Orkantief "Ylenia" - Feuerwehren fahren Hunderte Einsätze - weiter Einschränkungen im Bahnverkehr
Sturmtief "Ylenia" hat die Region stark getroffen. Die Feuerwehren in Berlin und Brandenburg waren den ganzen Donnerstag im Dauereinsatz. Der Bahnverkehr ist weiter eingeschränkt. Und das nächste Sturmtief steht schon bevor.
Hinweis: Dieser Beitrag wird nicht mehr aktualisiert. Alle aktuellen Informationen zum neuen Sturmtief "Zeynep" finden Sie hier.
- Fernverkehr in Berlin und Brandenburg stark eingeschränkt
- Ausfälle und Verspätungen auch im Regionalverkehr und bei der S-Bahn
- zahlreiche Feuerwehreinsätze in der Region, vor allem wegen umgestürzter Bäume
- acht Menschen in Brandenburg verletzt
- Tausende Haushalte in Südbrandenburg ohne Strom
- Wetterdienst erneuert die Unwetterwarnung für Freitagabend
- der Flughafen BER hat am Donnerstagmorgen die Flugzeugabfertigung unterbrochen
Der Deutsche Wetterdienst hat die amtliche Unwetterwarnung vor orkanartigen Böen für die Region am Donnerstagnachmittag aufgehoben. Allerdings warnt der Wetterdienst bis zum Abend weiterhin vor schweren Sturmböen. In Südbrandenburg muss noch bis zum Donnerstagabend mit schweren Sturmböen gerechnet werden. Außerdem warnt der Wetterdienst ab Freitagabend vor einem weiteren Orkantief.
Das Orkantief "Yelina" war seit der Nacht zu Donnerstag über die Region gefegt.
Die Avus war am Donnerstagabend für über zwei Stunden gesperrt, nachdem ein Baum umgestürzt war, wie die Polizei dem rbb mitteilte. Wegen eines Folgeunfalls bildete sich ein Rückstau auf der A115 zwischen Hüttenweg und Spanischer Allee Richtung Dreieck Nuthethal, die Avus ist inzwischen wieder freigegeben.
In Berlin hielt ein Mast dem starken Wind nicht stand und kippte auf den Tempelhofer Damm - er lag zwischenzeitlich quer auf den dortigen S-Bahn-Gleisen. Mit einem schweren Kran konnte die Feuerwehr ihn Stunden später von den Gleisen heben. Nach rbb-Informationen war der Fuß des Mastes wohl rostig.
Die Anschlussstelle Tempelhofer Damm der A100 ist deshalb gesperrt, die Ringbahn zudem unterbrochen, außerdem ist der Tempelhofer Damm zwischen Alt Tempelhof und Höppnerstraße dicht.
Am Olympiastadion ist ein Stahlseil gerissen, weshalb die Olympischen Ringe aus Sicherheitsgründen abmontiert worden sind.
Fern- und Nahverkehr eingeschränkt oder eingestellt
Starke Auswirkungen hat der Sturm auch auf den Fernverkehr: Die Deutsche Bahn stellte in mehreren Bundesländern den Fernverkehr ein - darunter auch Berlin und Brandenburg. Der Zugverkehr sei in weiten Teilen Deutschlands stark eingeschränkt. Der Zugverkehr sei voraussichtlich bis Samstag auf den Fernstrecken beeinträchtigt, kündigte die Bahn an.
"In der Nordhälfte verkehren bis in die Mittagsstunden keine Züge im Fernverkehr." Das betrifft neben Berlin und Brandenburg auch Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Bäume seien auf Gleise und Oberleitungen gefallen. Alle Meldungen zu Verkehrsbehinderungen und Zugausfällen trägt die Deutsche Bahn auf ihrer Internetseite [db.de] zusammen.
Außerdem fallen im Regionalverkehr etliche Verbindungen aus, streckenweise kommt es zu Verspätungen - unter anderem ist die Odeg-Strecke zwischen Cottbus und Berlin sowie die Regionalbahn zwischen Doberlug-Kirchhain und Berlin betroffen. Auch bei den S-Bahnen und Bussen in Berlin gibt es Verspätungen.
In Potsdam wurde der Tram- und Fährverkehr am Donnerstag eingestellt. Straßen wie die Brandenburger Straße in der Nördlichen Innenstadt mussten teilweise gesperrt werden.

Flugzeugabfertigung am BER unterbrochen
Die Deutsche Bahn teilte zudem mit, dass alle Fahrgäste, die ihre für den Zeitraum vom 17. bis zum 18. Februar 2022 geplante Reise aufgrund des Sturmtiefs verschieben wollen, gebuchte Tickets für den Fernverkehr "entweder flexibel nutzen oder kostenfrei stornieren" können. Auch Sitzplatzreservierungen können demnach kostenfrei storniert werden.
