17-Jährige spricht von rassistischem Angriff - Polizei räumt Fehler bei Meldung über Attacke auf Jugendliche ein

Nach dem Angriff auf eine 17-Jährige in Prenzlauer Berg hat die Polizei erste Angaben korrigiert. Demnach war der Auslöser für die Attacke nicht wie zuerst dargestellt eine fehlende Corona-Maske. Die Polizei spricht von einer "missverständlichen Formulierung".
Die Berliner Polizei hat im Fall einer 17-Jährigen, die in Berlin von mehreren Erwachsenen krankenhausreif geschlagen wurde, ihre ursprüngliche Pressemeldung korrigiert.
Die Jugendliche habe während des Vorfalls eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen, ihre Angreifer hingegen überwiegend nicht, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Zunächst hatte die Polizei in einer Pressemitteilung am Sonntag mitgeteilt, dass es zu der Attacke gekommen war, "nachdem die Jugendliche auf ihre fehlende Mund-Nase-Bedeckung angesprochen" worden sei. Auf Basis dieser Angaben hatten rbb|24 und andere Medien über den Fall berichtet.
Die Korrektur der Polizeimeldung erfolgte, nachdem die 17-Jährige am Dienstag auf ihrem Instagram-Account öffentlich Stellung zu dem Vorfall genommen hatte. Sie kritisierte, dass der Grund für den Angriff nicht eine fehlende Mund-Nasen-Bedeckung gewesen sei, sondern rassistische Motive.
Polizei: "Strafanzeigen waren missverständlich formuliert"
Die in der ersten Polizei-Mitteilung verwendeten Informationen hätten aus den vor Ort aufgenommenen Strafanzeigen gestammt, die "missverständlich formuliert waren", teilte die Polizei nun am Mittwoch mit. Das hätten die weiteren Ermittlungen gezeigt.
Die 17-Jährige habe beim Ein- und Aussteigen aus der Tram eine Mund-Nase-Bedeckung getragen und diese lediglich bei dem "auf die rassistischen Beleidigungen folgenden Streitgespräch" mit den sechs Erwachsenen kurzfristig nach unten gezogen. Die sechs tatverdächtigen Erwachsenen "trugen überwiegend keine Mund-Nase-Bedeckungen", das hätten Ermittlungen und die Sichtung von Videomaterial ergeben, heißt es in der Polizeimeldung weiter.
Jugendliche: "Zusammengeschlagen, weil ich Ausländerin bin"
Die Jugendliche hatte auf Instagram der ursprünglichen Darstellung der Polizei widersprochen. "Ich wurde gestern in Berlin zusammengeschlagen, weil ich Ausländerin bin", sagte sie in einem Video. Zudem schilderte sie ihre Ansicht, wie sich der Angriff zutrug: Demnach war sie in der M4 Richtung Greifswalder Straße unterwegs, als eine Gruppe Männer und Frauen sie grundlos massiv rassistisch beleidigt und bedrängt hätten. Die Erwachsenen seien betrunken gewesen.
Nachdem sie aus der M4 ausgestiegen sei, habe eine der Frauen an der Haltestelle zu ihr gesagt, sie solle eine Maske tragen - "dabei standen wir draußen und niemand von den ganzen Leuten hatte eine Maske an", so die Jugendliche. Sie hingegen habe in der Bahn die ganze Zeit über eine Maske getragen.
Jugendliche: niemand hat geholfen
Nach Angaben der Jugendlichen wurde sie von den Erwachsenen festgehalten, mehrfach geschlagen und getreten. Auf ihrem Instagram-Account sind auf einem, nach ihren Angaben von ihr selbst gedrehten Handyvideo Szenen zu sehen, die den Angriff zeigen sollen.
Während des Angriff soll ein älterer, besonders großer Mann sie zusätzlich gewarnt haben: "Ich soll aufpassen, was ich in seinem Land sage", sagte die 17-Jährige weiter. Der Vorfall belaste sie nun auch psychisch. Sie kritisierte zudem das Verhalten der Menschen, die die Tat beobachtet hätten. Niemand habe ihr geholfen, obwohl sie während des Angriffs Menschen an der Haltestelle um Hilfe gebeten habe.
Die 17-Jährige wurde laut Mitteilung der Polizei vom Sonntag nach dem Angriff zur Beobachtung stationär in einem Krankenhaus aufgenommen.
Täter auf Video des Opfers erkannt
Am Sonntag hatte die Polizei mitgeteilt, dass bereits während des Vorfalls am Samstagabend einige der mutmaßlichen Täter gestellt werden konnten. Aufgrund des Handyvideos der Jugendlichen erkannten Polizisten einen der beteiligten Männer aus vorangegangenen Polizeieinsätzen wieder. Er und zwei weitere Tatverdächtige im Alter zwischen 42 und 51 Jahren wurden schließlich in einer nahegelegenen Kneipe vorläufig festgenommen - sie bestritten aber die Tatvorwürfe.
Laut Polizei waren die Männer alkoholisiert, außerdem fand die Polizei bei einem von ihnen Betäubungsmittel. Inzwischen ermittelt der Staatsschutz wegen "rassistischer Beleidigung und Körperverletzung", teilte die Polizei am Mittwoch mit, zudem würden Zeugen gesucht.
Sendung: Inforadio, 09.02.2022, 14 Uhr