Baden an der Museumsinsel - Berliner Flussbad könnte laut Studie günstiger realisiert werden

Di 03.05.22 | 20:47 Uhr
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Das Flussbad Berlin ist ein Projekt zur Umwandlung des Spreekanals in Berlin Mitte. (Quelle: imago images/Peter Meißner)
Video: rbb|24 | 03.05.2022 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: imago images/Peter Meißner

Seit Jahren setzen sich in Berlin Menschen dafür ein, wieder in der Spree baden zu können. Kritik an einem Flussbad in Mitte gibt es vor allem wegen der Kosten. Eine neue Studie kommt nun zu dem Ergebnis, dass man diese drücken könnte.

Mit der Badehose vom Humboldtforum aus in die Spree steigen und seine Bahnen im Wasser ziehen: Vor 100 Jahren war das in Berlin schon möglich. 1924 wurde die Badestelle wegen Verunreinigungen aber geschlossen. Seit mehr als zehn Jahren setzt sich in Berlin der Verein "Fluss Bad Berlin" dafür ein, dass das öffentliche Baden in der Spree zwischen Fischer- und Museumsinsel auch heute wieder machbar ist.

Eine neue Forschungsstudie kommt nach viereinhalb Jahren nun zu dem Ergebnis, dass es möglich und sogar günstiger ist als bislang angenommen. Das hat der Verein am Dienstag auf einer Pressekonferenz bekanntgegeben. Demnach würde die Reinigung des Wassers auch mit einer kleineren Filteranlage als bislang gedacht funktionieren. Die zuletzt durchgeführten Untersuchungen im Wasser der Spree hätten gezeigt, dass die Wasserqualität in diesem Bereich schon relativ gut sei, sagte Tim Edler vom Verein "Fluss Bad Berlin".

Grafik des geplanten Projekts (Quelle: Flussbad Berlin)
Grafik des geplanten Projekts (Quelle: Flussbad Berlin) | Bild: Flussbad Berlin

Ökologische Filteranlagen könnten Kosten senken

Problematisch für einen regulären Badebetrieb in der Spree seien vor allem Extremwetterereignisse wie etwa Starkregen. In einem solchen Fall könne die Kanalisation überlaufen und Schmutzwasser in die Spree laufen. Tatsächlich könne dies den Badebetrieb gefährden. Allerdings habe es statistisch gesehen in den vergangenen Jahren solche Überläufe an nicht mehr als 6,5 Tagen im Jahr gegeben, erläuterte Heribert Rustige vom Ingenieursbüro Akut, das die jüngste Forschungsstudie durchgeführt hat.

Neben kurzzeitigen Sperrungen könnten in einem solchen Fall auch Filter mit UV-Licht helfen, die Wasserqualität zu verbessern. Für die reguläre Reinigung des Wassers schlagen die Autoren der Studie vor, einen Filter aus Tongestein und Schilf in Teilen der Spree zu installieren. Dieses biologische Filtersystem könne vom Nikolaiviertel bis zum Auswärtigen Amt reichen und etwa die Hälfte der Wasseroberfläche bedecken. Erste Überlegungen, nach denen der Filter länger, breiter und damit auch teurer werden könne, hätten sich in der Studie nun nicht bewahrheitet, sagte Rustige.

Eröffnung des Flussbades bislang noch nicht zugesagt

Kritiker, darunter auch der Bund der Steuerzahler hatten in den vergangenen Jahren die Pläne zum Flussbad immer wieder als utopisch und vor allem zu teuer bezeichnet. Tim Eder vom Verein "Fluss Bad Berlin" rechnet nach den Ergebnissen der neuen Studie nun mit deutlich niedrigeren Kosten. 2018 habe man die Kosten für die Errichtung eines Flussbades noch auf 68,6 Millionen Euro geschätzt.

Bei kleineren und natürlichen Biofiltern gehe man nun von Kosten aus, die um ein Drittel niedriger lägen. Aus Sicht des Vereins hängt die Umsetzung des Projekts nun am politischen Willen. "Bislang gibt es eine ungenügende Abstimmung von Senatsumweltverwaltung, Senatsbauverwaltung mit dem Bezirk Mitte", bemängelte Edler. Als nächsten Schritt fordert er, dass ein Planungsauftrag vergeben wird. Die Kritik von Architekten und stadthistorisch Interessierten an einem Flussbad in unmittelbarer Nähe zum Humboldtforum, den Museen und dem geplanten Einheitsdenkmal wies Edler zurück. Man habe allen Skeptikern Gespräche angeboten, um die Pläne zu erklären, aber keine Antwort erhalten.

