Natürliche CO2-Speicher - Frisches Wasser für alte Moore

Moore speichern viele Millionen Tonnen CO2 - wenn sie feucht bleiben. Trocknen sie hingegen aus, setzen sie Unmengen des Klimagases frei. In Brandenburg werden nun einige Moorflächen in ihren natürlichen Zustand zurückversetzt. Von Thomas Rautenberg
Knöcheltief steht das Wasser auf den Möllmer Seewiesen zwischen Oranienburg und Nassenheide. Auf den ersten Blick wirkt das Gelände wie eine Koppel, die zu viel Regen abbekommen hat. Als Weideland wurden die Möllmer Seewiesen tatsächlich lange genutzt. Dabei sind sie ein wertvolles Moor, erklärt Lukas Landgraf, Moorexperte beim Landesumweltamt Brandenburg. Die Oberfläche besteht aus einem schwarzbraunen Verlandungsmoortorf. Darunter ist eine mehrere Meter dicke Mudde, also ein Seesediment, das sich hier abgelagert hat. Der See hat sich dann geschlossen. Ein klassisches Moor, das auf den ersten Blick gar nicht als solches zu erkennen ist.
Moore können riesige Mengen CO2 speichern – oder freisetzen
Die Brandenburger Landesregierung hat sich vorgenommen, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu sein. 42 Millionen Tonnen CO2 müssen dafür jährlich eingespart werden. An den Mooren des Landes kommt dabei keiner vorbei. Nasse, und damit gesunde Moore, können über viele Jahre Millionen Tonnen CO2 speichern und helfen das Klima zu retten. Trockengelegte Moore dagegen setzen ebenso viele Mengen an CO2 frei. Sie werden selbst zu den größten Klimakillern.
Allein der Torf rund um die Möllmer Wiesen gibt, sobald er trockenfällt, jährlich rund 1.700 Tonnen CO2 an die Atmosphäre ab. Deshalb soll das Wasser in der Region nun aufgestaut und das Moor damit revitalisiert werden, sagt Moorexperte Landgraf. "Als erstes werden jetzt einige Pegel gesetzt, um die Auswirkungen auf die benachbarten Ortslagen zu prüfen. Und gleichzeitig werden wir die Landwirte bei der Umstellung auf die nasse Bewirtschaftung unterstützen."
Einsatz von Wasserbüffeln geplant
Etwa 56 Hektar groß ist die Moorfläche nördlich von Oranienburg, die mit dem Stauwasser aus dem sogenannten Hauptgraben vernässt werden soll. Nils Fischer, Geschäftsführer der ansässigen Agrargesellschaft Neuholland, hatte in der Vergangenheit auf den Wiesen zweimal im Jahr Heu gemacht. Mehr schlecht als recht, sagt der 34-jährige Landwirt. "Häufig haben wir hier Schiffe versenken gespielt. Am Rande stand immer ein Traktor mit einem langen Seil, der die Kollegen mit den Erntefahrzeugen bergen musste."
Künftig sollen Fischers Traktoren möglichst draußen bleiben. Stattdessen sollen Wasserbüffel kommen, die den Bewuchs der vernässten Weide in Schach halten und außerdem noch 1A-Fleisch liefern können. "Das könnte sich rechnen", sagt Fischer. Natürlich müsse es gelingen, eine vernünftige Direktvermarktung für das Fleisch aufzubauen. Wenn am Ende eine schwarze Null stünde, wäre das schon in Ordnung, findet der Landwirt. Den Umweltaspekt dürfe man nicht vergessen.

Bund fördert insgesamt drei Moor-Renaturierungen in Brandenburg
Das Bundesumweltministerium stellt für die Wiedervernässung von drei großen Moorgebieten in Brandenburg insgesamt zehn Millionen Euro zu Verfügung. Neben den Möllmer Wiesen bei Oranienburg werden auch im Randowbruch in der Uckermark und im Rhinluch zwischen Fehrbellin und Kremmen ähnliche Pilotprojekte angegangen.
Landwirt Nils Fischer räumt ein, dass es unter seinen Kollegen viele Diskussionen über die geplante Revitalisierung des Moores in den Möllmer Wiesen gab. "Die Skepsis war zunächst groß. Inzwischen wissen wir, dass wir hier mit Experten zusammenarbeiten, die immer nach Kompromissen suchen."
Über zehn Jahre läuft des Förderprogramm des Bundesumweltministeriums. Profitieren sollen nicht nur der Moorschutz und damit das Klima, sondern auch die Landwirte, die sich auf neue Produktionsverfahren in den vernässten Gebieten umstellen müssen. Ein Erfolg könnte auch zögerliche Landwirte andernorts überzeugen mitzumachen, hofft Nils Fischer.
Mehr zum Thema auf Youtube: Wassermangel - Warum Brandenburg so trocken ist
Sendung: Antenne Brandenburg, 04.02.2022, 13.40 Uhr