Bereits 317 Fälle nachgewiesen - Giffey bezeichnet Berlin als "Affenpocken-Hotspot Deutschlands"

Zwei von drei Fällen der Affenpocken in Deutschland werden aktuell in Berlin erkannt. Über das vergangene Wochenende ist ihre Zahl erneut deutlich gestiegen. Dennoch gehen Experten davon aus, dass sich der Ausbruch eindämmen lässt.
Die Zahl der bestätigten Infektionen mit Affenpocken in Berlin ist auf über 317 Fälle gestiegen. Der Senat beobachte die Situation sehr genau, sagte die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) nach einer Senatssitzung am Dienstag. "Berlin ist der Affenpocken-Hotspot Deutschlands, das ist kein schöner Rekord", sagte sie. Die Krankheit breite sich in Berlin deutlich stärker aus als in anderen Bundesländern.
Bundesweit wies das Robert Koch-Institut (RKI) am Dienstag 469 Nachweise von Affenpocken aus [rki.de]. Vierzehn Bundesländer meldeten Fälle der eigentlich seltenen Viruserkrankung, in Berlin sind es demnach besonders viele. Die Zahl ist innerhalb weniger Tage deutlich gestiegen. Vergangenen Freitag lag die Zahl der bestätigten Fälle in Berlin noch bei 259, am Dienstag waren es nun knapp 60 Fälle mehr. Bisher mussten 23 Personen wegen Affenpocken im Krankenhaus behandelt werden.
Gefährdung nach wie vor als gering bewertet
"Da die Ansteckung wahrscheinlich über Schleimhautkontakt erfolgt, sollten zur Vorsorge außerdem enge körperliche/sexuelle Kontakte mit wechselnden bzw. fremden Personen nach Möglichkeit vermieden werden", rät die Berliner Gesundheitsverwaltung. Safer-Sex-Regeln wie der Gebrauch von Kondomen sollten beachtet werden, hieß es.
Affenpocken gelten verglichen mit den seit 1980 ausgerotteten Pocken als weniger schwere Erkrankung. Der Erreger wird laut RKI meist durch engen Körperkontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Experten gehen davon aus, dass der Ausbruch begrenzt werden kann. Die Gefährdung für die breite Bevölkerung wird nach wie vor als gering einschätzt. Die Symptome - darunter Fieber und Hautausschlag - verschwinden gewöhnlich innerhalb weniger Wochen von selbst, können bei einigen Menschen aber zu medizinischen Komplikationen und in sehr seltenen Fällen zum Tod führen.
Erhöhtes Risiko für Männer, die Sex mit Männern haben
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Impfung für bestimmte Risikogruppen und Menschen, die engen Kontakt zu Infizierten hatten. Ein erhöhtes Infektionsrisiko sieht das Gremium bei Männern, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern haben. Auch für Personal von Speziallaboratorien komme unter Umständen eine vorsorgliche Impfung infrage.
Die Berliner Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) hatte kürzlich betont, in der Hauptstadt sollten sich Risikogruppen möglichst schnell impfen lassen können. Derzeit würden rechtliche und organisatorische Fragen geklärt.
Sendung: Fritz, 21.06.2022, 15.30 Uhr
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