Senatsverwaltungen reagieren skeptisch

Aus den beiden zuständigen Senatsverwaltungen kamen am Dienstag kritische Reaktionen. Der Sprecher der Umweltverwaltung, Jan Thomsen, sagte der rbb24 Abendschau, es gebe nach wie vor große Hürden für das Flussbad. So stehe der geplante Bereich unter Denkmalschutz und könne nicht beliebig verändert werden. Der Spreekanal sei außerdem eine Bundeswasserstraße, dort gelte ein Badeverbot, genau wie 100 Meter rund um die zahlreichen Brücken. Da müssten Ausnahmeregelungen gefunden werden, die gesetzlich noch völlig unklar seien, so Thomsen.

Der Sprecher der Bauverwaltung, Martin Pallgen, warf in der rbb24 Abendschau die Frage auf, wieviel Energie und Geld noch in solch ein Projekt investiert werden solle, dessen Ausgang offen sei. Es handele sich um Steuergelder und man müsse sich weiterhin fragen, ob es unter den gegebenen Bedingungen realistisch sei, das Flussbad umgesetzt zu bekommen, sagte Pallgen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 03.05.2022, 19:30 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Wenn der Spreekanal Bundeswassserstrasse ist, ist doch alles klar. Der Bund wird doch nicht verzichten? Ich habe in allen. Berichten noch nichts über eine Steiiungnahme des Bundes gelesen. Sollen die Schwimmer und die Schiffe sich abwechseln in der Nutzung? Was sagt denn der Denkmalschutz? Wenn überhaupt, dann ohne Steuergelder.

  2. 10.

    Innerstädtische Flußbäder waren sogar historisch. Überdies war in Berlin bis 1920 in den Berliner Kanälen das Baden erlaubt. Heute ist die innerstädtische Population leider nicht mehr so gemischt. An die Stelle echten Lebens ist eine künstliche Mischung aus Tourismus und sinnentleertem Kapitalismus getreten, die so wie sie jetzt auftreten, gar nichts mit dem historischen Hintergrund der Areale zu tun haben. Wenn Gerhilde und Erwin glauben, daß es eine historische Weihe wäre, dass sie zweimal im Jahr einen überteuerten Hipsterkaffee trinken können, und dabei vom Blick auf proletarische Körper geschützt sind, so ist das der wahre Tod, die völlige Sinnentleerung.

  3. 9.

    Wenn manche Leute ein Flussbad haben wollen ok aber dann soll diese Initiative das gefälligst auch bezahlen und nicht die Steuerzahler mit diesem WAHNWITZ belasten.
    Außerdem ist der Ort mitten in der von historischen Bauten umgebenen Mitte Berlins völlig unpassend gewählt.
    Bin mal gespannt was die Städtebauer und der Umweltschutz unserer Stadt dazu sagen werden. Es gibt genügend Flüsse in Berlin wo sie sich austoben können z.B. das Maybachufer.

  4. 8.

    Ups. Ein Fehler ist mir unterlaufen. Wir haben einen Bausenator Herr Geisel. Der ist jetzt mitverantwortlich für dieses schwachsinnige Vorhaben.

  5. 7.

    Haben wir keine anderen Sorgen? Dieses Projekt muss zum scheitern verurteilt werden. Wenn eine Landes Senatorin glaubt das diese Sache Tourismus geschweige Berliner anlockt, na dann gute Nacht!

  6. 6.

    Das unterstütze ich und würde diesen auch gerne mit Ihnen zusammen einweihen.

  7. 5.

    Es braucht kein Stadtnad. Dies dient doch lediglich dazu das sich ein Architekt verewigen kann. Wenn das gebaut wird, ist das nichts anderes als ein Studenten Party Hot Spot...davon braucht Berlin keine weiteren

  8. 4.

    Gibt es wirklich Menschen, die in diesem verschmutzten Fluß baden wollen? Finde ich höchst erstaunlich.

  9. 3.

    Sehr geehrte Damen oder Herren,
    dieses Pojekt ist an dieser Stelle unpassend bis geschmacklos;es fügt sich einfach nicht in dieses Ambiente ein.Abgesehen davon,dass das Wasser zu schmutzig erscheint-ich würde mir höchstens mal die Füße darin kühlen-,kann ich mir eine Badestelle dort nicht vorstellen.Wäre es nicht schöner,mehr Grün für eine Promenade dort einzurichten,Wiesen anzulegen,Sträucher und Bäume zu pflanzen?Denkbar wären möglicherweise Kaffeehausstühle zum Verweilen etc.? Für ein Flussbad ist dieser Ort absolut ungeeignet.Deratiges könnte man in weiteerer Entfernung versuchen,da,wo Liegewiesen vorhanden sind und keine historischen Gebäude entweiht werden könnten,denn der Blick auf wenig bekleidete Badegäste wäre eine Geschmacklosigkeit,die ich auch keinem Touristen zumuten möchte.Der Denkmalschutz möge die Einrichtung eines Flussbades an dieser Stelle verhindern.

  10. 1.

    Bitte mit FF-Strand.

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