"Interantionaler Hurentag" - Sexarbeiterinnen fordern mehr Anerkennung für ihren Job

Do 02.06.22 | 17:07 Uhr
Hakki Simsek (l-r), Seyran Ates, Stephanie Klee, Margarete Gräfin von Galen und Bianca Wach während einer Pressekonferenz im Artemis (Bild: dpa/Fabian Sommer)
Video: rbb|24 | 02.06.2022 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: dpa/Fabian Sommer

Sexarbeiterinnen fordern am "Internationalen Hurentag" mehr Rechte und weniger Einschränkungen für ihren Beruf. Abgeschafft werden müssten die vorgeschriebenen regelmäßigen Registrierungen und Beratungen der Frauen, Strafverfolgung von Kunden und weitere Sondergesetze für Prostituierte und Bordelle, sagte Stephanie Klee vom Bundesverband Sexuelle Dienstleistung (BSD) am Donnerstag im Berliner Bordell Artemis.

Zwangsprostitution müsse scharf bekämpft werden

Das Prostitutiertenschutzgesetz diene nach ihrer Ansicht nur der Repression und Kontrolle, nicht dem Schutz. "Es geht ausschließlich darum, die Branche zurückzudrängen", so Klee. "Für keine andere Branche gibt es diese engmaschigen Kontrollen. "Sexarbeiterinnen sollten endlich wie normale Berufstätige behandelt werden. Die Maßnahmen seien nur ein Einstieg in ein künftiges Verbot von Prostitution durch die Hintertür wie in manchen skandinavischen Ländern.

Unterstützung erhielt der Verband auch von der Anwältin und Frauenrechtlerin Seyran Ates. Man dürfe Prostitution nicht pauschal verdammen oder kriminalisieren. Viele Frauen arbeiteten freiwillig und selbstständig. Eine andere Sache sei Zwangsprostitution. Natürlich müsse der Bereich scharf bekämpft werden, betonte Ates. Aber das müsse mit eigenen Gesetzen gegen Gewalt und Menschenhandel geschehen. Es müsse auch mehr Geld zur Verfügung stehen, um Frauen, die ausgebeutet würden, die Möglichkeit zu geben, sich beraten zu lassen.

Gesetz verunsichere Kunden

Laut eines Gesetz gegen Zwangsprostitution könne Kunden seit 2021 bestraft werden, wenn sie die Umstände, unter denen die Frau arbeitet, hätten erkennen können. Das sei Klee zufolge für die meisten Kunden kaum möglich.

Gezwungene Prostituierte würden ihre Umstände nicht preisgeben, auch sonst gebe es für Laien kaum Anzeichen. "Das Gesetz nützt nichts gegen Kriminelle, aber verunsichert die Kunden." Am Donnerstag sei daher von zwei Kunden eine Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe eingereicht worden, so Klee. Zudem ist am Samstag in Berlin eine Demonstration von Sexarbeiterinnen zum "Welthurentag" auf dem Ku'damm geplant.

Sendung: Fritz, 2. Juni 2022, 16:20 Uhr

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