Attacke am Tauentzien - Einige Schüler wurden zum zweiten Mal Zeugen einer Amokfahrt

Mi 15.06.22 | 21:04 Uhr
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Am 8. Juni 2022 fuhr ein Amokfahrer am Berliner Breitscheidplatz in eine Schülergruppe, tötete dadurch die Lehrerin und verletzte zahlreiche Passanten. (Quelle:
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Video: rbb24 Abendschau | 15.06.2022 | Opferbeauftragte Daniela Birkenfeld | Bild: imago images/Jürgen Ritter

Vor rund einer Woche steuerte ein 29-Jähriger in Berlin-Charlottenburg sein Auto in eine Schulgruppe - eine Lehrerin starb. Laut der hessischen Opferbeauftragten waren einige Schüler vor zwei Jahren bereits Zeugen einer anderen Amokfahrt.

Nach dem tödlichen Vorfall mit einem Pkw am Kurfürstendamm werden zwei Personen aus Hessen weiterhin in Berliner Krankenhäusern behandelt. Sie waren Teil eines Schulausflugs. Die übrigen Verletzten der Gruppe konnten unterdessen wieder in ihre Heimat zurückkehren. Das sagte die Opferbeauftragte des Bundeslandes, Daniela Birkenfeld, am Mittwoch der rbb24 Abendschau.

Der Zustand der beiden sei demnach stabil. Ob einer davon der Lehrer ist, der zwischenzeitlich um sein Leben kämpfte, ließ die Opferbeauftragte offen.

Alle Teilnehmer der Reise würden intensiv betreut, sagte Birkenfeld weiter. Besonders schwer sei das Erlebte für einige der Schüler aus Bad Arolsen. Sie hätten vor zwei Jahren bereits eine Amokfahrt in Volkmarsen, das nur acht Kilometer vom Schulort entfernt liegt. "Sie sind von Grund auf verunsichert und stellen sich die Frage: Kann ich überhaupt noch rausgehen? Bin ich überhaupt sicher?" Die betroffenen Schüler und Eltern müssten intensiv betreut werden. Durch die Berliner Todesfahrt seien sie retraumatisiert worden.

Im Jahr 2020 steuerte ein 29 Jahre alter Mann sein Auto bei einem Karnevalsumzug in Volkmarsen (Hessen) absichtlich in die Menge. Mindestens 88 Menschen, darunter 26 Kinder, wurden teils schwer verletzt.

29-jähriger Fahrer in Psychiatrie

Vor einer Woche fuhr jetzt ein Mann auf dem Ku'damm und der Tauentzienstraße in zwei Menschengruppen. Viele der Verletzten gehörten zu der Schulklasse aus dem nordhessischen Bad Arolsen. Eine Lehrerin starb, ein Lehrer sowie mehrere Schüler kamen mit schweren Verletzungen in Berliner Krankenhäuser.

Laut Staatsanwaltschaft wurden insgesamt 32 Menschen verletzt worden. Der 29 Jahre alte Fahrer befindet sich auf Antrag der Staatsanwaltschaft in einem psychiatrischen Krankenhaus. Die Justizbehörde wirft ihm Mord in einem Fall und versuchten Mord in 17 weiteren Fällen vor.

Die Tat hat in Berlin eine Diskussion um die Gestaltung des Areals rund um Ku'damm und Gedächtniskirche angefacht. 2016 war ein islamistischer Attentäter auf den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz gefahren Insgesamt 13 Menschen starben an den Folgen des Attentats. Rund um den Platz wurden danach schwere Absperrungen aufgestellt. In unmittelbarer Nähe des Platzes ereignete sich jetzt wieder eine Amokfahrt.

Sendung: rbb24 Abendschau, 15.06.2022, 19.30 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Sie sagen es doch: "Leider gibt es gegen solch kranke Täter keinen wirklich 100%igen Schutz"
    Damit müssten Sie auch einsehen, dass Poller und Barrikaden - auch die, die jetzt schon den Breitscheidplatz verschandeln - sinnlos sind.

