Auseinandersetzung um digitales Ticket - Polizei ermittelt nach Vorwürfen gegen BVG-Kontrolleure

Do 17.02.22 | 18:47 Uhr | Von Martin Adam
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Symbolbild: Eine Straßenbahn auf der Linie M10 hält am 23.03.2018 an der Haltestelle Frankfurter Tor. (Quelle: dpa/Christophe Gateau)
Bild: dpa/Christophe Gateau

Eine Frau macht zwei Kontrolleuren der BVG schwere Vorwürfe. In einem Video bei Instagram beschreibt sie, die beiden hätten ihr digitales Ticket nicht akzeptiert und ihr bei der Kontrolle einen Finger gebrochen. Die Polizei ermittelt - auch gegen die Frau. Von Martin Adam

Nach schweren Vorwürfen gegen zwei Kontrolleure, die im Auftrag der BVG tätig waren, bestätigt die Berliner Polizei, dass sie in dem Fall ermittelt. Nach der Kontrolle an der Straßenbahnhaltestelle Frankfurter Tor seien zwei Anzeigen aufgenommen worden, erklärt eine Sprecherin der Polizei.

Die Betroffene beschuldige die beiden Kontrolleure der Körperverletzung. Die beschuldigen wiederum die Frau, ebenfalls der Körperverletzung.

Vorwürfe in Instagram-Video

Anfang der Woche hatte ein Video bei Instagram auf den Fall aufmerksam gemacht. Darin beschreibt die Frau, die sich selbst Juju nennt, sie sei mit der Straßenbahn auf dem Weg nach Hause gewesen, als ihre Fahrkarte kontrolliert wurde. Demnach habe sie per Smartphone eine Fahrkarte gekauft, allerdings erst nachdem sie bereits in der Bahn gesessen habe.

Die beiden Kontrolleure hätten das nicht akzeptiert, es sei zu einer Diskussion gekommen und nachdem selbst der Fahrer der Bahn sie dazu aufgefordert habe, sei sie mit ausgestiegen. Unter Tränen schildert sie, wie ihr bei dem Versuch, zu Fuß weiterzugehen, einer der Kontrolleure trotz Protest derart Arm und Hand verdreht habe, dass ihr dabei ein Finger gebrochen wurde. Aufnahmen, die die Frau bei der Kontrolle zeigen, sind in dem Video zu sehen. Wer dabei gefilmt hat, ist allerdings unklar. Inzwischen wurde das Video über 53.700 mal gesehen – auch von der BVG.

BVG verweist auf laufende Ermittlungen

Das Unternehmen könne sich zu laufenden Ermittlungen der Polizei nicht äußern, erklärt BVG-Sprecher Jannes Schwentu. Man nehme solche Vorwürfe aber sehr ernst. Selbst wenn es keine polizeilichen Ermittlungen gebe, untersuche die BVG derartige Fälle und befrage auch die Mitarbeiter dazu. Die BVG hat die Kontrollen allerdings größtenteils an externe Firmen ausgelagert.

Aber auch dort, so Schwentu, würde das Personal in "Deeskalations- und Sensibilisierungstrainings" geschult, "in denen auch die Rolle der Fahrgäste eingenommen wird". Durch diesen Rollentausch sollten Eskalationen bei den Kontrollen vermieden werden. Jannes Schwentu betont jedoch auch, dass "die Kontrolleur*innen, wie übrigens auch andere Berufsgruppen bei der BVG, leider immer wieder auch verbalen und sogar körperlichen Angriffen ausgesetzt sind."

Sendung: Abendschau, 17.02.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Martin Adam

36 Kommentare

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  1. 36.

    Es ist leider nichts Neues, dass die Kontrolleure oft sehr aggressiv und einschüchternd sind. Ich wurde auch schon gezwungen, mit den Kontrolleuren aus der Tram auszusteigen, weil ich mein Ticket nicht schnell genug gefunden habe. (Hatte klamme Finger, weil die Tram massiv verspätet war.)Die Typen schienen danach richtig sauer, dass ich eins hatte. Ich als kleine Frau fürchte mich auch vor denen.

  2. 35.

    Schön im eigenen Text widersprochen. :-)

    Es gilt eben erst ab Entwertung für diese Fahrt oder Tag, je nach Ticket. Vorher ist es ein Vordruck.

  3. 34.

    Die gibt es nicht. Der Timer in der App dient lediglich dazu, dass das Kontrollpersonal einen Anhaltspunkt hat, um festzustellen, ob ein Fahrausweis erst dann erworben wurde, als der Fahrgast die Kontrolle bemerkt hat.

  4. 33.

    Welche absurde "2-Minuten-Regel"? Wie wir wirklich gefühlt bereits hundertfach festgestellt haben - & IIRC hat das die S-Bahn Berlin auch bestätigt seinerzeit -, gibt es keine ominöse Zwei-Minuten-Regel - & bei der BVG natürlich auch nicht, da ja VBB- & nicht Haustarif.

  5. 32.

    Gefunden: "die Kontrolleure haben das Recht, sie – auch körperlich – festzuhalten, bis die Polizei kommt."
    Und WARUM kann eine Yoga-Lehrerin wegen eines gebrochenen Fingers nicht arbeiten? ("4-8 Wochen!!)??

  6. 31.

