerwehr ausgelöst. Die schweren Sturmböen haben dabei ein Todesopfer gefordert. In Beelitz (Potsdam-Mittelmark) wurde ein Mann von einer umstürzende Plakatwand am Kopf getroffen und tödlich verletzt, wie die Polizeiinspektion in Brandenburg dem rbb am Sonntag mitteilte.
Der Deutsche Wetterdienst warnte in Berlin und Brandenburg auch am Sonntag noch vor Sturmböen; es könnten etwa Äste oder Gegenstände herabfallen. Die Unwetterwarnung für die Region allerdings wurde gegen 11 Uhr aufgehoben.
Orkanartige Böen in Wannsee, Adlershof und Potsdam
Teilweise orkanartige Sturmböen fegten in der Nacht über Berlin und Brandenburg hinweg. Nach Angaben des ARD-Wetterkompetenzzentrums wurde die größte Windgeschwindigkeit mit 105 km/h in Berlin-Wannsee gemessen, gefolgt von 104 km/h in Berlin-Adlershof und Potsdam. Das entspricht auf der Beaufortskala der Stärke elf von zwölf Windstärken. In Nauen (Havelland) und Grünow (Uckermark) stellten die Meteorologen Windhöchstgeschwindigkeiten von 100 km/h fest (Windstärke 10).
Behinderungen im Berliner S-Bahnverkehr
In Berlin hatte der Sturm bis zum Sonntagabend Auswirkungen auf den öffentlichen Nahverkehr, mehrere S-Bahnlinien waren noch beeinträchtigt.
Inzwischen verkehren die meisten S-Bahnlinien wieder, zuletzt wurde am Abend die Sperrung auf der Linie S1 aufgehoben. Auf den Linien S2 und S3 fallen sogenannte Verstärkerzüge aus - auf der S2 zwischen Lichtenrade und Buch und auf der S3 zwischen Friedrichshagen und Ostbahnhof. In der Nacht waren zahlreiche Strecken wegen umgestürzter Bäume teilweise gesperrt.
So kollidierte am späten Samstagabend eine S-Bahn zwischen den Stationen Pichelsberg und Spandau mit einem umgeknickten Baum. Niemand sei verletzt worden, sagte eine Bahnsprecherin. Wegen der Bergung des Zuges und der anschließenden Prüfung der Strecke auf Schäden blieb der Abschnitt bis zum Sonntagmorgen gesperrt.
BVG stoppt Fähre
Auch einige Bus- und Straßenbahnlinien der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mussten zeitweilig unterbrochen oder umgeleitet werden. Grund waren in vielen Fällen umgestürzte Bäume oder Äste und andere Gegenstände in der Oberleitung, wie die BVG am Sonntag mitteilte. Den Angaben nach hat es im U-Bahn-Verkehr keine sturmbedingen Ausfälle gegeben. Vorsorglich sei jedoch das Tempo auf den oberirdischen Abschnitten der Linien U1, U2, U3, U5 und U6 auf maximal 40 Stundenkilometer reduziert worden. Am Sonntagmorgen gegen 8:30 Uhr sei außerdem der Fährverkehr auf der Linie F12 eingestellt worden.
Die A115 - Avus - war stadtauswärts zwischen Hüttenweg und Spanischer Allee zwischenzeitlich wegen umgestürzter Bäume gesperrt.
Massive Verkehrsbehinderungen in Norddeutschland
Auch der Fernverkehr war erheblich gestört. Auf der Strecke Berlin - Hamburg kam es zu witterungsbedingten Verspätungen und Zugausfällen. Der Fernverkehr in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Bremen wurde vorübergehend eingestellt, wie die Bahn per Twitter mitteilt. Für die deutsche Nordseeküste galt eine Sturmflutwarnung.
