Krankenhausstatistik - Berlin meldet jährlich Hunderte psychische Erkrankungen durch Cannabis

So 13.02.22 | 09:07 Uhr
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Eine Frau baut mit Marihuana einen Joint. (Quelle: dpa/Julia Imo)
Bild: dpa/Julia Imo

Hunderte Jugendliche und junge Erwachsene sind in den vergangenen Jahren wegen psychischer Erkrankungen durch Cannabiskonsum in Berlin behandelt worden.

2019 wurden rund 480 und 2018 rund 450 Behandlungsfälle von psychischen Störungen und Verhaltensstörungen registriert, die durch Cannabinoide verursacht wurden. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine AfD-Anfrage hervor.

Fünfthäufigste Behandlungsursache

Damit lagen die Behandlungsfälle von psychischen Erkrankungen wegen Marihuana- und Haschischkonsum auf dem fünften Platz der Häufigkeit bei Patienten im Alter bis zu 24 Jahren. Am häufigsten sind Behandlungen wegen Depressionen, dann folgen schwere Belastungen und Anpassungsstörungen, Verhaltensstörungen durch Alkohol und spezifische Persönlichkeitsstörungen.

Die Fallzahlen stammen aus der Krankenhausdiagnosestatistik des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg aus allen Berliner Krankenhäusern. Bislang liegen die Daten nur bis 2019 vor.

Sendung: Inforadio, 13.02.2022, 9:00 Uhr

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67 Kommentare

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  1. 67.

    Die Gesellschaft und der Einzelne muss mit der Existenz, vorallem natürlicher (wo keine chemische, kommerzielle Infrastruktur von Nöten ist zB.), psychoaktiver Substanzen klarkommen. Sie sind nun mal Teil der realen und auch menschlichen Natur. Das heißt vorallem, das wir einen anderen Umgang "erlernen" müssen, vielleicht auch sogar teilweise "wieder erlernen". Prohibition ist keine dauerhaft gangbare Praxis, wie die Erfahrung zeigt und oft ist sie sogar kontraproduktiv. Auch für Jugendliche. Deshalb ist eine reflektiertere Form von Drogenpolitik eben nicht "verantwortungslos" sondern schlicht und einfach nur vernünftig und im erweiterten Sinne auch menschenfreundlicher. Und das schließt eben auch vorallem mit ein auf Gefahren hinzuweisen und mögliche Schäden zu vermeiden. Nichts absolut nichts davon, wird durch die Prohibiton erreicht.

  2. 66.

    Jetzt verlassen Sie aber endgültig seriöses Terrain, wenn Sie hier mit der "Einstiegsdrogenhypothese" daherkommen wollen. Und wenn dann ist diese These überhaupt nur teilweise plausibel weil Cannabis eben nur auf dem Schwarzmarkt erhältlich ist, eine direkte Folge der Prohibition. Ich glaube auch nicht unbedingt, dass Jugendliche in Zukunft nicht mehr das kiffen ausprobieren werden, aber wenigstens sinkt nach der Legalisierung die Wahrscheinlichkeit, dass die sich irgendeinen JHW-Scheiß reinziehen. Desweiteren wird man sicher ordnungspolitisch gegen die Weitergabe vorgehen und zwar erheblich mehr, als es bei Alkohol der Fall ist.

  3. 65.

    Und mit welcher wissenschaftlichen Methode wollen die Spezialexperten im Senat herausgefunden haben, welche psychischen Störungen durch Cannabis verursacht wurden? Cum hoc ergo propter hoc?

  4. 64.

    Die Schäden durch Alkohol sind hinlänglich bekannt. Nun will man es also genau wissen und Cannabis wird bald im grossen Stil im Umland angebaut, das ist beschlossene Sache. Cannabis war und bleibt für viele Jugendliche eine Einstiegsdroge. Es geht im Bericht , was viele überlesen , um junge Menschen. Ich halte die Legalisierung für fatal und unverantwortlich. Es wird weitaus höhere Zahlen in den Psychiatrischen Einrichtungen in den Folgejahren geben.

  5. 63.

    Niemand will Cannabis für Jugendliche oder gar Kinder freigeben. Aber eine Kriminalisierung erwachsener Konsumenten ist absolut nicht mehr zeitgerecht. Und eine Alkoholsucht kann übrigens durchaus eine Psychose auslösen.

  6. 62.

    "Dieses Jahr schon wieder 80000 Alkoholtote in Deutschland!"

    ...wäre auch eine Schlagzeile gewesen.

  7. 61.