Wegen des Sturmtiefs hat der Flughafen Berlin-Brandenburg BER am Donnerstagmorgen die Flugzeugabfertigung unterbrochen. Das bedeutet, dass wegen der starken Sturmböen keine Maschinen beladen beziehungsweise entladen werden und zunächst auch keine Passagiere in die Flugzeuge einsteigen können, wie ein Sprecher des BER sagte.
1.100 wetterbedingte Einsätze - zweiter Ausnahmezustand
Die Berliner Feuerwehr rief um 9 Uhr bereits zum zweiten Mal binnen mehrerer Stunden den Ausnahmezustand aus. Im Ausnahmezustand werden Einsätze nur nach Dringlichkeit abgearbeitet. Einem Feuerwehrsprecher zufolge gab es im Stadtgebiet bereits 1.100 wetterbedingte Einsätze. Anlass waren häufig umgestürzte Bäume, abgerissene Äste und lose Dachziegel oder andere Bauteile. 400 weitere Einsätze seien noch offen, deren Ausmaß sei auch noch nicht bekannt.

Feuerwehr in Brandenburg bisher 700 Einsätze
In Brandenburg ist die Feuerwehr in vielen Landkreisen im Dauereinsatz. Es habe erheblich mehr Notrufe gegeben als üblich, sagte ein Sprecher. Anrufer meldeten sich etwa wegen umgestürzter Bäume, abgerissener Äste, verunreinigter Fahrbahnen, beschädigter Leitplanken oder Autos, bei denen wegen des Sturms die Alarmanlage ausgelöst wurde.
Insgesamt kam es in den Landkreisen Cottbus, Spree-Neiße, Oberspreewald-Lausitz, Dahme-Spreewald, Elbe-Elster, Frankfurt (Oder), Oder-Spree und Märkisch Oderland allein in der Nacht zu Donnerstag zu mehr als 200 Einsätzen, vor allem wegen umgefallener Bäume, insgesamt bis zum Donnerstagnachmittag zu rund 700 Einsätzen.
Umgestürzte Bäume und acht verletzte Menschen in Brandenburg
Insgesamt sind bei Unfällen nach Angaben des Polizeipräsidiums Potsdam acht Menschen verletzt worden.
Im Elbe-Elster-Kreis wurden zwei Feuerwehrleute im Einsatz verletzt, als ein Baum auf ihr Auto fiel, das sagte Frank Fitzner aus der Leitung der Leitstelle Lausitz dem rbb.
In der Nähe von Nauen im Havelland wurde ein Lkw-Fahrer schwer verletzt, der am Donnerstagmittag auf der Bundesstraße 5 unterwegs war. Baumteile fielen auf das Führerhaus des Lastwagens, das Blech wurde eingedrückt und der Fahrer erlitt schwere Blessuren. Die Straße war zwei Stunden lang gesperrt.
Auch in Wittstock wurde ein Autofahrer durch einen umstürzenden Baum verletzt. In Kyritz im Kreis Ostprignitz-Ruppin gab es ein Unglück an einer Schule. Dort stürzte ein Teil des Daches herab und verletzte eine Frau leicht.
Stromausfall im Süden Brandenburgs
In Teilen der Kreise Dahme-Spreewald und Oberspreewald-Lausitz fiel wegen Netzstörungen der Strom aus. Im Umland von Cottbus waren rund 5.000 Haushalte ohne Strom, wie der Netzbetreiber Mitteldeutsche Netzgesellschaft Strom mitteilte.
"Ylenia" sorgte aber auch im Nordwesten Brandenburgs für zahlreiche Stromausfälle. Wie die zuständige Wemag-Netzgesellschaft in Schwerin mitteilte, haben in ihrem Netzgebiet in der Prignitz und in Westmecklenburg derzeit rund 2.000 Kunden keinen Strom, betroffen ist unter anderem Perleberg.
Die Leitstelle Oderland, die für die Stadt Frankfurt und die Landkreise Oder-Spree und Märkisch-Oderland zuständig ist, befindet sich aktuell in einer Ausnahmelage. Es wird dringend darum gebeten, dass der Notruf 112 nur in wirklichen Notfällen genutzt wird - wenn akute Lebensgefahr besteht.
In Potsdam hat die Feuerwehr in der Nacht erste Sturmschäden beseitigen müssen - mehrere Bäume seien im Stadtgebiet umgefallen, hieß es auf Twitter. Demnach traten bisher aber keine größeren Schäden auf.
Behinderungen durch den Sturm gab es auch in der Prignitz und dem Ruppiner Land, etwa in Weisen bei Wittenberge. Nach Angaben der Regionalleitstelle Nordost hat es in Uckermark und Barnim 151 Einsätze gegeben. Dabei gab es neben umgestürzten Bäumen auch unterspülte Keller und abgedeckte Häuser. In Templin verunglückte ein Autofahrer, blieb aber unverletzt. Die Region sei verhältnismäßig gut durch die Sturmnacht gekommen, hieß es.
