Erste Erwähnung in der NYT - Warum die Berliner Spätis jetzt in New York groß rauskommen

Fr 11.02.22 | 17:21 Uhr
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Ein Spätkauf in Berlin - Prenzlauer Berg (Quelle: imago-images/Seeliger)
Bild: imago-images/Seeliger

Die New York Times gehört zu den bekanntesten Zeitungen der Welt. Worüber das Blatt berichtet, bekommt automatisch Gewicht. Nun sind dort erstmals die Begriffe "Spätkauf" und "Ringbahn" aufgetaucht - in einem Beitrag, der den New Yorkern empfiehlt, nach Berlin zu schauen.

Der Spätkauf und die Berliner Ringbahn haben es in die "New York Times" geschafft. Zumindest laut dem Twitteraccount @NYT_first_said tauchten beide Begriffe am Freitag erstmals in der rund 170-jährigen Geschichte des legendären Blattes in einem Beitrag auf - wenn man großzügig von der Genetivform des Spätkaufs im vergangenen Jahr absieht.

Was in Berlin die Spätis, sind in New York die bodegas

Die Times-Autorin Margot Boyer-Dry sorgt sich in dem Artikel [nytimes.com], der die beiden so typischen Berliner Begriffe den New Yorkern näherbringt, dass die Spätis durch Lieferdienste wie Gorillas in ihrer Existenz bedroht seien - und zwar in der US-Metropole ebenso wie in der deutschen Hauptstadt. Sie sieht zahlreiche Parallelen zwischen beiden Städten und empfiehlt deshalb den Blick nach Berlin, wo der Gorillas-Lieferdienst Monate früher als in New York gestartet sei.

Sie berichtet vom Kampf der Fahrer für bessere Arbeitsbedingungen, Beschwerden von Anwohnern über lauten Lieferverkehr und darüber, dass meist nur das Stadtzentrum beliefert wird - hier taucht dann der Begriff Ringbahn als Quasi-Liefergrenze auf. Diese Probleme glichen sich in beiden Metropolen, heißt es. Und ähnlich sei auch die Bedrohung für Spätis - beziehungsweise bodegas, wie sie in New York heißen -, weil mehr Menschen sich ihre Einkäufe nach Hause liefern ließen, als kurz an die Ecke einkaufen zu gehen, so Boyer-Dry.

Kann eine App helfen?

Um der Bequemlichkeit und den Spätis gleichermaßen zu nützen, wurde laut dem Beitrag in New York eine entsprechende App entwickelt: Damit sollen auch Lieferungen nun auch bei den bodegas bestellt werden können. Noch ist die App allerdings in der Testphase. Ob das für Lieferdienste wie Gorillas eine Konkurrenz wird, ist fraglich. Im letzten Jahr haben sich weltweit die Bestellungen bei dem Unternehmen laut New York Times um das 17-fache gesteigert.

Finanzexperten erwarten allerdings, dass mit Auslaufen der Corona-Pandemie wieder mehr Menschen auswärts essen und weniger Gerichte und Lebensmittel nach Hause bestellen. Die Aktie des Lieferdienstes Delivery Hero stürzte am Freitag an der Frankfurter Börse stark ab, obwohl der Umsatz zuletzt gestiegen war: Analysten hatten sich offenbar mehr erwartet.

21 Kommentare

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  1. 20.

    Sicher es gab diese tollen kleinen Tante Emma Läden in Berlin der 70 u.80er Jahre. Daran kann ich mich noch gut erinnern. Wo man auch schon mal nach Ladenschluß an der Hintertür noch etwas kaufen konnte. Übrigens ist der Versuch einen Lieferdienst mit dem Namen „Tante Emma“ in Berlin voll in die Hose gegangen. Obwohl ich diesen Dienst gerne genutzt hatte.

  2. 19.

    #rbb24: Nicht so bescheiden: Die New York Times hat es in die rbb24 Berichte geschafft...;)

    Typisch amerikanisch: Beide Formen der Spätversorgung miteinander zu verbinden...Die haben halt das Geldverdienen und den Kunden „im Auge“...(ob jemand wegen der Reihenfolge meckert?)

  3. 18.

    1975 ist nun immerhin über 45 Jahre her und da gab es in Berlin auch noch den "Tante Emma" Laden. Je nachdem in welchem Bezirk Sie sich heute bewegen, finden Sie kleine Läden von engagierten Initiativen, oder arabisch oder asiatisch geführt, die auch alle lebensnotwendigen Artikel anbieten. Das macht unsere Stadt interessant und bunt

  4. 17.

    Berlin zeichnet sich halt durch "Geiz ist geil" und "Drogenkonsum 24 Stunden geöffnet" aus. Und das alles mit Billigung und Förderung durch die Stadtverwaltung. 3-4 Mrd. Einnahme durch Alkoholsteuer in Deutschland, bis zu 40 Mrd. Kosten für die Steuerzahlergemeinde. Prost Berlin!

  5. 16.

    Arbeiten Sie für Gorillas oder was soll diese Schleichwerbung? In meinem Bezirk sehe ich kaum noch Lieferanten dieser Firmen, der Hype scheint vorbei zu sein, denn das Angebot ist auch ziemlich dürftig. Was man regelmäßig braucht sind nur Lieferanten von richtigen Supermärkten.

  6. 15.

