Jahrestag des Kriegsendes - Direktor des Museums Berlin-Karlshorst plädiert für Erhaltung sowjetischer Ehrenmale

Fr 06.05.22 | 10:15 Uhr
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Das Sowjetische Ehrenmal im Tiergarten (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Interview: Jörg Morré | rbb24 Inforadio | 06.05.22 | Bild: dpa/Soeren Stache

Der Direktor des Museums Berlin-Karlshorst, Jörg Morré, hat sich dafür ausgesprochen, sowjetische Ehrenmale in Berlin bestehen zu lassen.

Im rbb24 Inforadio sagte Morré am Freitag, es seien zwar Krieger-Denkmäler und stalinistische Bauwerke. Doch die Geschichte könne man nicht ändern, nur den Blick darauf. Die Denkmäler müssten jetzt in einem anderen Zusammenhang gesehen werden.

Angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine wurde zuletzt mehrfach gefordert, die Ehrenmale abzureißen. Seit Kriegsbeginn im Februar hat die Polizei mehr als ein Dutzend Beschädigungen an den Ehrenmalen registriert.

Museum kehrt zu seinem ursprünglichen Namen zurück

Auch für das Museum sei der Kriegsbeginn eine "tiefgreifende Zäsur" gewesen, so Morré. Das Haus heiße nun nicht mehr Deutsch-Russisches Museum, sondern Museum Berlin-Karlshorst.

Zudem habe sich die Beflaggung vor dem Museum geändert – statt der vier Flaggen aus Deutschland, Russland, Ukraine, Belarus sei nur noch die ukrainische Fahne aufgezogen. Die vier Nationen seien jahrzehntelang aktiv an der Museumsarbeit beteiligt gewesen, so Morré.

2014 sei diese Kooperation zwar durch die russische Annexion der Krim bereits belastet worden, man habe sie aber dennoch fortgesetzt. Mit dem ersten Kriegstag in der Ukraine habe sich dies geändert.

Nur stilles Gedenken am 8. Mai

Mit Blick auf den bevorstehenden Jahrestag der Kapitulation am 8. Mai sagte Morré, man wolle auch in diesem Jahr die Verdienste der Roten Armee nicht vergessen. Allerdings werde es kein Museumsfest, sondern nur ein stilles Gedenken geben. Am Sonntagabend sei eine "Mahnung für den Frieden" geplant.

In dem historischen Gebäude in Berlin-Karlshorst hatten die Oberbefehlshaber der Wehrmacht in der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 vor den vier Siegermächten USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich kapituliert.

Sendung: Inforadio, 06.05.22, 7:05 Uhr

17 Kommentare

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  1. 17.

    In diesen sogenannten Speziallagern saßen mitnichten nur Nazis und ihre Helfer ein. Es waren u.a. auch Jugendliche die verdächtigt wurden Werwölfe zu sein oder Personen die aus Sicht SMAD gegen die UDSSR agitieren oder den Zusammenschluss von KPD und SPD.

  2. 16.

    Gegen die Pflege von Kriegsgräbern und dazugehörigen Orten des Gedenkens kann niemand etwas haben. Unerträglich ist hingegen die Präsentation von sowjetischem Kriegsgerät, wie Stalinorgeln und T34 Panzer auf deutschem Boden. Dieser Militärschrott sollte so schnell wie möglich entsorgt werden. Das ist nämlich kein Zeichen von "Befreiung",
    nur von Gewalt und Aggression.

  3. 15.

    Ja eben, das ist auch ein Teil der Wahrheit.
    Ich habe nach der Wende, anfangs der 90.jahre, an einem Seminar "Geothe-Schiller versus Nazi-Deutschland" im Weimar teilgenommen, es war voller bleibender Eindrücke, unter anderen nicht nur Buchenwald, sondern auch der kleine verwahrloste sowjetische Friedhof unweit vom Goethes-Sommerhaus hat mich geschockt.

  4. 14.

    Und wissen Die auch, wer seinerzeit in diesen Lagern gesessen hat?
    Nazis und ihre Helfer.
    Und das paßt Ihnen nicht?

  5. 13.

