Polizeibericht - Ermittler registrieren Zunahme bei Darstellungen von Kindesmissbrauch

Mo 30.05.22 | 17:59 Uhr
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Archivbild: Kerstin Claus, die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), gibt im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ihre Antritts-Pressekonferenz. (Quelle: dpa/K. Nietfeld)
Audio: rbb24 Inforadio | 30.05.2022 | Philipp Eckstein | Bild: dpa/K. Nietfeld

Die Polizei zählt immer mehr Fälle von Verbreitung, Besitz und Herstellung von Bildmaterial, das sexuelle Gewalt an Kindern zeigt. Europa ist offenbar zum weltweiten Zentrum dafür geworden. Forschungseinrichtungen sollen helfen, gegenzusteuern.

Die Zahl der registrierten Fälle, bei denen Kinder Opfer von sexueller Gewalt wurden, ist im vergangenen Jahr gestiegen. Das geht aus einer Auswertung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) hervor, wie die Missbrauchsbeauftragte Kerstin Claus und der Präsidenten des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, am Montag mitteilten. Die bekannten Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch sind demnach im vergangenen Jahr um 6,3 Prozent auf über 15.500 gestiegen.

Missbrauchsdarstellungen auch durch Minderjährige verbreitet

Registriert wurde auch ein starker Anstieg bei der Zahl der Straftaten im Bereich der Darstellung sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Mit 39.000 Fällen sei ein Anstieg von 109 Prozent zu verzeichnen, wenn es um die die Verbreitung, den Erwerb, den Besitz und die Herstellung von Darstellungen sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen gehe, hieß es.

Es gebe ebenfalls eine starke Zunahme bei der Verbreitung von Missbrauchs-Darstellungen durch Minderjährige selbst, insbesondere Social Media spiele bei der Verbreitung eine große Rolle. Seit 2018 soll sich ihre Zahl verzehnfacht haben.

Forderung nach Forschungszentrum

Die jährlichen PKS-Zahlen geben die der Polizei bekannt gewordenen und durch sie ausermittelten Delikte an, also das sogenannte Hellfeld, wie Münch betonte. Auch das gestiegene Hinweis-Aufkommen trage zu mehr Ermittlungen bei, hieß es. Das Dunkelfeld sei aber vermutlich um ein Vielfaches größer.

Wegen der fehlenden Bezugsgrößen im Dunkelfeld sei nicht klar, wie erfolgreich die Ermittlungen zu sexueller Gewalt gegen Kinder derzeit sind, sagte Claus. Sie forderte daher die Errichtung eines Forschungszentrums zur kontinuierlichen und langfristigen Erhebung von Analysedaten zum Dunkelfeld sexueller Gewalt gegen Kinder in Deutschland.

EU als Hotspot von Missbrauchsdarstellungen

Zudem sprach sich die Bundesmissbrauchsbeauftragte für eine deutlich engere Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden in Europa auf. "Europa ist zum Drehkreuz bei der Verbreitung von Missbrauchsabbildungen geworden", erklärte Claus. So werden nach BKA-Angaben rund 60 Prozent der weltweit im Internet verbreiteten Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen auf europäischen Servern gelagert.

Ein EU-Zentrum zur Prävention und Bekämpfung der sexuellen Gewalt gegen Kinder sei in Planung, wie Kerstin Claus mitteilte. Durch das Zentrum könnten Abgleichdatenbanken zentral gepflegt, unbekanntes Material vorsortiert werden, bei dem besonders schnell gehandelt werden müsse, und die nationalen Strafverfolgungsbehörden dadurch entlastet werden.

Auch internationale Zahlen deuten demnach auf eine Zunahme der sexuellen Ausbeutung von Kindern online hin. Nach Angaben des Jahresberichts 2021 der britischen Internet Watch Foundation (IWF) gab es im Jahr 2021 knapp 253.000 Websites mit abgebildetem, verlinktem oder beworbenem Material, das Kindesmissbrauch beinhaltete. Das seien 64 Prozent mehr als im Vorjahr.

Sendung: rbb24, rbb24 Inforadio, 30. Mai 2022, 11:28 Uhr

17 Kommentare

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  1. 17.

