Zu große Umweltbelastungen - Neuköllner Maientage finden zum letzten Mal in der Hasenheide statt

Do 24.03.22 | 23:06 Uhr
  6
Archivbild: Maientage in der Hasenheide Neukölln. (Quelle: dpa/J. Eisele)
Video: rbb24 | 24.03.2022 | Holger Trzeczak | Bild: dpa/J. Eisele

Die Neuköllner Maientage werden 2022 zum letzten Mal in der Hasenheide stattfinden. Das hat der Stadtrat für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr, Jochen Biedermann (Grüne), am Donnerstag mitgeteilt. Dies sei "eine schwere, aber eine notwendige Entscheidung. Denn der Hasenheide geht es schlecht", so Biedermann. Die 55. und letzte Ausgabe des Volksfestes in der Hasenheide soll vom 29. April bis zum 22. Mai stattfinden.

Der Park leide stark unter dem Klimawandel und vor allem unter der "extremen Trockenheit". Zwischen 2018 und 2020 musste demnach fast jeder zehnte Baum vorzeitig gefällt werden. Den heftigen Winterstürmen in diesem Jahr seien 37 Bäume zum Opfer gefallen.

Erhebliche Schäden und Folgeschäden

Trotz der Bemühungen der Veranstalter bereite das Volksfest erhebliche Schäden und Folgeschäden. "Der Boden wird stark verdichtet, die Veranstaltung findet zur Brut- und Aufzuchtzeit vieler Vögel und Fledermäuse statt und andere Flächen werden zusätzlich übernutzt", wie es in einer Antwort des Bezirksstadtrats auf eine schriftliche Frage der Neuköllner CDU-Fraktion heißt. Die vielen Besucher würden eine zusätzliche Belastung bedeuten. Durch Lärm und das vermehrte Parkaufkommen gebe es ohnehin viele Beschwerden von Anwohnern.

Suche nach neuem Standort

Die Maientage gehörten zwar zu und nach Berlin, "aber sie gehören nicht (mehr) mitten in eine sensible Grünanlage", so Stadtrat Biedermann.

In Hinblick auf die besondere Situation der Schausteller bedingt durch die Corona-Pandemie habe der Bezirk Neukölln entschieden, die Maientage in diesem Jahr noch einmal in der Hasenheide stattfinden zu lassen, hieß es. Man werde aber nun gemeinsam nach einem neuen Standort suchen – auch über Neukölln hinaus.

Für den Schaustellerverband ein "Schlag ins Gesicht"

Der Berliner Schaustellerverband hat auf die Entscheidung des Bezirks mit Unverständnis reagiert. "Das war sozusagen wieder ein Schlag ins Gesicht, dass unser Gewerbe hier in Berlin nicht hervorgehoben wird", sagte Geschäftsführer Michael Roden am Donnerstag dem rbb.

"Es sind hunderttausende Menschen gerade im Sommer hier, es wird gegrillt, da sind Familien, die sich treffen, der Park ist voll, und wir benutzen einen Bruchteil dieses Parks", so Michael Roden.

Hasenheide wird klimafit gemacht

Neukölln will nun prüfen, ob versiegelte Bereiche des Tempelhofer Feldes den Schaustellern eine Alternative bieten könnten. "Im Idealfall gelingen zwei Dinge: Die Maientage finden einen neuen Standort, der nicht allzu weit entfernt ist von der Hasenheide und die Hasenheide bekommt die Chance für einen klimaangepassten Umbau", so Biedermann.

Der Bezirk hatte kürzlich den Zuschlag für das Pilotprojekt "Klimaresilente Hasenheide" erhalten. "Damit soll die Hasenheide – exemplarisch für andere hochfrequentierte Parks – klimafit gemacht werden", wie Biedermann auf Twitter mitteilte. Das Projekt wird vom Bund mit über fünf Millionen Euro gefördert. "Das ist eine Chance, die wir uns nicht entgehen lassen können", sagte der Neuköllner Stadtrat dem rbb.

Sendung: rbb24, 24.03.2022, 21:45 Uhr

6 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 6.

    Falls Sie nicht in der Großstadt unhd lieber naturnah wohnen wollen, kleiner Tipp diverse Dörfer im Oderbruch oder der Uckermark haben noch sanierte und freie Wohnungen im Angebot.

  2. 5.

    Aus irgendeinem Grund wurde mein erstes Posting zu diesem Thema nicht veröffentlicht.
    Zweiter Versuch:

    Es ist schade, dass man nicht schon längst auf Spaziergänger und im Park lebende Tiere Rücksicht genommen hat.
    Ich bin wenige Minuten Fußweg entfernt vom Jahnpark aufgewachsen und weine diesem Kokolores keine Träne nach.
    Im Umland ist sicher noch der eine oder andere Fleck frei.
    Und wenn jetzt noch jemand die Gehettoblasterbenutzer neben dem Biotop verscheucht, bin ich sogar richtig happy!

  3. 4.

    Zum Schutze der Flora und Fauna Veranstaltungen absagen, das sind noble Ziele. Persönlich werde ich nicht den Eindruck los, ob man sich seitens der Politik generell von großen Freizeitveranstaltungen wie Rummel und Jahrmärkte generell verabschieden will und diese nicht erwünscht sind. Große Freiflächen gibt es kaum noch bzw. wurden zugebaut, der Spreepark wird nicht mehr als Vergnügungspark aufmachen. Dazu dass die Veranstalter selbst finanziell für die Ordnung und Sicherheit aufkommen müssen.

  4. 3.

    Solche Veranstaltungen in vom Klima gestressten Grünanlagen durchzuführen passt einfach nicht mehr in unsere Zeit.
    Dafür sind unsere städtischen Grünflächen einfach zu wertvoll.

  5. 2.

    Bitte nicht auf das Tempelhofer Feld. Dort brüten die Vögel und sind nachts auch andere Tiere unterwegs. Außerdem wird dann dort alles zertrampelt. Es gibt bestimmt noch einen anderen Platz im Süden von Berlin der auch ausreichende Parkplätze bereit hält.

  6. 1.

    Einfach gen Süden auf die andere Straßenseite gehen.

Nächster Artikel