    Man sollte die Ermittlungen abwarten, kommt mir sehr komisch vor, dass "passend" jemand zum Filmen da war!
    Wenn die Kontrolleure mit Uhr ausgestiegen sind, dann, um die Personalien aufzunehmen. Den kann man sich nicht einfach entziehen. In die Kontrolleure jemanden festhalten dürfen weiß ich nicht.

  7. 30.

    ok, denken wir uns mal in die Vor-Digitalisierungs-Welt: durften damals (vor 2 Jahren?) Kontrolleure auch einfach Gewalt anwenden wie Finger oder Arme verdrehen oder sagen wir mal aufn dicken Zeh stellen oder in die Kniekehle kicken? Nur, weil jemand schwarz fuhr? (was ja oft Auslegungssache ist..). Also kein Ticket zu haben rechtfertigt Kloppe? Ich bleib bei Auto. Sorry.

  8. 29.

    Das es noch nicht den Fremdfirmenmitarbeitern im Außenkontrolldienst (Kontrollettis) bekannt ist daß es bei dieser BVG App Probleme gibt, kann mir niemand erzählen. Sogar die BVG selber spricht über Probleme mit dieser App und bestätigte sogar daß es zu Systemabstürzen kommen kann. Da kann man das sog. Handyticket fast schon gekauft haben und bei der Zahlungsbestätigung reißt die Verbindung ab. Oder es ist sogar schonmal vorgekommen daß das System innerhalb der 2-Minutenspanne zusammenbrach und neu gestartet werden musste.

  9. 28.

    Wann auch immer das Ticket gelöst wurde - rechtzeitig oder erst bei Entdecken der Kontrolleure - die Frage ist doch eher, wie es zur Gewaltanwendung kam. Ich mag mir gar nicht vorstellen wie dieses "Personal" agieren würde, gäbe es keine Schulungsmaßnahmen.

  10. 27.

    Nö, das Automatenticket gilt ab Entwertung! Man braucht beim Einstieg bereits ein gültiges Ticket,, da gibt es doch keine zwei Meinungen.

  11. 26.

    Wo er Recht hat... JEDES Ticket ist vor Fahrtantritt zu lösen, Ausnahme sind wohl die Bahnen, in denen ein Automat ist, da kann man es ja direkt nach dem Einstieg lösen.

  12. 25.

    Das muss ja erstmal ermittelt werden! Sie dürfen auch nicht einfach weggehen, wenn die Kontrolleure mit Ihnen aussteigen!

  13. 24.

    Meines Wissens ist schon das Betreten der Bahnsteige nur mit einem gültigen Fahrschein erlaubt. Vielleicht sind die zwei Minuten Kulanz für's Einsteigen (Vermutung)?

  14. 23.

    Prima Idee, dann sparen wir doch auch Verkehrskontrollen durch die Polizei, dann rast auch niemand mehr! Und die Personen, die durch Raser-Unfälle verletzt oder sogar getötet werden, haben halt Pech gehabt, oder?

  15. 22.

    Warum gibt es eigentlich eine zweiminütige Zeitspanne bei digitalen Tickets, wenn man das "normale" Ticket jederzeit in der Bahn lösen kann und dieses dann auch anerkannt wird ?
    Habe schon oft beobachten dürfen, dass Fahrgäste dieses "normale" Ticket erst dann in der Tram am Automaten gelösten, wenn sie bemerkten, dass Kontrollen im Anmarsch sind.
    Diese spät gelösten "normalen" Tickets wurden in keinen der von mir beobachteten Kontrollen bemängelt oder nicht anerkannt.
    Bitte um Erklärung.

  16. 21.

    Dieses eklige Sicherheitspersonal das sich die BVG hält, ist ein weiterer Grund warum die BVG ein absolutes NoGo für mich ist.
    Und wenn man sich nur noch kriechend fortbewegen dürfte, würde ich die BVG nicht nutzen in ihrem aktuellen Zustand.

  17. 20.

    Bei so einem Sicherheitspersonal fühlt Frau sich ,wirklich,geschützt!

  18. 19.

    Ob das Ticket als rechtzeitig gekauft gilt, sei zunächst mal dahingestellt. Nichts rechtfertigt die Gewaltanwendung in so einem Fall. Fakt ist einfach, das die Kontrolleure, die in der BVG kontrollieren einfach nicht wissen, wie man sich angemessen verhält. Wir hatten so ein Problem mit unserer Tochter. Die Monatskarte hatte sie zuhause vergessen, der Schülerausweis war dabei. Die Kontolleure haben sie aus dem Bus gewiesen und beschimpft. Als ich mich bei der BVG beschwert habe, sagte man mir," da müsse ich meine Tochter wohl besser erziehen, damit sowas nicht nochmal passiert".
    Ja, wir lieben die BVG auch!

  19. 18.

    Ein digitales Ticket ist vor Antritt der Fahrt zu lösen.....Basta...."
    Da fehlt jetzt noch ein:
    Da könnte ja jeder kommen............Basta.....

  20. 17.

    Das sehe ich ganz genauso....vor ein paar Jahren hatten wir morgens um 4 Uhr im M49 eine Frau die immer mit einem fünfzig Euro Schein einen Einzelfahrschein kaufen wollte. Der Busfahrer konnte nicht wechseln und hat Sie immer Umsonst mitgenommen.
    So spart man eine Menge Geld.

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