    ".... Man sollte einfach eine moderne unideologische Suchtpolitik machen, die über alle Gifte aufklärt und diese gerecht besteuert. ..." Ja wer denn sonst, wenn nicht die Ampelparteien? Die Einzigen, die dagegen sind, sind die Konservativen und die Blaubraunen. Sogar die Liberalen fordern eine kontrollierte Freigabe von Cannabis. Und die Akrivitäten (siehe unten) sind der politische Wille! HamSie den Wahlkampf verpasst oder müssen Sie ständig opponieren?
    https://www.spiegel.de/politik/deutschland/ampel-parteien-einigen-sich-auf-legalisierung-von-cannabis-a-216b328b-5746-4eb8-afe6-034ea7a05269
    https://www.fdp.de/forderung/kontrollierte-freigabe-von-cannabis-ab-18
    https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-02/legalisierung-cannabis-linkspartei-initiative-bundestag

  8. 60.

    Und wie viele psychische Erkrankungen werden durch Armut ausgelöst? Durch Hoffnung- & Perspektivlosigkeit?

    Wieso kommt niemand auf die Idee einen Zusammenhang zwischen Harz IV und psychischen Erkrankungen zu belegen? Spätestens wenn man das fragt, sieht man, wie unfassbar manipulativ diese Meldung ist. Es sterben jedes Jahr 80.000 Menschen an Alkohol. Nur in Deutschland. Jedes Jahr. An Cannabis sterben exakt NULL Menschen, aber man hat nichts besseres zu tun als zu trompeten: Berlin meldet hunderte psychischer Erkrankungen durch Cannabis!!! Und dabei ist noch nicht einmal eindeutig klar, ob die psychischen Erkrankungen wirklich direkt durch Cannabis verursacht wurden, oder ob psychisch Kranke Cannabis konsumiert haben und Probleme bekommen haben. Die hätten sie wahrscheinlich auch ohne Cannabis gehabt. Das hier ist einfach nur ein Artikel im Sinne von "Refer Madness".

  9. 58.

    Die akuten Probleme von Alkohol sind viel schlimmer.
    Eine Vielzahl schwerer Autounfälle und Gewalttaten wird unter Alkoholeinfluss begangen.
    Dort müsste man ansetzen.
    Frage ist nur wie?
    Aber ob sich jemand totsäuft, muss er selbst wissen.
    Das Leben ist kein Ort für ewig gesunde.
    Dafür reicht auch die Rentenkasse nicht. Diese kann nur funktionieren, wenn Menschen ihren Körper rechtzeitig selbst zerstören. Will nur keiner offen aussprechen.

  10. 57.

    Unglaublich aber wahr. Wagner war ein Haschischliebhaber. Stimmt. Habe ich erst jetzt vor einigen Tagen irgendwo gelesen. Und nicht bloß er. Ich bin ja eher der Jazz u.Blues Fan. Als zum 1.mal Gregory Porter in der Philharmonie auftrat, war ich vollkommen bekifft hingegangen. Es war das Erlebnis schlechthin. Ich kann Sie sehr gut verstehen.

  11. 56.

    Jetzt bitte nicht wieder mit den Fakten kommen, wo doch endlich wieder einmal ein Artikel für die Prohibtionsbefürworter erscheint. Wir wollen doch das gute alte "siehste Cannabis ist saugefährlich"-Narrativ nicht stören....

  12. 55.

    Habe selbst Kinder und mache mir da ehrlichgesagt um die legale Cannabisabgabe wesentlich weniger Sorgen als um einen unkontrollierten Drogenschwarzmarkt. Die 500 Fälle braucht man auch nicht weiter diskutieren, da niemand sicher sagen kann bis dato ob das überhaupt "Cannabisfälle" (der Verweis auf NPS wird selbst in der Krankenhausstudie erwähnt, aber nicht ernst genug genommen in der Berichterstattung) sind. Es wird halt so subsumiert...hauptsächlich aus ideologischen Gründen und weniger aus wissenschaftlichen, wie so oft.

  13. 54.

    Zehntausende Alkohol- oder Nikotintote jährlich in Deutschland.
    Da wird doch auch nichts verboten.
    Leben besteht nicht nur aus gesunder Ernährung.
    Sondern auch aus Vergnügen und ungesunden Sachen.
    Man sollte einfach eine moderne unideologische Suchtpolitik machen, die über alle Gifte aufklärt und diese gerecht besteuert.
    Aber dazu ist die Ampel doch gar nicht in der Lage.
    Ebenso fehlt der politische Wille.

  14. 53.

