Berlin ist Affenpocken-Hotspot - Mehr als 100 Fälle von Affenpocken in Berlin

Fr 10.06.22 | 09:57 Uhr
  13
Archivbild: Diese elektronenmikroskopische Aufnahme aus dem Jahr 2003, die von den Centers for Disease Control and Prevention zur Verfügung gestellt wurde, zeigt reife, ovale Affenpockenviren (l) und kugelförmige unreife Virionen (r), die aus einer menschlichen Hautprobe im Zusammenhang mit dem Präriehundeausbruch von 2003 stammt. (Quelle: dpa/C. Goldsmith)
Video: rbb24 | 08.06.2022 | Bild: dpa/C. Goldsmith

Die Zahl der Fälle von Affenpocken in Berlin steigt weiter: Inzwischen wurde die Marke von 100 deutlich überschritten. Die Stiko empfiehlt inzwischen eine Impfung für Risikogruppen.

110 Fälle von Affenpocken sind in Berlin seit Donnerstag offiziell gemeldet.

Einen Tag zuvor (8.6.2022) waren es noch 82 Fälle. Die Zahl der Menschen, die in Berlin wegen der Krankheit im Krankenhaus behandelt werden, blieb unverändert bei 14. Deutschlandweit sind es am selben Tag 131. Berlin ist damit das Bundesland mit den meisten Affenpocken-Fällen.

RKI rechnet mit begrenztem Ausbruch

Am 20. Mai war erstmals in Deutschland ein Fall von Affenpocken registriert worden, der nicht in Zusammenhang mit Reisenden aus West- oder Zentralafrika steht - Gebieten, in denen das Virus als endemisch gilt. Seit Mai wurden in mehreren europäischen und nordamerikanischen Ländern Infektionen entdeckt.

Das Robert-Koch-Institut geht bislang davon aus, dass der Ausbruch begrenzt bleiben wird, da für eine Übertragung der Viren enger Körperkontakt erforderlich ist. Die Viren können u.a. auch beim Sex übertragen werden. Dieser Übertragungsweg scheint beim aktuellen Ausbruch eine zentrale Rolle zu spielen.

Zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit können bis zu 21 Tage vergehen. Nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sollten Kontaktpersonen sich deshalb drei Wochen in Isolation begeben, um eine mögliche Weitergabe des Virus zu verhindern.

Stkiko gab Impfempfehlung heraus

Angesichts der zunehmenden Zahl von Affenpockenfällen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) nun für bestimmte Risikogruppen eine Impfung. Zum Einsatz kommen soll der Pockenimpfstoff Imvanex. Aufgrund der Ähnlichkeit der Viren schützen Impfstoffe, die gegen die echten Pocken entwickelt wurden, auch vor Affenpocken. Bei Imvanex, das in der EU seit dem Jahr 2013 für Menschen ab 18 Jahren zugelassen ist, handelt es sich um einen besser verträglichen Pockenimpfstoff der dritten Generation.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts ist Imvanex ein Lebendimpfstoff. Da die enthaltenen Viren sich aber nicht mehr vervielfältigen können, kann das Mittel auch Menschen mit einem geschwächten Immunsystem verabreicht werden. Laut Europäischer Arzneimittelbehörde EMA enthält Imvanex eine lebende modifizierte Form des Vacciniavirus, das mit dem Pockenvirus verwandt ist.

Das Vakzin wird in den Oberarm gespritzt. Menschen, die nicht bereits gegen die Pocken geimpft wurden, sind nach zwei Dosen im Abstand von mindestens 28 Tagen geschützt. Auch bereits gegen die Pocken geimpfte Menschen mit geschwächtem Immunsystem erhalten in der Regel zwei Dosen, bei anderen schon Geimpften reicht eine Auffrischungsimpfung.

Zur Wirksamkeit liegen keine genauen Zahlen vor, weil die Pocken ausgerottet sind und Affenpocken bislang hierzulande üblicherweise nicht auftraten. Sehr häufige Nebenwirkungen bei der Impfung mit Imvanex, die etwa jeden zehnten Impfling treffen, sind laut EMA Kopfschmerzen, Übelkeit, Muskelschmerzen, Müdigkeit und Reaktionen an der Injektionsstelle wie Rötungen und Schwellungen.

Sendung: Inforadio, 10.06.2022., 07:15 Uhr

13 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 13.

    Nu mal nicht kleinlich sein, und vielleicht auch natürliche Defizite berücksichtigen.
    Inhaltlich angreifbar ja, aber LRS ist kein Grund zum ankreiden.
    Bitte.

  2. 11.

