Berlin ist Affenpocken-Hotspot - Mehr als 100 Fälle von Affenpocken in Berlin

Die Zahl der Fälle von Affenpocken in Berlin steigt weiter: Inzwischen wurde die Marke von 100 deutlich überschritten. Die Stiko empfiehlt inzwischen eine Impfung für Risikogruppen.
110 Fälle von Affenpocken sind in Berlin seit Donnerstag offiziell gemeldet.
Einen Tag zuvor (8.6.2022) waren es noch 82 Fälle. Die Zahl der Menschen, die in Berlin wegen der Krankheit im Krankenhaus behandelt werden, blieb unverändert bei 14. Deutschlandweit sind es am selben Tag 131. Berlin ist damit das Bundesland mit den meisten Affenpocken-Fällen.
RKI rechnet mit begrenztem Ausbruch
Am 20. Mai war erstmals in Deutschland ein Fall von Affenpocken registriert worden, der nicht in Zusammenhang mit Reisenden aus West- oder Zentralafrika steht - Gebieten, in denen das Virus als endemisch gilt. Seit Mai wurden in mehreren europäischen und nordamerikanischen Ländern Infektionen entdeckt.
Das Robert-Koch-Institut geht bislang davon aus, dass der Ausbruch begrenzt bleiben wird, da für eine Übertragung der Viren enger Körperkontakt erforderlich ist. Die Viren können u.a. auch beim Sex übertragen werden. Dieser Übertragungsweg scheint beim aktuellen Ausbruch eine zentrale Rolle zu spielen.
Zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit können bis zu 21 Tage vergehen. Nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sollten Kontaktpersonen sich deshalb drei Wochen in Isolation begeben, um eine mögliche Weitergabe des Virus zu verhindern.
Stkiko gab Impfempfehlung heraus
Angesichts der zunehmenden Zahl von Affenpockenfällen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) nun für bestimmte Risikogruppen eine Impfung. Zum Einsatz kommen soll der Pockenimpfstoff Imvanex. Aufgrund der Ähnlichkeit der Viren schützen Impfstoffe, die gegen die echten Pocken entwickelt wurden, auch vor Affenpocken. Bei Imvanex, das in der EU seit dem Jahr 2013 für Menschen ab 18 Jahren zugelassen ist, handelt es sich um einen besser verträglichen Pockenimpfstoff der dritten Generation.
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts ist Imvanex ein Lebendimpfstoff. Da die enthaltenen Viren sich aber nicht mehr vervielfältigen können, kann das Mittel auch Menschen mit einem geschwächten Immunsystem verabreicht werden. Laut Europäischer Arzneimittelbehörde EMA enthält Imvanex eine lebende modifizierte Form des Vacciniavirus, das mit dem Pockenvirus verwandt ist.
Das Vakzin wird in den Oberarm gespritzt. Menschen, die nicht bereits gegen die Pocken geimpft wurden, sind nach zwei Dosen im Abstand von mindestens 28 Tagen geschützt. Auch bereits gegen die Pocken geimpfte Menschen mit geschwächtem Immunsystem erhalten in der Regel zwei Dosen, bei anderen schon Geimpften reicht eine Auffrischungsimpfung.
Zur Wirksamkeit liegen keine genauen Zahlen vor, weil die Pocken ausgerottet sind und Affenpocken bislang hierzulande üblicherweise nicht auftraten. Sehr häufige Nebenwirkungen bei der Impfung mit Imvanex, die etwa jeden zehnten Impfling treffen, sind laut EMA Kopfschmerzen, Übelkeit, Muskelschmerzen, Müdigkeit und Reaktionen an der Injektionsstelle wie Rötungen und Schwellungen.
Sendung: Inforadio, 10.06.2022., 07:15 Uhr