    Wenn man die Berichte aus NRW liest, dann fragt man sich, was an diesen Tätern noch rehabilitiert werden soll. Wenn die rauskommen, stürzen sie sich auf den Computer und machen weiter. Da hilft nur Sicherungsverwahrung. Es erstaunt schon, dass es sich dort so ballt. Ermitteln die so gut, wird woanders geschlafen?

  2. 16.

    "Lincoln" Wie bei "Frau Heimhöfer", gehe ich mit Ihnen konform. Die Opfer, haben allgemein, in Deutschland nicht die größte Lobby, wenn man es so ausdrücken kann.
    Meine Kraft geht es so langsam zu ende, die letzten Jahrzehnte haben viel Kraft gekostet. Leider kann man sich auf die Hilfe des Staates nicht verlassen. Alleine der Kampf, um meine Frühberentung hat sehr viel Kraft gekostet. Verschiedene Gutachter, haben den Versicherungsträger ein Gefälligkeitsgutachten ausgestellt. Letztendlich wurde vom Gericht ein Gutachter beauftragt, der alle vorherigen Gutachten widerlegt hat und ich in der Frühberentung gehen konnte, mit erheblichen Abschläge bei der Rente, die später in der Altersrente bestehen bleibt. Welche Ungerechtigkeit.
    Ich weiß nicht, ob sich in den letzten Jahren, bei der Gutachter was geändert hat und die Missbrauchsopfer sehr sensibel " begutachten "
    Nach all den Jahren ist man Müde geworden. Ihnen alles Gute ! FIN !!!!!

  3. 15.

    Nicht nur in Ihnen steigt die Wut hoch! Leider ist dieses Thema sehr stigmatisiert. Angeblich sind nur Männer unter den Tätern, aber was ist mit den Müttern die auf Signale ihrer Kinder nicht achten oder die bewußt ihre Kinder Phädokrimminellen anvertrauen? Zum einen müsste das Täterbild revidiert werden und auch das Bild von der Opfergruppe! Doch was geschieht? Nichts! Es wird der Rehabilitation der Täter viel Wert beigemessen, aber den Rehabilitation der Opfer so gut wie garnicht! Hier wäre eher Opferschutz angebracht als Täterschutz!

  4. 14.

    Es war einmal? Ein Bekannter von mir ist JVA-Beamter und was meinen Sie was er erzählt über die Knasthierarchie! Da hat sich seit Jahrzehnten nichts geändert! Die JVA-Beamten müssen diese Täter durch hohen Personalaufwand vor den anderen Gefangenen schützen. Vor etwas längerer Zeit gab es im Tagesspiegel einmal einen Bericht über die Situation dort. Ein ehemaliger Gefangener erzählte, dass diese Gruppe von Tätern das Unterste vom Untersten ist. Ebenso gab es einmal im TV eine Reportage, auch dort erzählten Verurteilte genau das Gleiche!

  5. 13.

    Ich bin sicher, dass der volle Zuspuch der Menschen in diesem Land auf Ihrer Seite ist.
    Was Ihnen widerfahren ist, ist das höchste Verbrechen gegen die Menschheit und ich kann Ihnen versichern, dass ich mich für die politische und juristische Aufarbeitung in Grund und Boden schäme.
    Täter gehen aus dem Gefängnis, basteln sich ein schönes Profil, täuschen Frauen, missbrauchen deren Kinder und fangen später wieder an. Gestützt und geschützt von unseren Gesetzen. Der ewige Kreislauf des Lebens?

  6. 12.