    Was, wenn ein Attentäter gezielt einen Anschlag mit einem Auto/LKW plant?
    Der sucht sich halt die nächste Straße OHNE Poller, notfalls eine verkehrsberuhigte Straße in Mitte, in der das Parken ab demnächst verboten ist ...

    Was, wenn eine psychisch erkankte Person mit Schlachtermesser oder Handfeuerwaffe über den Breitscheidplatz streift und zufällig Anwesende verletzt oder tötet? Da helfen die Poller auch nicht.

    Wer 100% Sicherheit will, muss die Innenstadt sowie den Rest der Stadt und der Welt MENSCHENleer machen!
    Und das wollen wir wohl alle nicht!

  2. 7.

    Ich bin dafür, dass Berlin das Areal rund um Ku'damm und Gedächtniskirche mit Pollern oder Blumenschalen aus Beton umgestaltet. Man kann solche kranken Täter dort und anderswo leider nur stoppen, indem man dort und an anderen gefärdeten Plätzen starke Hindernisse aufbaut, die aber dass Durchkommen von Fußgängern und Radfahrern weiterhin ermöglichen müssen. Leider gibt es gegen solch kranke Täter keinen wirklich 100%igen Schutz. Das Leben bleibt also in Berlin und anderswo auch weiterhin lebensgefährlich - Sorry.

  3. 6.

    Man kann niemanden gegen seinen Willen behandeln. Zwangsweise Nachkontrolle ist nur nach der Forensik üblich.

    Fakt ist, dass die Tat nicht zu verhindern war.

    Wenn die Richter und Schöffen feststellen, dass er schuldunfähig ist, wird er freigesprochen.

    Eine Unterbringung ist dann aber nicht zwangsläufig die Folge.

    Der Gutachter muss feststellen, dass er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit innerhalb kurzer Zeit eine schwere Straftat verübt. Der Gutachter muss dann Fakten nennen.

  4. 5.

    Problem, er ear schon in der Psychiatrie und wurde mit Medikamenten behandelt. Wurde allerdings wieder entlassen, da er als "Geheilt" galt.
    Scheinbar keine Nachkontrollen üblich.
    Gefahr nicht erkannt.

  5. 4.

    Selbst eine Strafkammer kann eine Unterbringung nur anordnen, wenn der Gutachter feststellt, dass der Angeklagte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit innerhalb kurzer Zeit eine schwere Straftat verüben wird.

    Dazu muss der Gutachter Ross und Reiter nennen und auch für dein Gutachten haften.

    Ein Verdacht rechtfertigt keine Unterbringung.

  6. 3.

    Kein Amt der Welt kann solche Menschen im Vorfeld erkennen. Selbst wenn, gibt's keine Möglichkeit zu handeln, wenn es zu keiner Eskalation gekommen ist.

    Jeder Bürger hat das Recht. sich nicht behandeln zu lassen. Niemand darf gegen seinen Willen behandelt werden. Auch nicht im Maßregelvollzug.

    Solche Dinge werden immer wieder mal passieren und sind kaum vermeidbar

  7. 2.

    Einen Hundertprozentigen Schutz vor solchen unfassbare Taten gibt es nicht
    Es fehlen einem die Worte, und ich wünsche allen Betroffenen viel Kraft und gute Genesung
    Leider wird es immerwieder solche Gräueltaten geben
    ZB. Amokfahrt Breitscheidplatz und Fußgängerzone in Trier
    Wilderer töten 2 ganz junge Polizisten , um nur drei Beispiele zu nennen

  8. 1.

    Was dort passiert ist ist unbegreiflich und ich wünsche allen Opfern baldige Genesung und das sie es verarbeiten können. Berlin ist aber eine freie Stadt und wir dürfen uns die Freiheiten nicht nehmen lassen. Statt die ganze Gegend um den Breitscheidplatz eizuzäunen, sollten die Ämter besser ausgestattet werden, damit solch kranken Menschen schneller erkannt werden. Einen perfekten Schutz gibt es leider nicht.

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