Hamsterkäufe und Lieferprobleme - Berliner Tafel bekommt weniger Spenden - muss aber mehr Menschen versorgen

Immer mehr Menschen aus der Ukraine nutzen in Berlin die Tafeln, um sich mit den nötigsten Nahrungsmitteln zu versorgen. Gleichzeitig registriert die Einrichtung ein abnehmendes Spendenaufkommen - und mehr leere Regale in Supermärkten.
Die Berliner Tafel versorgt jetzt auch zunehmend Menschen aus der Ukraine. Wie die Gründerin der Einrichtung, Sabine Werth, dem rbb sagte, kommen insbesondere ukrainische Familien zu den Ausgabestellen. Deren Zahl steige "gewaltig" an, so Werth, gleichzeitig gingen aber die Spenden von Lebensmitteln zurück.
Bereits seit Jahresbeginn sei die Spendenbereitschaft um etwa ein Drittel gesunken. "Das liegt zum einen daran, dass die Lieferketten nicht mehr richtig funktionieren - schon die ganze Zeit wegen Corona. Außerdem bleiben jetzt ganz viele Lieferungen aus der Ukraine oder auch aus Russland auf der Strecke."
Zudem sei zu beobachten, dass viele Verbraucher auch wieder Hamsterkäufe tätigten. "Das merken wir auch in den Läden", sagt Werth. In den Läden bleibe viel weniger Ware übrig, "nicht nur, weil von vornherein weniger angeboten wird, sondern auch weil viel gekauft wird von denen, die es sich noch leisten können".
Hohe Hilfsbereitschaft in Berlin
Die Tafel habe dazu aufgerufen, möglichst haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel an die 46 Ausgabestellen von "Leib und Seele" zu spenden. "Ich habe mitgekriegt, dass in den Ausgabestellen auch die Bestandskundschaft durchaus Verständnis hat, weil alle sagen: Die vom Krieg betroffenen Menschen brauchen unser aller Unterstützung. Und deshalb verzichten die anderen auch gerne auf ein bisschen. Wir versuchen, es einfach so gerecht wie möglich zu verteilen", betonte Werth.
Es scheine eine flächendeckende Solidarität zu geben mit den Geflüchteten, möglicherweise auch weil der Ukraine-Krieg für die Menschen näher sei, als etwa der Krieg in Syrien. "Es ist zwar immer noch diese Anfangs-Euphorie, die hatten wir ja 2015 auch. Aber es ist irgendwie eine andere Einstellung diesen Geflüchteten gegenüber. Vielleicht liegt es auch daran, dass viele Kinder da sind und von daher den vielen Menschen dann einfach an dieser Stelle des Herz mehr aufgeht", so Werth.
Die Berliner Verwaltung sei derzeit bemüht, die Versorgung von Kriegsflüchtlingen mit den vorhandenen Ressourcen zu stemmen. Deshalb werde man seitens der Berliner Tafeln derzeit auch keine Forderungen an den Senat stellen, sagte Leiterin der Tafel. "Ich würde mir wünschen, dass die Händlerinnen und Händler jetzt nicht auf Biegen und Brechen daran denken, ihre Preise zu erhöhen, sondern vielleicht auch wirklich mal daran, mehr Waren abzugeben."
Sendung: Inforadio, 19.03.2022, 12:00 Uhr