Klimawandel - "Die Vegetation in Brandenburg hat sehr große Ähnlichkeit mit einer Wüste"

Satellitenaufnahmen dokumentieren eine deutliche Veränderung der Landschaft in Brandenburg durch den Klimawandel. Schon jetzt gleiche die Vegetation einer Wüste, sagt der Biologe Maik Veste von der BTU in Cottbus im rbb-Interview.
rbb: Herr Veste, warum wird Brandenburg immer trockener?
Maik Veste: Das Bundesland ist schon sehr trocken, bedingt durch seine geografische Lage und sehr geringe Niederschläge. Das wird sich in den nächsten Jahrzehnten weiter verstärkten.
Durch den Klimawandel haben wir ja schon ein oder zwei Grad Temperaturanstieg gehabt. Allein in Cottbus in den letzten 30 Jahren von acht auf etwa zehn Grad Celsius im Jahresdurchschnitt. Der Klimawandel führt auch dazu, dass wir gerade hier, im östlichen Teil des Landes, weniger Niederschläge haben werden. Das ist nicht nur im Durchschnitt so, sondern wir bekommen auch viele Trockenzeiten. Wir hatten das hier zuletzt im März, dass die Böden nicht mehr ausgesättigt werden mit Wasser.
Sie machen Feldforschung in Brandenburg, wo ist das in der Region besonders gut sichtbar?
Das ist eigentlich in unserem gesamten Bundesland sichtbar, weil wir natürlich mit den Sandböden auch nicht die großen Wasserspeicher haben. Und wir hatten ja schon drei Jahre Trockenheit hinter uns.
Sie haben Testflächen in der Region, wo Sie die Vegetation beobachten. Welche Erkenntnisse gibt es da?
Die Vegetation hier in Brandenburg hat schon eine sehr große Ähnlichkeit mit Wüsten, auch wenn wir hier natürlich nicht in einer Wüse leben werden. Wir haben große Flächen, die fast vegetationsarm sind. Da gibt es Gräser und wenige Bäume, zum Beispiel in der Lieberoser Heide und auf Sandflächen im nordöstlichen und nordwestlichen Brandenburg. Hier existieren sehr interessante langfristige Untersuchungen auch mit Satelliten, wie sich diese Vegetation verändert hat. Das waren vorher auch militärisch genutzte Flächen.
Hat die Vegetation einen großen Einfluss auf den Wasserhaushalt?
Die Vegetation hat natürlich als Verbraucher großen Einfluss, denken Sie nur an die Kiefernwälder, die dem Boden Wasser entziehen. Aber auch umgekehrt gibt es Möglichkeiten, dass Pflanzen an der Oberfläche das Eindringen von Wasser in den Sandboden verhindern.
Wir haben so genannte biologische Bodenkrusten, die aus Moosen, Flechten, Grünalgen und Bakterien gebildet werden und die obersten Millimeter des Bodens versiegeln. Die haben natürlich einen Einfluss, gerade wenn es kein kräftiger Landregen ist, sondern nur ein leichter Regen, der herunterkommt.
Was kann uns in so einer Situation helfen?
Sicherlich werden wir unterschiedliche Strategien fahren müssen, das heißt bei Getreide, wassereffiziente Pflanzen zu finden, die temperaturangepasst sind. Bei Temperaturen ab 30 Grad kann Getreide auch schon Probleme mit der Photosynthese bekommen. Was die natürliche Bodenvegetation betrifft, wird sich das von alleine regulieren, darauf werden wir auch keinen Einfluss haben. Für Wälder brauchen wir angepasste Baumarten.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview mit Maik Veste führte Michael Castritius, rbb24 Inforadio. Der Text ist eine redaktionell bearbeitete Fassung. Das Gespräch können Sie auch oben im Audio-Player nachhören.
Sendung: rbb24 Inforadio, 19.05.2022, 10:25 Uhr