    @damarco:
    bestellt wurden 240 000 Dosen in diesem Jahr, nicht diesen,
    es wird wohl mehr als 120 000 , nicht wie
    wenn zu vermuten wäre dass, nicht das
    Ich würde vermuten, dass, nicht das
    nicht ein Bürger in diesem, nicht diesen

  3. 10.

    Spannend. Impfstoffe für ÜBER 18jährige bestellen. Es überträgt sich durch engeren Kontakt, wie in der Kita, wo sich bekanntlich alle durch engeren Kontakt übertragbare Krankheiten wie Infektionsnester halten. Alle Eltern kennen das Türschild: "wir haben XYZ".

    Ich betone nochmals: Körperkontakt und Körperflüssigkeiten kennen nicht nur schwule Männer! Auch, wenn das für Karl und Lothar schwer vorstellbar ist...

    Werden Blutspenden eigentlich gecheckt?

    Beseitigt Chlor im Freibad den Virus?

  4. 9.

    Sie vergessen, das bis vor 40 Jahren die Impfpflicht für Pocken in der DDR galt und der Schutz ausreichend ist.
    Alle die älter als 46 Jahre sind, haben in ganz D einen Pockenschutz.
    Damit schrumpft die Notwendigkeit einer Impfung beträchtlich.
    Die Spritze ist also für zwischen 18 und sagen wir mal 44.
    Jetzt mal schnell überschlagen, wie viele mögliche Empfänger gibt es?
    Von denen bleiben wie viele Risikoträger?

    Den Hinweis auf TECOVIRIMAT noch erneuern.
    Zudem sind 100 Millionen Dosen echter Pockenimpfstoff eingelagert. Wenn es hart auf hart kommt, wird der raus geholt.

    Einfach mal informieren und nicht jeden Tag mit der Faust im Gesicht aufstehen.

  5. 8.

    Sie haben in ihrer Rechnung vergessen, dass sich max. 50% der infrage kommenden Menschen freiwillig impfen lassen würde bei uns impf(un)willigen Deutschen. Von da aus reichen die Dosen sicherlich…

  6. 7.

    "... Junge Menschen sind erst ganz hinten "privilegiert". ..."
    Wird in diesem Fall m.E. wohl anders herum laufen, da
    1. jüngere Menschen evtl. eher wechselnde Sex-Partner haben
    2. die "Alten" eine Pockenimpfung haben, die ja wohl jetzt auch einen gewissen Schutz bringen.

  7. 6.

    Das wollen Sie nicht wirklich wissen, bestellt wurden 240000 Dosen in diesen Jahr. Geliefert werden im Juni 40000 Dosen, der Rest im Verlauf des zweiten Halbjahres. Es wird wohl mehr wie 120000 Menschen geben die Sex mit wechselnden Partnern haben. Vielleicht kommen 150000 Menschen heraus die man Impfen könnte, je nach dem ob man zwei oder eine Dose braucht. So nun können Sie den Finger haben wer in diesen Land privilegiert ist und wenn zu vermuten wäre das Impfstoffe beim Hausarzt ankommen. Ich würde vermuten das nicht ein Bürger in diesen Jahr geimpft wird, da das selbe Spiel abläuft wie mit den Covid-19 Impfstoffen. Junge Menschen sind erst ganz hinten "privilegiert". Nun soll ein Gesundheitsminister mal erklären wie er die Empfehlung der Stiko umsetzen will !?

  8. 5.

    @Jürgen - ich wollte auch nur darauf aufmerksam machen, das ich eine Suchmaschine bedienen kann ;) Beste Grüße

  9. 4.

    Sofort Kontaktbeschränkungen oder sogar einen Lockdown.

  10. 2.

    "wie es mit der Impfstoffversorgung aussieht."
    Der interessierte Bürger kennt die Antwort des Gesundheitsministers.
    40000 Dosen IMVANEX (Injektion). Ab KW27 weitere 200000 Dosen.
    Wobei auch mir nicht bekannt ist, ob bereits TECOVIRIMAT (Kapsel) in der Pipeline ist. Dann würde sich die Anzahl der Dosen weiter erhöhen. Letzteres ist auch für Kinder zugelassen.

    Zulassung IMVANEX: https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/imvanex-epar-product-information_de.pdf
    Zulassung TECOVIRIMAT: https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/tecovirimat-siga-epar-product-information_de.pdf

    Noch Fragen?

  11. 1.

    Ich lese hier beim rbb mittlerweile zum wiederholten Mal, dass zur Impfung geraten wird. Viel interessanter wäre es stattdessen mal zu schreiben, wie es mit der Impfstoffversorgung aussieht. Was bringt mir die Empfehlung, wenn es keinen Impfstoff gibt?!

Nächster Artikel