Fünf Millionen Euro vom Bund - Bezirk Neukölln will Hasenheide klimagerecht umbauen

Mi 25.05.22 | 12:19 Uhr | Von Anke Michel
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Der Slackliner geht in Berlin-Neukölln in der Hasenheide auf einer gespannten "Long Line" über die Wiese. (Quelle: dpa/Marc Tirl)
Audio: rbb 88.8 | 25.05.2022 | Anke Michel | Bild: dpa/Marc Tirl

Übernutzung, Verdichtung, Pflanzensterben: Die Hasenheide in Berlin-Neukölln steht unter Stress. Um den Park klimagerecht umzugestalten, bekommt der Bezirk fünf Millionen Euro. Und auch auf die Besucher kommen neue Regeln zu. Von Anke Michel

Der Zustand der Hasenheide ist schlecht: In den letzten drei Jahren mussten mehr als 400 Bäume vorzeitig gefällt werden – das entspricht zehn Prozent des Baumbestandes des Parks. Allein bei den Stürmen zu Beginn des Jahres 2022 sind 37 Bäume umgestürzt oder mussten in der Folge gefällt werden.

Mehr als die Hälfte der Bäume ist nicht gesund und die Wiesen sind zu trocken. Hinzu kommt: der Boden ist an einigen Stellen sehr verdichtet und kann Regenwasser kaum noch aufnehmen, weil zu viele Menschen ihn platt getrampelt haben. Schuld an diesem schlechten Zustand sind laut Bezirk zwei Faktoren: der Klimawandel mit seiner Trockenheit und die starke Nutzung der Hasenheide.

Hikel: Hasenheide darf nicht zur Wüste werden

Fünf Millionen Euro bekommt der Bezirk Neukölln nun vom Bund im Rahmen eines Programms zur Klimaanpassung für die Neugestaltung. Wie das konkret aussehen kann, hat der Bezirk am Dienstagabend Anwohnern und Anwohnerinnen vorgestellt. Zum Beispiel sollen Bäume und Pflanzen gesetzt werden, die besser mit der Trockenheit klarkommen.

Nun müssten die Grundlagen dafür geschaffen werden, dass die Hasenheide nicht zur Wüste werde, sagte Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) bei der Informationsveranstaltung. Man wolle vermeiden, dass man in vier, fünf Jahren großflächig kranke Bäume fällen müsse. Die Maientage haben in diesem Jahr zum letzten Mal hier stattgefunden, zu groß ist der Stress für die Natur. Das Problem mit illegalen Partys will der Bezirk durch mehr Kontrollen des Ordnungsamtes in den Griff bekommen.

(Quelle: rbb/Anke Michel)
| Bild: rbb/Anke Michel

Aufenthaltsflächen sollen neu aufgeteilt werden

Im Herbst soll der Umbau starten und bis Ende nächsten Jahres fertig sein. Dabei soll auch Regenwasser von Dachflächen umliegender Häuser genutzt oder von asphaltierten Wegen umgeleitet werden, sodass die Vegetation davon profitiert.

Außerdem ist vorgesehen, die Aufenthaltsflächen neu einzuteilen. Die Besucher sollen nicht mehr in jedem Bereich des Parks picknicken oder Fußball spielen, Trampelpfade sollen zurückgebaut werden. Und die Wiesen sollen seltener gemäht werden, damit sich eine naturnahe Vegetation entwickeln kann. Die Natur solle in mehr Bereichen des Parks zur Ruhe kommen, sagt Bezirksstadtrat Jochen Biedermann (Grüne). Erreicht werden solle das auch dadurch, dass an einigen Stellen Hecken oder Dornenbüsche gepflanzt werden, die den Zugang für Besucher und Besucherinnen versperren.

"Ich ärgere mich sehr über leere Flaschen auf der Wiese"

Anwohner und Anwohnerinnen waren zuvor befragt worden, was sie sich für ihren Park wünschen. Viele hatten dabei angegeben, dass sie sich mehr ruhige Rückzugsorte wünschen, mit Schatten im Sommer unter Bäumen. Zu der Vorstellung der Pläne waren rund 100 Anwohner und Anwohnerinnen gekommen, schauten sich die Umbauvorhaben auf Schautafeln an und diskutierten mit Vertretern des Grünflächenamtes und des Bezirksamtes.