Uckermark besonders betroffen
Im Nordosten Brandenburgs mussten Feuerwehren und Polizei in der Nacht fortlaufend ausrücken. Fast 100 wetterbedingte Einsätze meldete die zuständige Leitstelle für die Landkreise Uckermark, Barnim und Oberhavel. Neben den umgekippten Bäumen wurden zahlreiche Dächer abgedeckt, in Prenzlau ist ein Dachfenster abgestürzt. Auch der Bahnverkehr der Linie RE 3 war beeinträchtigt.
Besonders betroffen war die West-Uckermark. Hier waren Feuerwehr und Polizei im Dauereinsatz. Durch umgekippte Bäume gab es zwei Vollsperrungen. So war die L23 zwischen Ringenwalde und dem Abzweig nach Groß-Kölpin gesperrt und auch zwischen Funkenhagen und Mellenau lagen Bäume auf der Straße.
In Märkisch-Oderland ist auf der Verbindung von Petershagen nach Tasdorf Nord in der Nacht ein Baum auf die Straße gestürzt. In Oder-Spree zwischen Müllrose und Markendorf sorgte am Vormittag ein umgestürzter Baum auf der B87 Richtung Frankfurt für Einschränkungen. Feuerwehr und Polizei warnen weiter vor herunterfallenden Ästen oder umstürzenden Bäumen.
Todesfall in Beelitz: Sturm riss Plakatwand aus den Angeln
Wie die Polizeiinspektion in Brandenburg dem rbb am Sonntag über den Todesfall in Beelitz weiter mitteilte, hatten Rettungskräfte nach dem Unfall noch versucht, den 58-jährigen Mann wiederzubeleben, konnten aber nur seinen Tod feststellen.
Der Mann sei mit seiner Lebensgefährtin und einem Bekannten in der Clara-Zetkin-Straße spazieren gegangen, als sich das Unglück gegen 22.15 Uhr ereignete. Demnach erfasste eine Sturmböe den Aufsteller, dieser traf den Mann am Kopf. Die Polizei hatte das Alter des Mannes zunächst mit 68 Jahren angegeben, korrigierte diese Angabe aber später.
Der 3,5 Meter mal 2,5 Meter große Aufsteller bestand laut Polizei aus einem Metallkorpus und Sperrholz und war mit Metallstangen am Boden verankert. Das Plakat war zur Landratswahl am kommenden Sonntag in Potsdam-Mittelmark aufgestellt worden.
Nach dem Sturm
Windrad-Flügel abgerissen
In Südbrandenburg hat die zuständige Notruf-Leitstelle Lausitz von Samstagabend bis Montagfrüh rund 350 witterungsbedingte Einsätze gezählt. Der Sturm führte vor allem zu umgestürzten Bäumen und abgedeckten Hausdächern. In Cottbus haben sich Teile des Daches der Einkaufspassage "Spreegalerie" gelöst. Auch Stromausfälle wurden gemeldet, zum Beispiel in Teilen von Cottbus, Jänschwalde, Sellessen (beide Spree-Neiße) und Finsterwalde (Elbe-Elster).
Im Dahme-Spreewald-Kreis hat der Sturm einen Flügel von einem Windrad an der Ortsverbindungsstraße L 71 zwischen Drahnsdorf und Liedekahle abgerissen. Verletzt wurde niemand, sagte ein Leitstellen-Sprecher rbb|24 am Montag.
Zoo und Tierpark machten erst später auf
Der Berliner Zoo und der Tierpark blieben wegen des Stumtiefs am Sonntag bis 13 Uhr geschlossen. "Wir hatten schon am Samstagabend speziell die Fluchttiere in ihre Ställe gebracht, damit diese sich nicht wegen des Sturms erschrecken", sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Größere Unwetterschäden habe es nicht gegeben. "Wir hatten hauptsächlich mit Astbruch zu kämpfen."
Am Montag hat sich die Situation beruhigt, der Verkehr läuft weitgehend wieder normal.
Sendung: Brandenburg aktuell, 30.01.2022, 19:30 Uhr
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