Neue Unwetterwarnung für Freitag
Das Orkantief "Ylenia" hatte in der Nacht zu Donnerstag Berlin und Brandenburg erreicht. Meteorologen warnten vor Windböen mit bis zu 120 Kilometern pro Stunde. In Berlin-Wannsee wurden laut Deutschem Wetterdienst (DWD) sogar Windgeschwindigkeiten von 128 km/h gemessen, in Angermünde (Uckermark) von 125 km/h.
Der DWD warnte am Donnerstagmittag im Berliner Raum und südlich davon vor schweren Sturmböen und Unwetter durch lokal orkanartige Böen. Dies könne bis in den Nachmittag dauern. Danach werde es eine Windabnahme geben, weiterhin sei aber mit Sturmböen zu rechnen. Im Norden Brandenburgs ließ der Wind bereits etwas nach.
Der DWD gab zuvor eine amtliche Unwetterwarnung vor orkanartigen Böen heraus und empfahl, sich möglichst nicht im Freien aufzuhalten. Es sollte zumindest Abstand zu Gebäuden, Bäumen, Gerüsten und Hochspannungsleitungen gehalten sowie auf herabfallende Äste geachtet werden. Zudem sollten die Menschen Türen und Fenster geschlossen halten.
Der Deutsche Wetterdienstes erwartet für Berlin und Brandenburg am Freitagabend ein weiteres Orkantief. Bereits am späten Nachmittag sei mit ersten Sturmböen zu rechnen. Am Abend und zu Beginn der Nacht zum Samstag seien Böen zwischen 90 und 110 Stundenkilometern möglich, stellenweise auch Orkanböen um 120 Stundenkilometer. In der zweiten Nachthälfte, lasse der Wind deutlich nach.

Brandenburg streicht Präsenzpflicht - Berlin will schriftliche Mitteilung
Wegen des erwarteten Sturms setzte das Brandenburger Bildungsministerium die Präsenzpflicht am Donnerstag für alle Schüler im Land aus. Das Fernbleiben vom Unterricht gelte grundsätzlich als entschuldigt. Die Lehrkräfte und das sonstige pädagogische Personal sollten allerdings in den Schulen erscheinen, um den eintreffenden Schülern Aufenthalt zu gewähren und den Minderjährigen, wenn notwendig, Betreuung anzubieten.
Auch in Berlin können Eltern und Sorgeberechtigte ihre Kinder am Donnerstag zu Hause behalten. Laut der Bildungsverwaltung reicht dazu eine formlose schriftliche Mitteilung. Prinzipiell gelte aber weiter die Schulpflicht.
Lebensgefahr in Parks - Zoo und Tierpark bleiben geschlossen
Die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt warnte dringend davor, Grünanlagen und die Berliner Wälder zu betreten. Zoo und Tierpark in Berlin bleiben aus Sicherheitsgründen am Donnerstag geschlossen, nur das Aquarium hat regulär geöffnet. Sofern keine gravierenden Schäden auftreten, wollen sie am Freitag wieder Gäste empfangen.
Im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf bleiben wegen des Sturms die Wochenmärkte am Donnerstag geschlossen. Dies gilt für die Märkte auf folgenden Plätzen, wie das Bezirksamt am Mittwoch mitteilte: Bundesplatz, Charlottenbrunner Straße, Fehrbelliner Platz und Richard-Wagner-Platz.
Roland Vögtlin vom ARD-Wetterdienst sagte rbb|24, dass die Menschen auf umherfliegende Gegenstände achtgeben müssten "und am besten nicht unter Bäumen parken".
Auch Parks in Brandenburg bleiben geschlossen
Betreiber von öffentlichen Gärten und Parks zogen nach - die Gärten der Welt in Berlin-Marzahn, der Britzer Garten und der Natur Park Südgelände blieben am Donnerstag geschlossen. Zudem wird darum gebeten, weiteren Parks wie dem Park am Gleisdreieck, dem Mauerpark und dem Tempelhofer Feld fernzubleiben, wie "Grün Berlin" mitteilte.
Auch in Brandenburg blieben am Donnerstag Parks und weitere Freizeiteinrichtungen geschlossen, darunter der Tierpark und der Spreeauenpark in Cottbus sowie der Schlosspark Oranienburg (auch am Freitag). Die Veranstaltung "Lichtkunst im Schlosspark" findet in diesem Zeitraum nicht statt. Erworbene Tickets behalten für andere Tage ihre Gültigkeit und müssten nicht umgetauscht werden, teilte die Tourismus und Kultur Oranienburg GmbH mit.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.02.2022, 10:20 Uhr
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