Reportage | Imker im Havelland - "Angefangen habe ich mit drei Bienenvölkern"

So 20.03.22 | 08:12 Uhr | Von Claudia Baradoy
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Imker Michael Meyer aus Görne (Quelle: rbb/Baradoy)
Audio: Antenne Brandenburg | 17.03.2022 | Claudia Baradoy | Bild: rbb/Baradoy

Was als Zeitvertreib beginnt, endet manchmal in der Profession - wie bei Imker Michael Meyer im havelländischen Görne. Rund tausend Kilo Honig erntet er mittlerweile im Jahr. Nun hat er die alte Dorfschmiede zur "Honigschmiede" umgebaut. Von Claudia Baradoy

Die Sonne scheint, die Temperaturen sind frühlingshaft mild, und an der Mauer der alten Schmiede im havelländischen Görne ist es windgeschützt. Dort stehen zwei Holzkisten mit Blechdeckeln, sogenannte Beuten. Ein gleichmäßiges, geschäftiges Brummen ist zu vernehmen und am Einflugloch herrscht Hochbetrieb.

So mancher Besucher bleibt hier lieber auf Abstand oder sucht gar das Weite. Michael Meyer jedoch zaubert der Anblick des Gewusels ein Lächeln auf die Lippen. "Na komm mal, meine Kleine" sagt er und streckt einer Biene den kleinen Finger hin. Die nimmt die Einladung zur kleinen Pause tatsächlich an. Meyer ermutig die Besucher auch, näher zu kommen: "Na, ein bisschen seitlich vom Bienenvolk kann man sich ruhig aufhalten. Nur nicht genau davorstellen. Weil die Bienen im Anflug auf das Bienenloch freie Bahn haben wollen. Eigentlich können sie ja ganz gut fliegen, aber wenn man sich genau davorstellt, krachen sie einfach in einen rein. Und dann wird man schon mal gestochen...!"

Imker Michael Meyer aus Görne (Quelle: rbb/Baradoy)
Imker Michael Meyer aus Görne | Bild: rbb/Baradoy

Michael Meyer ist von Beruf gelernter Telekommunikationstechniker. Zum Arbeiten braucht er nur einen Computer, und es ist egal, wo der steht. Er und seine Frau wollten raus aus Berlin. Ein kleines Häuschen mit Schrebergarten war ihr Traum. 2013 wurden sie in Görne im Havelland fündig. Ein Jahr später entdeckte Michael Meyer das Imkern für sich: "Angefangen habe ich mit drei Bienenvölkern. Die standen erst mal bei mir auf dem Hof. Inzwischen habe ich 40 Völker, die ich beernte. Die Beuten stehen hier in der gesamten Region, bis nach Landin und Friesack herunter!"

Rund 3.100 Mitglieder, die sich um etwa 28.500 Bienenvölker kümmern, hat der Imkerverband Brandenburg, zu dem Michael Meyer gehört. Um die eintausend Kilo Honig erntet Meyer jährlich. Die heimische Küche reicht zum Schleudern und Abfüllen der Gläser längst nicht mehr. Doch die alte Schmiede gleich neben der Kirche stand leer und bietet den nötigen Platz. Mit viel Eigenkapital und Fördergeldern baut Meyer sie nun zur "Honigschmiede" um. Frische Farbe und weiße Kacheln sind bereits an den Wänden.

"Ich wollte das Alte ein wenig erhalten"

Nichts erinnert hier mehr an den Ruß und Dreck des Schmiedehandwerks vergangener Jahrhunderte. "Dennoch wollte ich das Alte ein wenig erhalten", sagt Meyer. Und so flackert in der Mitte des Raumes ein kleines Feuer. Schmiedetisch, Esse und Rauchabzug bleiben erhalten. Rundherum stehen jede Menge unausgepackte Kisten und etliche nagelneue und blitzblanke Gerätschaften für die Honigverarbeitung.

Der Elektromotor eines Rührbottichs schnurrt leise vor sich hin. Michael Meyer öffnet den Deckel. Der würzige Duft des Honigs fliegt durch den Raum. "In dem Bottich wird der Honig langsam und gleichmäßig gerührt. Dadurch werden die Ecken von den Kristallen abgeschlagen, und wenn die Masse dann im Glas ist, bleibt sie schön cremig und wird nicht zu so einem hässlich harten Klumpen", erklärt Meyer.

Lange Zeit war die Schmiede ein Schandfleck im Dorf

30 Jahre lang stand die alte Schmiede leer, verfiel immer mehr. Ein Schandfleck mitten im Dorf. Als Michael Meyer das Gebäude 2019 kaufte und mit dem Aufräumen begann, beobachteten die die Görner die Arbeiten neugierig. Helma Brodhuhn etwa wohnt gleich gegenüber und kennt die Schmiede noch als Kind: "Wir haben hier draußen immer gespielt. Und wenn es im Winter kalt war, waren wir in der Schmiede. War ja schön warm hier drin. Wenn wir uns aufgewärmt hatten, gingen wir wieder raus. Dadurch kenne ich die Schmiede eben von innen: Schmierig, dreckig, schwarz war es hier. Und so sahen wir als Kinder dann am Ende manchmal auch aus..."

Die Görner freuen sich darüber, dass in die Schmiede und ins Dorf jetzt wieder Leben einzieht, sagt Helma Brodhuhn: "Als ich jetzt erste Mal wieder hier drin war, hab ich erst mal geguckt. Das kann doch nicht sein, dass das die alte Schmiede ist. Viel größer und alles sauber. Herrlich. Und wir haben in Görne nichts weiter sonst. Dass Michael das jetzt wieder aufbaut, ist so toll."

Neben der Honig-Werkstatt wird Michael Meyer hier auch ein kleines Kaffee einrichten. Im Juni, zur Brandenburger Landpartie, soll es eröffnet werden. Aber jetzt schon kann man dort Meyers Honig bekommen. Verkauft wird er auch in Rathenow und auf Märkten bis nach Berlin.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.03.2022, 09:10 Uhr

Beitrag von Claudia Baradoy

5 Kommentare

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  1. 3.

    Na dann mal auch weiterhin viel Erfolg und volle Honigtöpfe!

    Bienen halten ist übrigens immer eine gute Idee - ich mach das hier seit.... na ja - mein Vater hat 1955 damit angefangen.

  2. 2.

    Vielen Dank für das Feedback! Es freut mich, dass der Honig gefällt! Viele Grüße und viel Freude an meinem Honig aus Görne

  3. 1.

    Wir haben diesen Honig schon gekauft und probiert. Mega lecker...absolut empfehlenswert.

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