    Da haben sie recht, aber seit dem Zerfall der UDSSR beansprucht Russland für sich, dass nur die Russen den Großen Vaterländischen Krieg ausgefochten haben, und in osten des Landes scheint man der selben Meinung zu sein.
    So wird, auch hierzulande die Geschichte langsam aber sicher umgeschrieben, nach dem Motto "wer am lautesten ist, der ist Federführend dabei".

  6. 12.

    Die Denkmäler sollten stehen bleiben. Dabei sollte aber stärker daran erinnert werden, dass der 8. Mai zugleich den Beginn einer neuen Diktatur durch die Erbauer eben dieser Mahnmale bedeutete, die nicht davor zurückschreckten, die vorhabenden Lager als Speziallager in der SBZ weiter zu nutzen. Selbst Jugendliche kamen nach Buchenwald. Es verstarben dort zehntausende und wurden anschließend in Massengräbern verscharrt. Die Lager Bautzen, Sachsenhausen und Buchenwald wurden erst 1950 geschlossen - nachdem zuvor "der Westen" massiv protestiert hatte.

  7. 11.

    Nun für meinen Verwandten der im Widerstand war und viele meiner väterlichen Freunde die ebenfalls aktive Widerstandskämpfer waren war die Niederlage des Hitlerregimes eine Befreiung. Und können Sie für jene sprechen, die nicht aktive Nazis waren? Meine Verwandter sagte zu mir: “Wer heute von sich behauptet er würde Widerstand leisten, der ist ein Lügner. Sie wissen nämlich nur nicht wie schwer es ist schon passiver Widerstand zu leisten und erst recht aktiven Widerstand.”.

  8. 9.

    Nur zwei kleine Fehler. Deutschland wurde 1945 nicht befreit sondern zurecht, durch Waffengewalt niedergerungen. Befreit wurden die durch Deutschland besetzten und geknebelten Länder sowie die Insassen von KZ und Gefängnissen. Daran beteiligt waren aber neben sowjetischen Solaten auch Soldaten aus zig anderen Ländern.

  9. 8.

    Das Problem liegt darin, dass Russland diese Denkmäler für sich instrumentalisiert. Gleiches gilt auch für den sogenannten “Großen vaterländischen Krieg”, also WK II. Solange dieses geschieht werden die Forderungen nach Demilitarisierungen der Denkmäler nicht aufhören, da Putins Russland ein Angriffskrieg gegen die Ukraine führt rund das Völkerrecht verletzt hat. Auch die aggressive ja teils faschistische Sprache von Putin und seinen Vasallen trägt nicht zur Beruhigung bei.

  10. 7.

    Hat sich Deutschland bei der Wiedervereinigung nicht verpflichtet im Einigungsvertrag, die sowjetischen Ehrenmale zu erhalten? Ich glaube JA!

  11. 6.

    Bilderstürmer sind meist im Unrecht. Wer jetzt verlangt, russische Denkmäler zu schleifen, hat wohl die 20 Millionen Toten des zweiten Weltkriegs vergessen?

  12. 5.

    Warum ist die jetzige Reaktion nicht 2014 durchgeführt worden!
    Kuschen vor einem Diktator?

  13. 4.

    Es ist schon bedenklich, wenn Russland die Ukraine angreift und Zivilisten vergewaltigt, foltert und ermordet . Die wünschen sich sicher auch Frieden.

  14. 3.

    Es ist schon bedenklich, wie momentan die Geschichte Deutschlands der aktuellen Tagespolitik und dem Mainstream untergeordnet wird und sich ihr scheinbar "anpassen" soll. Allerdings lässt sich die Geschichte nicht ändern, verbiegen
    oder uminterpretieren. Deutschland wurde 1945 von der Sowjetunion, einem Vielvölkerstaat befreit das ist fakt, also von Ukrainern, Kasachen, Litauern, Letten ..und eben auch Russen. Der Volksmund hat sie alle nur "Russen" genannt und nun wird dieses Propaganda-Alt-Klischee vom "bösen Russen" wieder bedient und es funktioniert immer noch...wie praktisch..und dumm..Herr Putin ist nicht das russische Volk. Lasst uns hier in Deutschland in Frieden zusammen leben, das wünsche ich mir.

  15. 2.

    Die Ehrenmale erinnern auch an die Millionen Menschen, die von der politischen Führung einfach geopfert wurden!

  16. 1.

    Das alles gehört zur Geschichte Deutschlands... Punkt.

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