Dabei war auch Anwohner Clemens. Er ist in Elternzeit, geht fast jeden Tag in die Hasenheide und hält sie, wie er sagt, für den besten Park der Welt. Er hat einen großen Wunsch: Die Menschen sollten besser auf ihre Hasenheide achten und nicht so viel Müll zurücklassen. "Ich ärgere mich sehr über leere Flaschen, Plastikverpackungen, Kronkorken und Kippen auf den Wiesen." Der Müll ist tatsächlich eines der größten Probleme des Parks: Mehr als 100.000 Euro muss der Bezirk nach eigenen Angaben jährlich für die Beseitigung ausgeben.

Sendung: rbb 88.8, 25.05.2022, 08:20 Uhr

Beitrag von Anke Michel

30 Kommentare

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  1. 30.

    Ich bin 1956 aus der "Zone",wie wir sagten,nachW-B gekommen und sollte sofort ausgeflogen werden. Der Beamte war recht knurrig, als ich nachweisen konnte, dass ich in Berlin geboren war. Da musste er mir den Zuzug genehmigen. Er knurrte noch was von 200 000 Arbeitslosen.
    Wenn er erfahren hätte, dass ich 5 Tage später Arbeit hatte und bis zur Pensionierung keinen Tag arbeitslos war...

  2. 29.

    Man sieht es auch an den Rehbergen. In Sommer voll von Englisch und spanisch sprechenden Menschen die feiern, kiffen, über den Zaun klettern und im Plötzensee baden

  3. 28.

    Nicht über andere Meckern, wenn man es selber nicht besser weißt. Das gab auch damals in Westberlin, das man nur mit Zuzugbescheinigung kommen dürfte. Ich weiß wovon ich Rede, da mein Onkel eine brauchte.

  4. 27.

    Wenn die Wiesen wie in den 70-iger ständig gemäht werden, damit alles korrekt aussieht nach dem Motto: Kein hohes Gras, dann lieber gar keins, kann sich über die Folgen nicht wundern.

  5. 26.

    Und wo kommt das Wasser in 6-9 Metern Tiefe aus der eigenen Pumpe her, wenn es nicht anhaltend regnet? Und wenn Sie den Rasen wässern nimmt der Rasen das Wasser auf und versickert NICHT nach unten. Und welche Pflanzen brauchen ebenfalls das Wasser, welches Sie mit der Pumpe entnehmen? Genau, Bäume und Sträucher der öffentlichen Flächen. Und wenn noch viele 1000 andere Gartenbesitzer das Wasser mit der Pumpe entnehmen, dann fehlt genau den Bäumen und Sträuchern das Wasser, nur damit Ihr Rasen grün ist. Und der Rasen ist doch das unwichtigste in einem Garten, wichtiger sind doch Pflanzen und Bäume von denen Insekten und Vögel etwas haben. Immer nur im eigenen Garten denken ist zu kurz gedacht.

  6. 25.

    Oh, mir schwant FÜRCHTERLICHES
    mit dem "Umbau ".
    Hoffentlich erkennt man die Hasenheide dann noch wieder nachdem der Bezirk Hand angelegt hat.

  7. 24.

    Die Berliner Parkgäste sind einfach Schmutzfinken, respektose raufende Gesellen, die nichts als flüchtiges Vergnügen im Sinn haben. Wie kann man so einen völlig verdreckten und verwahrlosten Park als schönsten Park der Welt bezeichnen? Wer hängt denn den ganzen Tag im Park rum, daß er ständig Rasenflächen und Bäume vollurinieren muß. Vielleicht mal kein Bier? Ich betrete die Parkanlagen, wenn überhaupt, nur noch nach Regen.

  8. 23.

    Die Hasenheide braucht dringend Ruhe. Die CoronaLockdowns führten dazu, dass nächtliche Partys und tägliche Überbeanspruchung von zu vielen Menschen die Grünflächen und Pflanzen ruiniert haben. Fehlende WCs und zu wenig Regen gaben ihr den Rest. Ich freue mich sehr, dass nun etwas zur Rettung dieser tollen Grünanlage/Naherholungsgebiet getan wird.
    Schade, dass die traditionellen Maientage nun Geschichte in der Hasenheide sind und hoffe, dass sie 2023 aufs Tempelhofer Feld umziehen kann.

  9. 22.

    Sicher mangelt es auf den Wiesen auch an Pflege. Wildwiesen mit "betreten verboten", wie im Schloßpark Babelsberg, wird hier eher nichts ;) Mehr und bessere Pflege geht schon! Siehe dazu z.B. den Volkspark Wilmersdorf, wo auf Liegewiesen regelmäßig gelockert und nachgesät wird mit automatisierter Bewässerung :)

  10. 20.

