Nähe zur Bundespolitik - Deutsche Katholiken ziehen nach Prenzlauer Berg

So 16.01.22 | 08:16 Uhr | Von Carmen Gräf
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Hauptverwaltung des Zentralkomitee der deutschen Katholiken in Bonn. (Quelle: imago images)
Audio: Inforadio | 14.01.2021 | Carmen Gräf | Bild: imago images

Die Laien in der katholischen Kirche wollen einen engeren Kontakt zur Bundespolitik. Deshalb zieht ihr höchstes Gremium, das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken von Bonn nach Berlin - und zwar in ein Gebäude mit Geschichte. Von Carmen Gräf

Nur ein paar Schritte zur Straßenbahn am U-Bahnhof Rosa-Luxemburgplatz, in der Schönhauser Allee, mitten in Prenzlauer Berg ist nun das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (kurz ZdK) ab dem 17. Januar zuhause: im Gebäude, in dem früher das Theresienstift untergebracht war - eine katholische Mädchenschule. "Das Ziel ist, den gesellschaftlichen Vertretungsanspruch der Katholiken zu stärken", sagte Irme Stetter-Karp, die Präsidentin des ZdK, dem rbb. "Und da liegt es nahe, in die Bundeshauptstadt zu gehen."

70 Jahre lang war Bonn der Sitz des ZdK. Begründet wurde das mit kurzen Wegen zum Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn. Nun sucht das ZdK die Nähe zur Bundespolitik.

Auf der Suche nach neuen Bündnispartnern

Das ZdK ist das höchste repräsentative Gremium der katholischen Laien in Deutschland. Es bemüht sich in der Kirche um Reformen wie den synodalen Weg. Dabei geht es unter anderem um den Machtabbau und die Sexualmoral der katholischen Kirche. Zugleich will das ZdK den katholischen Laien eine Stimme geben gegenüber Politik und Gesellschaft.

Es sei für Christen aufgrund der Entwicklungen in der säkularen Gesellschaft nicht leichter, politisch Einfluss zu nehmen, betonte die ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Umso mehr wolle sich der Verband öffnen für neue Bündnispartnerinnen und -partner - und zwar sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche. Dabei will das ZdK auch mit Nichtregierungsorganisationen zusammenarbeiten. Etwa wenn es um Menschenrechte geht oder um Geflüchtete.

"Wir übernehmen dieses Gebäude mit viel Demut"

Das passt gut zu dem historischen Gebäude, in dem das ZdK untergebracht ist. "In der katholischen Mädchenschule Theresienstift Prenzlauer Berg wurden jüdische Schülerinnen aufgenommen, als sie an staatlichen Schulen schon nicht mehr aufgrund des Naziterrors unterrichtet werden konnten", erklärt ZdK-Generalsekretät Marc Frings.

In dem heutigen ZdK-Gebäude war auch das "Hilfswerk beim bischöflichen Ordinariat" untergebracht. Dieses spielte ebenfalls eine Rolle bei der Unterstützung von Juden während des Dritten Reiches. Bis 1941 wirkte hier der Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg, heute Namensgeber der Gemeinde in Berlin-Mitte und Kreuzberg. Er wurde wegen seiner Kritik an der Nazi-Propaganda inhaftiert und starb 1943 auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau.

"Wir übernehmen dieses Gebäude mit viel Demut, wissen um das große Erbe, das mit diesem Haus einherkommt," betont Marc Frings, der Generalsekretär des ZdK. Dieses will das Vertrauen in die katholische Kirche nach dem immer noch anhaltenden Missbrauchsskandal zurückgewinnen und ihr weiter eine Platz in der Zivilgesellschaft sichern.

Sendung: Inforadio, 15.01.2022, 10 Uhr

Beitrag von Carmen Gräf

16 Kommentare

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  1. 16.

    Es geht mir nicht darum wer, was, wann getan hat, das kann man nicht mehr verhindern und das wird es auch immer wieder geben. Wie man damit umgeht ist das Problem. Es stört mich wie unterschiedlich damit umgegangen wird.
    Die einen werden ihrer gerechten Strafe zugeführt und andere können so weiter machen wie bisher, obwohl die Dinge auf dem Tisch liegen. Es muss aufgearbeitet werden, es sind Einzelfälle, es ist verjährt, soviele Ausreden!
    Täter, Richter und Ermittler sind praktisch die gleichen Personen. Das darf nicht sein.
    Ich habe den Eindruck dass Fälle in Vereinen und ähnlichen Institutionen eher ans Tageslicht kommen. Wieviel Angst müssen die Opfer in den religiösen Institutionen haben das das erst nach vielen Jahren entdeckt wird.
    Und da sind die katholischen Laien gefragt! Aber da wird nichts kommen.

  2. 15.

    "Ist der Staat und die Kirche laut GG nicht getrennt?" Mag ja sein, aber hat sich Superstar Jesus an irgendwelche REgeln gehalten? Hat er nicht.

