Nach rbb-Informationen - Drei Fälle von Affenpocken in Berlin bestätigt

Am Freitag war der erste deutsche Fall von Affenpocken in München bestätigt worden, jetzt wurde die Infektionskrankheit auch in Berlin nachgewiesen. Nach rbb-Informationen gibt es drei bestätigte Fälle, laut Gesundheitsverwaltung sind es zwei.
Die Viruserkrankung Affenpocken hat Berlin erreicht. Die rbb24 Abendschau erfuhr am Samstagnachmittag von drei bestätigten Fällen aus Gesundheitskreisen.
Die Senatsverwaltung für Gesundheit meldete am Samstag zwei bestätigte Fälle. Der Zustand der beiden Patienten sei stabil, hieß es. Derzeit liefen die Ermittlungen zu Kontaktpersonen. Ob es sich um den west- oder zentralafrikanischen Virusstamm handele, soll nun eine Laboranalyse ergeben. "Es ist davon auszugehen, dass in den nächsten Tagen eventuell noch weitere Infektionen registriert werden."
Gote: "Müssen schnell und konsequent handeln"
Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) teilte mit, es bestehe kein Grund zur Panik, aber Grund zur Vorsicht, da viele wissenschaftliche Erkenntnisse über die Krankheit noch vorläufig seien. "Expertinnen und Experten gehen jedoch davon aus, dass wir keine neue Pandemie fürchten müssen. Wir müssen jetzt aber schnell und konsequent handeln, um Infektionsfälle zu erkennen und einzudämmen."
Am Samstagvormittag hatten die "Berliner Zeitung" und RTL/NTV bereits von einem ersten Fall von Affenpocken in Berlin berichtet. Der infizierte Patient in einer Arztpraxis in Schöneberg habe sich vermutlich vor einer Woche bei einer Party in einem Club infiziert. Laut der Zeitung hat das Robert Koch-Institut den Befund am Freitagabend mündlich mitgeteilt. Der Betroffene sei nicht im Krankenhaus und werde engmaschig betreut.

Infektion durch Hautkontakt
Der Klinikdirektor Infektiologie der Charité, Leif Erik Sander, betonte, die Dynamik des aktuellen Affenpockenausbruchs sei ungewöhnlich und müsse daher sehr ernst genommen werden. Es gelte nun, die Infektionsketten und Übertragungswege besser zu charakterisieren und effektiv zu unterbrechen.
"Wir beobachten bislang eine disproportionale Häufung der Affenpockeninfektionen unter Männern, insbesondere nach Sexualkontakt zu anderen Männern", so Sander. Eine Ausbreitung wie beim Coronavirus werde es auf keinen Fall geben, betonte Sander am Freitag im rbb. Dafür sei die Krankheit nicht ansteckend genug.
Da die Infektion durch engen Hautkontakt und möglicherweise auch über Schleimhautkontakt und Tröpfchen übertragen werde empfehle er besondere Vorsicht und Vermeidung von engen ungeschützten Kontakten mit unbekannten Personen. "Insbesondere wenn typische Krankheitssymptome bestehen, sollte man Kontakte beschränken und sich rasch in ärztliche Behandlung begeben", so Sander. "Die Charité ist auf die Behandlung von Infizierten vorbereitet und arbeitet eng mit dem RKI und dem öffentlichen Gesundheitsdienst zusammen."
Mögliche Infektion auf Gran Canaria
Der Berliner Hausarzt und Infektiologe Heiko Jessen sagte der Deutschen Presse-Agentur, die beiden 30 und 55 Jahre alten Infizierten seien langjährige Patienten bei ihm. Zwischen beiden Fällen gebe es nach seiner Einschätzung keine Verbindung. Der 55-Jährige habe sich offenbar in Berlin angesteckt, weil er die Stadt nach eigenen Angaben nicht verlassen habe. In seinem Fall habe er bereits am Freitagabend vom Robert Koch-Institut eine Bestätigung über die Ansteckung mit Affenpocken bekommen, sagte Jessen.
Bei dem 30-Jährigen, dessen Infektion erst am Samstag bestätigt wurde, seien die Symptome noch eindeutiger. Jessen nannte unter anderem Fieber, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen sowie pockenähnliche Geschwüre, die schmerzhaft seien und sich über verschiedene Körperstellen ausgebreitet hätten. Die ersten Symptome seien bei ihm am Montag aufgetreten, sagte der Mediziner mit einer Praxis in Berlin-Schöneberg. Der Infizierte sei rund zwei Wochen zuvor beim Christopher Street Day auf Gran Canaria gewesen.
Seit den 1970er Jahren bekannt
Der Präsident der Berliner Ärztekammer, Peter Bobbert, sagte wies in der rbb24 Abendschau darauf hin, dass die Erkrankung seit den 1970er Jahren bekannt sei. Zu den Symptomen zählten Fieber und Gliederschmerzen sowie Hautausschlag im Gesicht, an den Handflächen oder Fußsohlen.
Am Freitag hatte es die erste Bestätigung für einen Fall von Affenpocken in Deutschland gegeben. Nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums ging es dabei um einen aus Brasilien stammenden 26-Jährigen, der von Portugal über Spanien nach München gereist war. Das Affenpocken-Virus ruft meist nur recht milde Symptome hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen.
Auch in Nordrhein-Westfalen liegen nach Angaben des Landesgesundheitsministeriums Hinweise "auf mögliche Kontakte von Personen mit dem Affenpockenvirus" vor. Diesen Hinweisen werde nachgegangen, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.
Sendung: Inforadio, 22.05.2022, 11 Uhr