    " Frau Heimhöfer " Ich gehe mit Ihnen völlig konform. Es hat einige sogenannte " Opferbeauftragte " gegeben, die leider - aus meiner Sicht - nicht viel bewegt haben. Seinerzeit wurde der " Fonds Sexueller Missbrauch " ins Leben gerufen. Hatte auch einen Antrag gestellt um Hilfe zu erhalten. Nach ca. 4. Jahre bekam ich einen negativen Bescheid. Außer viel Bürokratie und alte Wunden wieder aufgerissen, ist leider nichts geschehen. Wieder wurde man alleine gelassen und so wird es vielen Opfer ergangen sein. Diese Menschen, die dort sitzen, um zu entscheiden, scheinen nicht viel Ahnung zu haben von Missbrauchsopfern. Die Täter werden - wenn überhaupt - viel zu Milde bestraft. Die Opfer leiden ein Leben lang, unsäglichen seelische Qualen.
    Ich habe Jahrzehnte darauf gehofft, dass sich die Politik mit Kindesmissbrauch beschäftigt. In den letzten Jahren hat sich einiges getan. Gottseidank ! Leider wird den Opfern immer noch zu wenig geholfen, trotz Antragsstellung auf Hilfe.

  7. 11.

    Das war einmal .....heute haben diese Straftäter ihre eigenen JVA's.....begründet auf eine hohe Haftempfindlichkeit.
    Viel schlimmer empfinde ich die Tatsache, dass diese Täter nach Verbüßung von 60 Prozent ihrer Haftstrafe wieder entlassen werden und dann irgendwo anders in Deutschland ein neues Leben beginnen können. Unter dem Deckmantel des Datenschutzes völlig unangreifbar und legal für niemanden überprüfbar.
    Die Opfer bekommen keine 2. Chance, sie leiden ein Leben lang, viele nehmen sich das Leben.
    Und keine staatliche Organisation unterstützt sie dabei. Das soll Gerechtigkeit sein?

  8. 10.

    " Lincoln " Seit über 20 Jahre versuche ich es schon, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren mit Beiträgen und Kommentare über verschiedene Medien. Vieles davon wurde leider nicht veröffentlicht, weil es der jeweiligen Netiquette nicht entsprach. Gerade in den Medien werden die Menschen eingelullt. Werden mal verantwortliche Personen eingeladen und über Kindesmissbrauch geredet, werden die immer nur mit Samthandschuhen angefasst. Gerade die Vertreter, der kath. Kirche haben nichts zu befürchten, von den Journalisten.
    Bei jedem neuen Bericht über Kindesmissbrauch, steigt bei mir die Wut hoch, weil Jahrelang nur halbherzig, dagegen was unternommen wurde. Viele Opfer hätte es nicht geben müssen, wenn mal einer richtig auf dem Tisch gehauen hätte und kein Blatt vor dem Mund genommen hätte. Diese Menschen werden leider nicht eingeladen. Anscheinend möchte man die Bevölkerung nicht die volle Wahrheit sagen, welche grausame Verbrechen in Deutschland passieren.

  9. 9.

    Zitat: "Oder sperren wir demnächst einfach alle Minderjährigen weg, die ihrem ebenfalls minderjährigem Umfeld Pics schicken, welche die Gesetzesschreiberlinge moralisch für verwerflich halten?"

    In den angesprochene Fällen geht es nicht um irgendwelche Bikini Fotos, die Kinder und Jugendliche sich gegenseitig zuschicken, sondern um Missbrauchsdarstellungen. Ihr Vorschlag einer Gesetzesüberarbeitung verfehlt das Thema also meilenweit.

  10. 8.

    Nur mal so:
    -"Moral" im Strafrecht gibt es seit den 70ern nicht mehr #Große Strafrechtsreformen
    -Strafmündigkeit beginnt mit 14 Jahren - Link: www.gesetze-im-internet.de/stgb/__19.html
    -Wenn die Rechtsdurchsetzung hinterherhinkt sind also Strafmilderungen erforderlich? Wohl kaum.
    Aufklärung in den Schulen, dass durch das Verbeiten die Rechte Dritter verletzt werden wär wohl eher was.
    -"Ausweitung" des Begriffes schützt die OPFER - oder welchen "Stand" von § 184b StGB wollen Sie haben?
    Etwa den von 2008, wo die Tatbestände des Absatzes 1 noch nicht so klar aufgeführt waren. Oder was?

  11. 7.

    Himmels........

    Und wieder ein Bericht und noch'n Bericht zu einem Bericht und dazu ein Bericht.