    Geile Entwicklungsperspektive: Nachts um 3:41 eine Trommel (sic!) und dann ein Tonband (sic!) kaufen bei einer übernächtigten Verkaufskraft, die dort gleich schläft, weil sie sich weder Wohnung noch Krankenversicherung leisten kann. Hauptsache kein "Sozialismus". - Aber wenn Sie mal in die nächtliche Realität (!) gehen werden Sie sehen, dass Ihr American Dream auch in Berlin teilweise schon wahr ist. Haben Sie das in den vergangenen Jahren mal gemacht?

  7. 14.

    Dachte erst, Sie nutzen das als Pro-Argument. Aber nein, Sie gehören zu den ganz Ordentlichen. O Je(sus)...

  8. 13.

    Sie wissen aber schon, dass im gern als sozialistisch verschrien Berlin alle Geschäfte von montags 0 Uhr bis sonntags 0 Uhr geöffnet haben dürfen? Mit Reisebedarf hat das überhaupt nichts zu tun. Wenn der Supermarkt um 20, 21 oder 22 Uhr zumacht, ist das eine unternehmerische Entscheidung. Anders als im angeblich so wirtschaftsfreundlichen Bayern, wo noch immer um 20 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt, pardon: die Läden geschlossen werden müssen.

  9. 12.

    Spätis sind Anlaufstellen für Alkoholabhängige und die die am Tage nicht in der Lage sind einkaufen zu gehen.
    Von mir aus weg damit!

  10. 11.

    Ich fand in den USA schon immer diese kleinen Grocery Stors toll. Da bekam man fast alles was man so gerade brauchte, ohne gleich in einen dieser riesigen Supermärkte zu gehen. Was mich aber schon damals 1975 vollkommen von den Socken gehauen hatte war ein ein kleiner Laden i.San Francisco welcher sie“ People Food Store“ nannte und wo es nur frische Ware gab von den Hippiefarmen aus der Umgebung. Das verrückte am Laden war jedoch, jede/jeder aus der Nachbarschaft half aus und selbst ich durfte mal an die Kasse um zu kassieren. Während nebenan Frauen damit beschäftigt waren z.B. Käse in Stücke zu schneiden. Sämtliche Produkte waren nicht in Plastik verpackt, sondern teilweise in Gläsern. Kam dann das frische Brot herein, war es meisten am selben Tag auch schon wieder verkauft. Auch den ersten Bio Genossenschaft Supermarkt gab es dort.

  11. 10.

    Dass Margot Boyer- Dry eine Autorin ist, haben Sie aber schon verstanden?

  12. 9.

    Ist "Boyer-Dry" nicht die Autorin der Times? Oder was meinen Sie?

  13. 8.

    Wie ernähren sich Rentner im Existenzminimum, in Deutschland? Wäre interessanter!

  14. 7.

    Ich weine heutigen Spatis keine Träne hinterher!

    Früher waren es noch richtige kleine Läden, die liebevoll
    mit Charme eingerichtet waren und ein reichhaltiges Angebot für die ganze Gesellschaft offerierten. Heutzutage sind es mit Werbung zugeklatschte schnöde Warenlager fern jeglicher Ästhetik, die nur überteuerte Genussmittel und ungesunde Lebensmittel anbieten.
    Spätis sind passé, wenn sie sich nicht neu erfinden, denn Gorilla und Co. mit ihrem innovativen Angebot und regionalen Lebensmitteln stehen bereit!

  15. 6.

    "bodegas" ? ;-).

  16. 5.

    Liegt vielleicht daran, dass in den USA viele reguläre Geschäfte rund um de Uhr offen haben. Da sind Späties, anders als in unserem Halbsozialismus, gar nicht erforderlich. Für die ist Spätie oder Spätkauf doch eher ein Joke. Auch der genannte Boyer-Dry ist eigentlich ein vollwertiger Supermarkt mit Fleisch, Kühltheke Obst/Gemüse... alles... und nicht nur "Reisebedarf" wie bei uns.
    Ansonsten.. Trommeln, Schallplatten, Tonband, CD, MP3, Streaming, so wird sich auch der Einzelhandel verändern, wenn die Kunden das so wollen. Da kann man die Kunden und Konkurrenz auch nicht nötigen ihr sterbendes Geschäftsmodell zu pushen. Leider versucht man es auch politisch immer wieder für Besitzstandswahrung weniger die Entwicklung der Gesellschaft aufzuhalten. Von UBER bis Gendern und Ladenöffnung ist alles dabei.

  17. 4.

    Na ja, zwischen einer kurzen Meldung in einer New Yorker Tageszeitung und "groß rauskommen" liegen ja bekanntlich Welten... etwas weniger Übertreibung täte manchen Überschriften gut ;-)

  18. 3.

    Späti und Lieferdienst sind "zwei Paar Schuhe" und keine Konkurrenz.
    Lieferdienst statt im Supermarkt einzukaufen. Späti ist trinken, rauchen und snacken to go to go zu jeder Tageszeit 24/6 (auch wenn es im gut sortierten Späti auch Lotto, Katzenfutter, Ravioli und Schrippen gibt).
    Schade nur, dass die Öffnung Sonntag eingeschränkt wurde.

  19. 2.

    Gerade was die Ringbahn betrifft: ich hoffe, die Amis messen uns nicht daran.

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