    Es geht nicht um das Befürworten irgendwelcher psychoaktiver Substanzen, sondern darum, mit welchen Methoden Schäden im Umgang mit Drogen minimiert werden können, Druckchecking, Konsumräume, etc.
    Gehört z.B. das Verbot dazu?
    Meiner Erkenntnisse nach, die das Geschehen seit über 20 Jahren relativ intensiv betrachten, hat das Verbot komplett versagt, senkt bei vielen Drogen wie Cannabis die konsumierten Mengen eben nicht, macht den Umgang damit nur gefährlicher, hebelt Jugend- und Verbraucherschutz aus, kriminalisiert die Konsumenten und stärkt Schwarzmarkt und die dortige (organisierte) Kriminalität.

  15. 52.

    Warum wird hier nicht angesprochen, dass in der Klassifikation nach ICD-10 F12. ''Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide'' nicht zwischen THC und synthetischen Cannabinoiden wie JWH-122 unterschieden wird? Letzter genannte Substanzen sind mitunter einhundert mal potenter als der Partialagonist THC. Genau deswegen ist der Titel "Berlin meldet jährlich Hunderte psychische Erkrankungen durch Cannabis" in meinen Augen irreführend, weil schlicht und einfach nicht zwischen Cannabis und synthetischen Cannabinoiden unterschieden wird.

  16. 51.

    Meinen Sie nicht, das die von ihnen beschriebenen anderen Möglichkeiten "meiner Klientel" in der Psychiatrie zu landen, in der Studie, um die es hier! geht, berücksichtigt wurden? Manche können rund um die Uhr kiffen und alles geht gut. Andere, insbesondere Jugendliche, kann es sehr hart treffen. Darum geht es, um nichts anderes und 400 bis 500 Fälle im Jahr sind nicht weg zu diskutieren. Die einen wollen legal kiffen, die Politik macht "Brot u Spiele" u die anderen haben Angst um ihre Kids.

  17. 50.

    Alkohol macht nicht einfach die "Synapsen" dicht, sondern wirkt hauptsächlich über das gabanerge Transmittersystem, ähnlich wie Benzodiazepine zB...jetzt ist es nicht unbedingt so, dass der "Rausch" an sich bei Alkohol unbedingt psychotischer macht (was zwar bei erhöhtem Konsum auch vorkommt, aber heißt dann anders), sondern eher die toxisch bedingten Nachwirkungen...also Katererscheinungen..diese typische Flatterigkeit mit unterschwelligen Angstgefühlen zB. Hangxiety im englischsprachigen Raum....und das ist sehr wohl "psychosefördernd" und zwar relativ deutlich, meiner Meinung nach sogar potenter als Cannabis...ich meine man kann es handlen und dagegen vorgehen nach einem "Saufabend"...aber dennoch es ist die Realität wird nur nie öffentlich thematisiert. Und ich weiß wovon ich rede. Ich kenne beide psychoaktive Substanzen in Ihrer Wirkung aus jahrzehntelanger Erfahrung sehr gut und bin auch psychoseerfahren.

  18. 49.

    "Ich sehe die Legalisierung äußerst kritisch..." und ich das Verbot, denn
    inwiefern schützt das die Gesundheit, hilft beim Rückgang des Konsums, gerade bei Jugendlichen, wenn die BZgA jedes Jahr erneut einen höheren Anteil an Konsumenten unter Jugendlichen meldet?
    In Staaten mit Legalisierung steigt dieser Anteil nicht mehr oder geht z.B. in Kanada gar zurück.
    Ist das Verbot vielleicht doch nicht der richtige Weg, Konsum und Risiken, gerade bei Jugendlichen, zurückzudrängen?

  19. 48.

    Dieses Klientel haben Sie aber so oder so, ob mit oder ohne "Legalisierung". Außerdem ist bei Ihrem Klientel oft überhaupt nicht klar, ob nicht aufgrund anderer zugrunde liegender Probleme überhaupt ein pathologisch relevanter Konsum von irgendwas vorliegt, was ja doch recht häufig der Fall ist. Den Glauben, wenn nur das böse Gras nicht gewesen wäre, dann wäre alles tutti und er/sie hätte brav seine Ausbildung gemacht usw. halte ich für naiv und realitätsfern. Dann findet sich eben was anderes. Auch der Umkehrschluss ist nicht unbedingt richtig...Legalisierung -> Mehr Problemfälle, wie man in den legalen Staaten sehen kann. Insofern denke ich ist da Ihre Position nur marginal relevant, denn Problemfälle gibt es und wird es immer geben, egal in welchem Modell. Viel gewichtiger ist die Enkriminalisierung der Millionen Konsumenten in Deutschland, die solcherlei Probleme nicht haben und deshalb auch nicht bei Ihnen aufschlagen.

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