    Von erfolgreichen Taten kann ich darin allerdings nichts lesen.

    Liegt es evtl. daran, dass die Behörden sich lieber mit dem Schreiben von Berichten beschäftigen als der eigentlichen Tätigkeit zu nachzugehen?

    Forderungen, Politikergeschwurbel und und und - wie ist es mit TUN? Machen? Finden? Anklagen? Verurteilen?
    Stattdessen wird über die steigende Zahl der Verbreitung berichtet - gehts noch?

  12. 6.

    Das Problem liegt zum Einen in der fehlenden Sensiblisierung der Bevölkerung, zum Anderen in der immer noch vorhandenen Vorstellung, dass nur Frauen und Mädchen Opfer von Sexualstraftaten werden können. An Jungen und männliche Erwachsene wird dabei garnicht gedacht. Hier müsste der erste Ansatz sein, der zweite Ansatz wäre, dass im Verdachtsfälle ein Zeuge sein ganzen Mut zusammennimmt und sich bei der Polizei beraten lässt.

  13. 5.

    Man muss wie bei allem Missbrauch auch die Konsumenten härter bestrafen.

  14. 4.

    Wir dürfen da nicht nur die Polizei kritisieren... Wie viele Familienmitglieder und Freunde schauen weg!!! Man kann die Dunkelziffer da nur erahnen....

  15. 3.

    "Es gebe ebenfalls eine starke Zunahme bei der Verbreitung von Missbrauchs-Darstellungen durch Minderjährige selbst, insbesondere Social Media spiele bei der Verbreitung eine große Rolle. Seit 2018 soll sich ihre Zahl verzehnfacht haben. "

    Soso. Also diejenigen, die solche Gesetze schützen sollen, tragen stark zur Verbreitung solcher Darstellungen bei. Hat sich da mal einer der Gesetzesschreiberlinge Gedanken gemacht, ob evtl. das Gesetz einer Überarbeitung bedarf?
    Oder sperren wir demnächst einfach alle Minderjährigen weg, die ihrem ebenfalls minderjährigem Umfeld Pics schicken, welche die Gesetzesschreiberlinge moralisch für verwerflich halten?
    Das Vorgehen gegen KiPo ist sehr gut und sehr wichtig, ABER evtl. sollte man mal darüber nachdenken, ob es sinnvoll war/ist, den Begriff derart zu erweitern, dass solche Ergebnisse erzielt werden.
    Wie immer: Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht.
    Beste Grüße

  16. 2.

    In der Zeitschrift STERN Heft 40 aus dem Jahre 2003 wurde schon auf Kindesmissbrauch deutlich hingewiesen. Ich selber habe einen Lesebrief im STERN Heft 42 aus dem Jahre 2003 auf Kindesmissbrauch innerhalb der Familie hingewiesen und darauf aufmerksam gemacht. Seinerzeit hat öffentlich überhaupt kein Aufschrei stattgefunden.

    Nun allmählich wacht die Politik und Polizei auf. Endlich, kann man da nur sagen. Die Politik und auch die Polizei hat jahrelang, Ja, Jahrzehnte lang geschlafen, bewusst oder unbewusst lasse ich mal in Raum stehe.
    Wie viele Opfer, hätte man davor bewahren können, wenn man entschieden früher gehandelt hätte ? Und wie viele Opfer warten heute noch auf Hilfe ? Großartige Versprechungen seitens der Politik wurden gemacht, wenn Medien vor Ort sind und danach warten die Opfer und warten und warten auf Hilfe.........

  17. 1.

    Kindesmissbrauch, ein schlimmes Sexualverbrechen gibt es nicht. Da werden die Schwächsten der Schwachen von P****rsen missbraucht und sie töten damit auch die Seelen der Kinder. Ich will die anderen Sexualstraftaten nicht herwürdigen, aber Kinder ist das aller Letzte!
    Man sollte überlegen, ob der Strafrahmen nicht verschärft sollte. Auch im Knast sind diese Typen das Unterste in der Gefängnishierachie. Sie müssen sich vor anderen Gefangen in Acht nehmen, den ihr Leben ist in Gefahr dort!

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