  3. 14.

    Lieber Heiko, dem stimme ich zu. Darum ging es aber eigentlich nicht, sondern darum ob man seine Kinder überhaupt noch in irgendwelche Institutionen bringen darf oder kann. Ebenfalls im letzten Jahr waren ja Fälle im Kindergarten. Also was tun? Kinder nicht mehr in Schwimmvereine schicken oder wie ich geschrieben habe Fußball oder Turnvereine. Man kann nicht jeden unterstellen generell ein Kinderschänder zu sein. Oder sehen Sie das anders?

  4. 13.

    Es gibt einen kleinen aber feinen Unterschied, der eine geht hinter Gitter und der andere wird eventuell versetzt.

  5. 12.

    Früher war Polemik mal zielsicher; in diesem Fall wäre Aie angebracht, wenn die Vereinigung kath. Kardinäle und Priester nach P-Town zogen. Es sind aber die Laien, denen eine besondere Nähe zu Kindern unterzujubeln ist am Ziel vorbei.

  6. 11.

    Lieber Maximilian, sollte man seine Kinder auch nicht mehr in Fußballvereine geben? War ja wohl gerade erst ein Fall in Brandenburg. Also bitte nicht so einen geistigen Schwachsinn von sich geben.

  7. 10.

    Berlin ist nicht Bonn und schon garnicht wie das kath. Münster und das ist auch gut so und soll auch so bleiben.

  8. 9.

    Da sollte man jetzt aber mehr auf seine Kinder aufpassen.

  9. 8.

    Ich denke, das ist genau der richtige Zeitpunkt, darüber nach zu denken, Berlin in "Neu-Bonn" umzubenennen?

  10. 7.

    Wenn die katholische Kirche die Nähe zur Politik sucht, gehen bei mir alle Alarmlämpchen an. Die Bonner Republik in ihren frühen Jahren unter Führung der C-Parteien hat gezeigt, wie die katholische Kirche jeden Fortschritt hemmt, wenn sie mit der Staatsmacht verfilzt ist. Immerhin wird sie sich in Berlin schwerer tun als im erzkatholischen NRW.

  11. 6.

    Herz Jesu liegt am Rand von Prenzlauer Berg, und zwar am südlichen! Nur wenige Meter weiter ist die Stadtbezirksgrenze zu Mitte. An der ev Intention des Artikels, daß das ZdK damit mehr Realität oder Urbanität atmet (atmen könnte?) ändert meine Richtigstellung nichts, die Gegend dort hat ohnehin einen kompletten Bevölkerungerungsaustausch erlebt. Wahrscheinlich treffen die Menschen, die dort jetzt in den Büros sitzen, ihre alten Bekannten wieder? Anyway, guten Umzug!

  12. 5.

    Das Zentralkomitee der Katholiken ZdK ist ein Gremium und ein in der Politik anerkanntes Organ der kath. Kirche in Deutschland. Es ist unerheblich, wo dieses Gremium seine Büroräume hat. Die Nähe zur Bundespolitik ist gegebene Aufgabe und wird weiterhin gepflegt im geduldigen Gespräch und Austausch mit den anderen gesellschaftlich relevanten Gruppen in unserer demokratischen Gesellschaft. Viel Arbeit steht bevor bei der Unkenntnis kommentierender Zeitgenossen, erst wissen - dann sich äußern! Auch die journalistische Sprache sollte nicht unklar sein: Es entsteht keine Politiknähe wenn 22 Millionen "Katholiken zum Prenzlauer Berg ziehen"...

  13. 4.

    Vor sich das ZDK anschickt die Politik zu beinflussen, sollte es zuerst dien sexuellen Missbrauch und den Umgang damit, und auch andere Missstände aufarbeiten, dafür wurde der Synodale Weg gegründet.

    Politischen Einfluss von Seite der Kirche, dass braucht Deutschland wirklich nicht.
    In Polen, da gibt es ihn, und das Ergebnis?

  14. 3.

    Was soll das? So etwas braucht kein denkender Mensch!
    Reihenweise Missbrauch decken und dazu schweigen, keine Konsequenzen ziehen und dann die Nähe zur Politik suchen.
    Eigentlich habe ich auch nichts anderes erwartet. Ab und zu wird auf eine gute Tat hingewiesen, auch wenn diese schon lange zurückliegt.
    Glaube hat nichts in der Politik zu suchen.

  15. 2.

    Ist der Staat und die Kirche laut GG nicht getrennt? Warum wird dann die Nähe zur Bundespolitik gesucht? Die Kirche ist nicht gewillt die Missbrauchsfälle aufzuarbeiten und verschleiert wo sie nur kann ( siehe Woelki). Auch ist die Aufnahme von Flüchtlingen eine Sache des Staates und nicht der Kirche. Auf die politische Einflussnahme durch die Kirche kann ich ganz und gar verzichten.

  16. 1.

    Hurra, noch mehr Lobbyismus.

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