Höhere Preise, kälteres Wasser - Wie Brandenburgs Bäder mit steigenden Energiekosten umgehen

Für Berliner Badegäste hat das Bibbern schon begonnen. Um bis zu zwei Grad senken Schwimmbäder die Wassertemperatur, um Energie einzusparen. Auch in Brandenburg reagieren die Bäder jetzt auf gestiegene Kosten - im Umfang aber moderater.
Ab dem 1. Mai beginnt in vielen Freibädern in Berlin und Brandenburg die Saison. Die gute Nachricht ist: Auch in Brandenburger Bädern darf wieder unbekümmert und ohne Abstand geplanscht werden. Die Corona-Beschränkungen, die in den vergangenen zwei Jahren noch dazu geführt haben, dass Schwimmbäder nur teilweise für Besucher geöffnet waren, sind vorbei. Wie in der Zeit vor der Pandemie wird es sich allerdings nicht in allen Hallen- und Freibädern anfühlen. Nachdem die Corona-Krise überwunden ist, setzen steigende Energiepreise den Betreibern der Bäder zu.
In Berlin etwa hatten die Bäderbetriebe (BBB) bereits angekündigt, die Wassertemperaturen in Freibädern im Schnitt um zwei, in Hallenbädern um ein Grad zu senken. Die Auswirkungen seien für die Besucher kaum zu spüren. Die Abhängigkeit von russischem Erdgas würde aber spürbar verringert, sagte Bäderbetriebe-Chef Johannes Kleinsorg dem rbb.
In Brandenburg entscheiden die Bäder individuell, wie sie auf die gestiegenen Preise reagieren und in welchem Ausmaß Kostensteigerungen an Gäste weitergegeben werden. Nach rbb|24-Recherchen planen zumindest einige Betreiber, die Wassertemperaturen ebenfalls zu senken oder die Eintrittspreise anzupassen.
Energiepreise auf Kosten des Wohlfühlfaktors?
Der Besuch in der Spreewald-Therme Burg beispielsweise, die einen Innen- und Außenbereich hat, könnte bald teurer werden. Aufgrund der steigenden Energiekosten denke man darüber nach, sagte Geschäftsführer Torsten Feiereis dem rbb in der vergangenen Woche. "Die Energiepreise haben sich zum Teil mehr als verdoppelt." Die Wassertemperatur abzusenken, um Heizkosten zu sparen, sei aber keine Option, weil dann "der Wohlfühlfaktor verloren geht", so Feiereis.
Das Freizeitbad Lagune in Cottbus hatte wegen der gestiegenen Energiekosten bereits zum ersten Januar die Wassertemperatur zumindest der Becken im Innenbereich um jeweils ein Grad reduziert. Es sei eine Reaktion darauf gewesen, dass die Preise seit dem Herbst vergangenen Jahres "explodiert" seien, sagte Geschäftsführer Ronald Kalkowski rbb|24 am Dienstag. So habe das Wasser zum Beispiel im Sportbecken nun 27 Grad – eine Temperatur, die manche andere Bäder bereits zuvor hatten, so Kalkowski. Die Wassertemperaturen aber um ein weiteres Grad senken, wolle die Lagune nicht, sagte er, denn die Besucher sollten sich weiter wohlfühlen. Die Raumtemperatur von 30 Grad ist gleichgeblieben.
Vorerst keine Konsequenzen in Potsdam
Für die vier Bäder in der Landeshauptstadt Potsdam (blu, Kiezbad am Stern, Waldbad Templin, Stadtbad Park Babelsberg) sind vorerst keine Maßnahmen zur Eindämmung der Energiekosten vorgesehen, wie der Sprecher der zuständigen Stadtwerke Potsdam, Stefan Klotz, auf rbb|24-Anfrage mitteilte: "Derzeit haben wir für unsere Bäder keine Preiserhöhungen und keine Temperaturabsenkung vorgesehen. Erfahrungsgemäß führt eine Senkung der Beckenwassertemperaturen generell zu einem deutlichen Rückgang der Besucherzahlen, weil sich sowohl Seniorinnen und Senioren als auch Kinder in einem kalten Becken nicht mehr wohlfühlen", erklärte er. Mit weniger Gästen würde sich die wirtschaftliche Bilanz der Bäder verschlechtern, so Klotz weiter.
Die beiden Potsdamer Schwimmhallen (blu und Kiezbad am Stern) sind seinen Angaben zufolge an das Fernwärmenetz angeschlossen, das die Fernwärme vom gasbetriebenen Heizkraftwerk Potsdam-Süd bekommt. "Beide Schwimmbäder sind energieeffizienztechnisch auf neuestem Stand", so Klotz weiter. Die beiden Strandbäder Templin und Babelsberg eröffnen am 1. Mai die Freiluftsaison.
Für alle vier Potsdamer Bäder gibt es derweil keine Corona-Beschränkungen mehr bis auf das Abstandsgebot und die Einhaltung der AHA-Regeln. "Wir werden aber die Scheiben an den Kassen beibehalten, ebenso die Desinfektionsmittelspender und die Hinweise zu den AHA-Regeln", so Klotz.
Hallenbad macht sich unabhängig von Erdgas
Weiterhin warmes Wasser und stabile Eintrittspreise verspricht auch das Marienbad in Brandenburg/Havel, welches sich in kommunaler Trägerschaft befindet. Um die Temperaturen im Bad stabil zu halten, wird das mobile Dach jedoch erst eingefahren, wenn die Außentemperaturen deutlich steigen, was nicht vor Mitte Mai der Fall sein dürfte.
An den Temperaturen in der Halle und im Wasser wird sich in der TURM ErlebnisCity Oranienburg in dieser Saison ebenfalls nichts ändern, sagte Geschäftsführer Kay Duberow rbb|24 am Mittwoch. Die Aufenthaltsqualität stehe an erster Stelle. In den vergangenen Jahren habe das Erlebnisbad darauf hingearbeitet, etwa mit Wärmepumpen unabhängiger von Energiepreisen zu werden. Für dieses Jahr seien daher keine Preissteigerungen nötig. Wohl aber seien Preisanpassungen für Besucher beispielsweise in der Gastronomie unvermeidbar, so Duberow.
Im Freibad Waldfrieden in Bernau (Barnim) beheizt beispielsweise eine Solaranlage das Schwimmbecken. Die Wassertemperatur steigt je nach Sonneneinstrahlung dabei auf bis zu 26°C. Eine weitere Beheizung, die mit zusätzlichen Kosten verbunden wäre, gibt es nicht.
Ähnlich sieht es im Freibad Neuenhagen (Märkisch-Oderland) aus, welches am Wochenende vom 14./15. Mai öffnet. Das Freibad senkt die Wassertemperatur nicht ab, sagte Günther Kirst von der Gemeinde Neuenhagen gegenüber dem rbb. Das große Schwimmbecken ist ein Edelstahlbecken und heizt sich ausschließlich mit Sonnenenergie auf. Die Wassertemperatur beträgt laut Kirst 20 bis 22 Grad. Eine zusätzliche Heizanlage gibt es in dem Freibad nicht.
Vollständig auf die Wärmeleistung der Sonne müssen sich auch Besucher des Waldbades Liepnitzsee und des Freibades in Perleberg verlassen. Die Becken werden nicht beheizt.