Wasserverbrauch in Berlin und Brandenburg - Rasensprengen und Pool-Befüllen bringen Wasserwerke an Grenzen

Der Wasserverbrauch der Berliner und Brandenburger ist gestiegen. Das liegt vor allem an Gärten und Pools. Das muss sich ändern, sonst drohen Teuerungen oder Verbote. Im Haushalt Wasser sparen zu wollen, bringt dagegen eher wenig. Von Anna Bordel
Wenn es in Panketal bei Bernau im Sommer heißer wird, ist Trinkwasser in den letzten Jahren regelmäßig knapp geworden. Dann gehen so viele Wassersprenger an, dass sich der Verbrauch in den Sommermonaten verdoppelt, sagte Bürgermeister Maximilian Wonke (SPD) dem rbb. In solchen Zeiten schaffe es das Wasserwerk nicht mehr, die benötigte Trinkwassermenge zu befördern. Für solche Spitzenlasten sei es nicht ausgelegt. Gartensprengverbote sollen in diesem Jahr dazu beitragen, das Problem in sehr trockenen und heißen Zeiten in den Griff zu bekommen.
Auch der Wasserverband Strausberg-Erkner hat damit begonnen, das Wasser für Privathaushalte zu rationieren. Demnach dürfen Zuziehende, die einen neuen Wasseranschluss etwa in einem neu gebauten Haus legen, nur noch 105 Liter Wasser pro Person und Tag verbrauchen. In Berlin ist Wasserrationierung bislang nicht geplant, trotzdem müsse in den heißen Monaten mehr Wasser gespart werden, sagt auch Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe.
Brandenburger und Berliner verbrauchen mehr Wasser
Brandenburger und Berliner verbrauchen so viel Wasser wie seit 1991 nicht mehr. Das geht aus Zahlen des Landesamtes für Statistik hervor, die alle drei Jahre erhoben werden. Demnach wurden im Jahr 2019 pro Person 120,1 Liter Wasser am Tag genutzt. Im Jahr 2016 hatte der Verbrauch in Brandenburg noch bei 111,4 Litern gelegen.
In Berlin wurde ebenfalls mehr Wasser verbraucht, der Anstieg fällt jedoch weniger stark aus. Mit 119,5 Litern im Jahr 2019 liegt der Berliner Verbrauch nur zwei Liter höher als im Vergleichsjahr 2016. Brandenburg hat damit Berlin erstmals seit Beginn der 1990er Jahre im Wasserverbrauch pro Person überholt.
Die eigentliche Menge sei nicht das Problem, meint Natz von den Wasserwerken. Schwierig werde es nur, weil in den Sommermonaten ein extrem hoher Verbrauch vorherrsche. "Mit der allgemeinen Wassermenge haben wir eigentlich keine Probleme, Probleme haben wir vor allem in den Sommermonaten".
Wassersparen im Haushalt hängt von Technik ab
Ganz konkret sind es das Rasensprengen und Pool-Befüllen, was die Wasserwerke an ihre Grenzen bringt. "Berlin hat irre viele Gärten", sagt Natz. "Und Corona hat da noch einen gewissen Drive gegeben: Viele Leute sind nicht mehr weggefahren", stattdessen hätten sie ihren Garten auf Vordermann gebracht. Einer der geläufigen Gartenpools fasst etwa 14.000 Liter Wasser. "Das ist ein Drittel dessen, was eine Berlinerin oder ein Berlin sonst im ganzen Jahr verbraucht", so Natz. Da müsse man sich schon fragen, ob das sein müsse, oder zumindest fragen: wie oft? Einen "Wasser-Sheriff", wie es ihn in Kalifornien gibt, der Entnahmemengen kontrolliert, könne er sich allerdings nicht vorstellen, so der Sprecher.
Im Haushalt Wasser sparen zu wollen, habe hingegen keinen großen Effekt, sagt Natz. Es sei nur "begrenzt möglich, weil es von der Technik abhängig ist". Und die sei mittlerweile, was den Wasserverbrauch angeht, ausoptimiert. Natürlich könne man duschen statt baden, oder Wasser, mit dem man beispielsweise Gemüse gewaschen hat, auffangen und noch zum Blumengießen nutzen - da sei dann aber die Rede von wenigen Litern. Nichtsdestotrotz, sagt Natz: "Verschwendet kein Wasser, liebe Leute. In Wasser steckt viel Arbeit und viel Energie."
Nicht nur Sparen ist im Umgang mit Wasser wichtig, wie Astrid Hackenesch-Rump, ebenfalls Sprecherin der Berliner Wasserbetriebe im rbb sagte. Es gehe auch darum, Spurenstoffe von Chemikalien und Arzneimitteln, die in den Kläranlagen nicht ohne Weiteres herausgefiltert werden können, zu vermeiden und nicht in der Toilette zu entsorgen.
Privatpersonen haben im Vergleich zu Unternehmen wenig Einfluss
Joshua Jahn von der Verbraucherzentrale Brandenburg sieht in einfachen Wassersparmaßnahmen im Haushalt mehr Potenzial - zumindest was den eigenen Geldbeutel angeht. "Es ist sinnvoll, einen Duschsparkopf kaufen, der mischt dem Wasser Luft bei, dadurch spart man 50 Prozent des Wassers ein, und dadurch spart man pro Haushalt etwa 200 Euro pro Jahr", erklärt Jahn. Schließe man an jede im Haushalt verfügbare Armatur einen sogenannten Perlator an, der Wasser mit Luft versetzt, könne man dadurch schon 10 bis 20 Prozent Wasser sparen, meint er. Gartennutzer sollten nur abends oder morgens gießen und am besten mit Regenwasser.
Dennoch sei der Einfluss, den Privatmenschen auf den Wasserverbrauch haben, eher gering, im Vergleich dazu, was manches Unternehmen nutze, meint Jahn. "Wenn man sich in das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde anschaut, haben Verbraucher da einen geringen Einfluss". Das Braunkohlekraftwerk musste sich zuletzt vor Gericht dafür verantworten fast drei Mal so viel Grundwasser genutzt zu haben, als eigentlich erlaubt war. Statt 42 Millionen Kubikmeter, entnahm das Werk 2021 114 Millionen. Tesla verbraucht eigenen Angaben zufolge 1,4 Millionen Kubikmeter.
Haushalte nutzen in Berlin 77 Prozent des Wassers
An der Stelle sieht der Berliner Grünen-Politiker Benedikt Lux eine Chance. Seiner Meinung nach solle eine Abgabe für die Entnahme von Oberflächenwasser für die gewerbliche Nutzung eingeführt werden. "Es wäre gut, wenn die Grundgebühren für angemessenen Wasserverbrauch gesenkt, aber die Preise für einen sehr hohen Verbrauch deutlich steigen", so Lux.
Dass Privathaushalte zum Wassersparen angehalten werden, findet Lux dennoch sinnvoll. Nach Angaben der Berliner Wasserbetriebe verbrauchen Haushalte in Berlin 77 Prozent des Wassers. Zwar stünde eine Rationierung in Berlin derzeit nicht zur Debatte, es könne aber sein, dass unnötiger Wasserverbrauch zu Spitzenzeiten - etwa mittags zur Grünbewässerung – erheblich teurer oder sogar verboten wird, so Lux.
Inwiefern es sich in diesem Sommer auf den Wasserverbrauch auswirkt, dass viele Berliner und Brandenburger während der Ferien zumindest nicht den eigenen Garten und Pool bewässern, wie in den vergangenen Pandemiejahren, bleibt abzuwarten.
Sendung: radioeins, 15.06.2022, 07.10 Uhr