    Es bleibt abzuwarten, ob die drumherum Wohnenden die Hasenheide nur als beiläufiges Grün wahrnehmen, das auf den kürzesten Wegen, sprich: Trampelpfaden, durchquert werden muss oder ob es schon mal ein paar Dutzend Meter mehr sein können. Zweitgenanntes achtet den Park als Park - nämlich genau dadurch, dass ansonsten bezeichnete Umwege als achtbare Wege begriffen werden.

    Ich will da keine Prognose abgeben; doch genau an dieser inneren Einstellung gedeiht das Projekt oder aber, es wird scheitern.

  11. 19.

    Auch wenn in unserer Stadt die Einwohnerzahl ganz sicher nicht auf 8 Mio. anwachsen wird,bin ich ansonsten ganz Ihre Meinung.Der ständige Zuzug ist auf Dauer für Berlin nicht zu Stämmen .

  12. 18.

    Der ökologischte Bau ist der, der die Stadt verdichtet. Weniger versiegelte Fläche pro Person, weniger Energie pro Person, weniger Fahrtwege pro Person.

  13. 17.

    Berlin: 4.108 Einwohner je km², Madrid 5.392 Ew./km², London 5.667 Ew./km², Tokio 15.351,5 Ew./km², Paris 20.557 Ew./km². Ist natürlich jetzt perfekt vergleichbar, weil viel davon abhängt wie die Stadtgrenzen gezogen sind, aber Berlin ist mitnichten zu dicht.

  14. 16.

    Viele Grüne sind im Herzen eher konservativ, auf Bundesebene jedenfalls laufen die Grünen derzeit i. S. Ukraine der CDU/CSU den Rang ab.

    Mittlerweile könnte ich mir wirklich vorstellen, auf Bundesebene grün zu wählen.

    Baerbock, Habeck und Hofreiter überzeugen mich, auch die grüne Geschlossenheit in dieser Sache überzeugt.

  15. 15.

    Zum "Saubermann Immage" ist es noch ein weiter Weg in Berlin. Und es gibt hierzulande auch immer eine Gruppe von "Nichtspiessern" , die sie engagiert dafür einsetzen, dass dieser Weg immer länger wird. es gibt aber auch die grosse Gruppe der "Spiesser", die es nicht besonders schätzen in unseren Parks in Hundekot und Glasscherben zu treten oder sich auf verbrannten und vermüllten Liegewiesen zu sonnen. Die werden Sie wohl dulden müssen, wenn es auch schwer fällt.

  16. 14.

    Ei-jei-jei … Nun wird ausgerechnet den „Links-Grün-Versifften“ ein Saubermann-Image unterstellt, und dass es Ihnen ja eigentlich gar nicht um die Umwelt ginge – ausgerechnet den Grünen … Haha! An Ihren Wahrnehmungsstörungen möchte ich (lieber nicht) leiden …

  17. 13.

    Ja, - Berlin ist eben kein Kleingarten!!
    Arbeitskreis, Planung, Bürgerbeteiligung, wieder Arbeitskreis und Planung u.s.w. ,da sind 5 Mio. € ein Klacks. Die Verteuerungsrate noch gar nicht eingerechnet.

  18. 12.

    Kleiner Verleser: „Ich ärgere mich sehr über leere Flächen auf der Wiese“ …

    „Da es in Berlin keinen Wassermangel gibt, kann man mit Rasen sprengen schon so Einiges bewirken. Da das Wasser dabei in der Natur verbleibt, ist der Kreislauf ausgeglichen.“

    Und dann aber eher nachts bewässern? Besonders an heißen Tagen dürfte ein nicht gerade kleiner Teil des versprengten Wassers wohl eher verdunsten als versickern – und somit zu einer Wasserknappheit beitragen … Seen trocknen übrigens auch innerhalb Berlins zunehmend aus.

  19. 11.

    Wenn die Nutzung nicht eingeschränkt wird, hilft alles Sprengen nicht. Das verträgt auch die berühmte "Tiergartenmischung" nicht. Ballspielen, Grillen, selbst nur Lagern und das täglich führt zur Verödung.Sprengen ist nur nachts möglich und selbst da bleiben nur wenige Stunden.
    Ich beneide die Verantwortlichen nicht um ihren Job. Da ist zu fürchten, dass die 5 Mio. schnell weg sind. Ich habe 50 Jahre Gartenbauerfahrung und hätte mir das nicht angetan. Man kann den Gärtnern nur alles Gute wünsch

  20. 10.

    Nun ja, ich glaube, dass hat nicht nur Gründe des Umweltschutzes. Vielmehr geht es auch hier um das "Saubermann Image" der Hauptstadt. Keine Party, kein Sex in den Büschen an der Rudower Höhe. Der Tiergarten z B. ist so licht geforstet, dass man vom Hansaplatz aus die Autokennzeichen am Nollendorfplatz lesen kann. Schön grün vorgetragen,aber viele Grüne sind spiessiger, als meine Eltern es je waren. Von wegen Umwelt.

  21. 9.

    8 Millionen Menschen sollen in Berlin leben? ROTFL!!! Vielleicht machen Sie sich erstmal schlau über die Einwohnerzahl Berlins, bevor Sie solche Fantasiezahlen hier posten.

  22. 8.

    Die Politik rechnet aber anders, mehr Einwohner, mehr Häuser, mehr Arbeiter und zwangsläufig auch mehr Arbeit. Das Wachstum Grenzen hat kann man denen nicht erklären. Hier in Deutschland muss immer erst alles zusammenbrechen bevor mal jemand nachdenkt. Dann geht der Zyklus von vorne los.

  23. 7.

    Warum kostet das jetzt 5 Millionen? Gegen trockenen Rasen hilft eigentlich der Sprenger sehr gut. So macht man das jedenfalls im Kleingarten. Am besten mit Wasser aus der eigenen Pumpe. Da es in Berlin keinen Wassermangel gibt, kann man mit Rasen sprengen schon so Einiges bewirken. Da das Wasser dabei in der Natur verbleibt, ist der Kreislauf ausgeglichen. Ab und zu hilft ja dann auch der Regen, dass man den Sprenger im Sommer mal nicht anmachen muss.

  24. 6.

    Und die "Armen" und die "Reichen" verdrängen wir dann ins Umland?
    Die Einen ins Zelt im Brandenburger Wald und die Anderen in die Villen ???

  25. 5.

    Vielen Dank, das sehe ich genauso. Alle sollten erkennen, dass die Stadt mittlerweile zu voll ist und der Neubau reduziert werden sollte. Nur noch ökologisch und/oder Mieten für mittlere Einkommen.

  26. 4.

    Man kann gut erkennen, dass die angrenzenden Bezirke bereits dicht genug besiedelt sind. Die, von der Politik gewünschte, Randbebauung des angrenzenden Flugfeldes würde die Lage nur noch verschlimmern

  27. 3.

    "Das liegt an zu vielen Menschen, wann wird die Politik tätig und stoppt die Ursache dafür, den ungehemmten Zuzug."

    Wir leben aber nunmal in einer Demiokratie und nicht in der DDR, wo man eine Zuzugsgenehmigung brauchte.

    "Um auszuschließen, daß sie die Nähe zu Westberlin “ausnutzen”, wurden die Umzugswilligen durch die Staatssicherheit überprüft. Galten sie als nicht vertrauenswürdig, sprach man ihnen ein Berlin-Verbot aus."

    https://www.ddr-geschichte.de/Wirtschaft/Industrie/Wohnungswesen/wohnungswesen.html

    Merke: Erst denken, dann tippen!

  28. 2.

    Das liegt an zu vielen Menschen, wann wird die Politik tätig und stoppt die Ursache dafür, den ungehemmten Zuzug. Anderswo veröden ganze Landstriche und hier wird alles nieder getrampelt, überrannt und weg verdichtet. Von Wohnung,über Kita, Schulen bis BVG. Hört endlich auf die Augen vor der Realität zu verschließen weil sie unbequem ist oder eigene Wählerschaft in die Stadt spült.
    Es können nicht 8 Mio Menschen in der Stadt wohnen, irgendwann ist das nicht mehr machbar und genau diesen Punkt haben wir längst überschritten. Wir doktern mit imensem Aufwand und Kosten an den Symptomen herum statt die Ursachen anzugehen, die täglich mehr werden.

  29. 1.

    Wenn man das mit den Anwohnern so diskutiert, dass gute Vorschläge auch als solche erkannt werden, dann werden diese auch auf "Ihre Hasenheide" achten.
    Trampelpfade kann man auch so denken: Wege werden nur da und so angelegt, wo es diese Trampelpfade gibt: Trampelpfade werden zu Wegen und nicht benötigte Wege wieder zur Natur.
    Müll ist da schwieriger zu lösen. Wenn man es den Leuten leicht macht, diesen los zu werden?

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