Pfingsten und Neun-Euro-Ticket - Züge zur Ostsee stark nachgefragt, Gedränge am Berliner Hauptbahnhof

Sa 04.06.22 | 15:04 Uhr
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Zahlreiche Menschen steigen am Hauptbahnhof in einen Regionalzug der Linie RE5 nach Rostock. Durch das 9-Euro-Ticket wird mit mehr Verkehr vor dem Pfingstwochenende gerechnet, das in vielen Bundesländern auch den Beginn der Pfingstferien bedeutet. (Foto: Monika Skolimowska/dpa)
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Video: rbb|24 | 04.06.2022 | Material: TV News Kontor, rbb | Bild: Monika Skolimowska/dpa

Das Pfingstwochenende scheint der erwartete Belastungstest für das Neun-Euro-Ticket zu werden: Auf einigen Strecken sind die Züge übervoll. Die Bahn empfiehlt, keine Fahrräder mitzunehmen. Besonders Richtung Ostsee ist es voll.

Die Reisewelle zu Pfingsten hat zu teils dichtem Gedränge auf Bahnsteigen und vollen Zügen geführt. So gab es beispielsweise am Berliner Hauptbahnhof am Samstagmorgen einen großen Andrang auf die Regionalbahnen Richtung Ostsee nach Stralsund und Rostock. Es kam zu Verspätungen. Eine rbb-Reporterin berichtet, dass am Mittag ein Regionalexpress am Berliner Hauptbahnhof geräumt werden musste. Nachfolgende Züge konnten zeitweise nicht in den Bahnhof einfahren.

Auch am Potsdamer Hauptbahnhof war am Morgen reger Betrieb, in den Regionalexpress nach Berlin stiegen zahlreiche Fahrgäste ein.

Bundespolizisten waren verstärkt auf den Bahnsteigen unterwegs. Es sei eine hohe Zahl von Reisenden zu verzeichnen, sagte ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin. Wir stehen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bahn im ständigen Austausch, um deren Maßnahmen - falls erforderlich - zu unterstützen", sagte der Sprecher. Wegen des Neun-Euro-Tickets werde eine besonders hohe Auslastung der Züge erwartet. "Das Chaos war vorherzusehen, klagte Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn am Samstag.

Bahn empfiehlt, ohne Fahrräder zu reisen

Pfingsten herrscht in der Regel immer reger Betrieb bei der Bahn. In diesem Jahr kommt noch das Neun-Euro-Ticket hinzu, mit dem Inhaber jeweils in den Monaten Juni, Juli und August mit dem öffentlichen Personennahverkehr durch ganz Deutschland fahren können. Das Pfingstwochenende gilt als erste Bewährungsprobe für die Rabattaktion. Die Bahn rechnet besonders auf touristischen Strecken mit großem Andrang.

"Regionalzüge, insbesondere zu den touristischen Zielen, sind heute wie erwartet sehr stark nachgefragt", sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Anfrage. Fahrgäste sollten sich kurz vor Reiseantritt noch einmal in den Auskunftsmedien der Verkehrsverbünde vor Ort oder über den DB Navigator informieren. Hier hier hieß es bei Regionallinien nach Rostock oder Stralsund etwa, es werde eine "außergewöhnlich hohe Auslastung erwartet". Zudem könne eine Fahrradmitnahme aufgrund des hohen Fahrgastaufkommens nicht garantiert werden. "Wer kann, sollte daher auf das Rad verzichten", ergänzte der Sprecher.

Konkrete Zahlen zur Auslastung liegen noch nicht vor

Konkrete Nachfragen des rbb, etwa zur Situation am Bahnhof Gesundbrunnen, ließ die Bahn unbeantwortet. Am Freitag gab es dort aufgrund hohen Andrangs Probleme. Regionalbahnen konnten nicht pünktlich abfahren, ICE-Züge aus Richtung Süden konnten Gesundbrunnen nicht als Endhaltestelle nutzen. Inwiefern die Auslastung in diesem Jahr höher ist, als zu früheren Pfingstfesten, blieb ebenfalls offen.

Voll war es Samstag auch in Sachsen und Thüringen: Nach Angaben eines DPA-Reporters war am Morgen die Regionalbahn von Leipzig nach Weimar komplett überfüllt. Die Menschen hätten sich mit Gepäck und Fahrrädern in den Fluren und den Türbereichen gedrängt. Reisende, die zusteigen wollten, seien von den Gleisen zurückgeschickt worden.

Am BER läuft alles regulär

Den Reiseverkehr am Flughafen Berlin Brandenburg (BER) bezeichnete der Betreiber als regulär. Nach einem stabilen Start am Freitag sei auch am Samstag die "Morgenwelle gut gemeistert" worden, sagte ein Sprecher. Die Flughafengesellschaft rechnet insgesamt mit knapp 280.000 Passagieren von Freitag bis Montag, es sind rund 1.800 Starts und Landungen geplant. Zu Spitzenzeiten könnten sich auch mal Warteschlangen bilden, sagte der Sprecher. Es sei daher ratsam, wenigstens zwei Stunden vor dem Abflug am Flughafen zu sein.

 

Sendung: rbb24 Abendschau, 04.06.2022, 19.30 Uhr

121 Kommentare

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  1. 121.

    Ja, das stimmt. Der ehemalige Verkehrsminister Wissmann (CDU) war anschließend jahrelang Lobbyist für die Autobranche. War Präsident des VDA (Verband der Automobilindustrie) und Präsident der Organisation Internationale des Constructeurs d’Automobiles (OICA). Das Engagement für Bahnverkehr hielt sich entsprechend in Grenzen. Noch Fragen?

  2. 119.

    Danke aber das war eher ein rhetorische Frage. Wovon der Deutschlandfunk berichtet sind das alles Spätfolgen der versuchten Privatiserung der Bahn. Mehdorn und Grube sei "Dank", wobei der amtierende Vorsitzende und Vorstand auch nicht viel besser ist. Dazu kommt eine ganze Riege von Totalaussetzern als Bundesminister für Verkehr.

  3. 118.

    Bei der Deutschen Bahn. :-)

    https://www.deutschlandfunkkultur.de/deutsche-bahn-frust-verspaetung-9-euro-ticket-100.html

  4. 117.

    Was soll die Stadt überlasten heißen?? Wenn die BVG vernünftige Preise hätte ,würden viele Bürger dieser Stadt ,sie auch benutzen . Da aber die obersten 450000€ im Jahr bekommen müssen die Tickets teuer sein. Ich frage mich wie es Wien macht das Jahres Ticket kostet dort nur 365€ ,bei uns über 600€. Die Autos werden wohl kaum bei den normalen Preise im September verschwinden.

  5. 116.

    "Wenn Sie ein Ticket für Ihr Rad kaufen, berechtigt dies noch lange nicht das Recht zur Mitnahme " Das gibt es tatsächlich nur mit Bahnchefs die geistig um 1950 stehengeblieben sind.

    Wo bezahle ich für eine Leistung, die mir nachträglich (!) verweigert werden kann?

  6. 115.

    Es wird berichtet, dass es voll ist. Richtig. Aber: Wer viel mit der Bahn fährt, weiß das aber aus Erfahrung schon. Man nimmt es trotzdem in Kauf. Aufgeregte Leute sind eher hier in der Kommentarspalte zu Gange. Menschen, die selber zum Teil gar nicht mit der Bahn fahren, sondern einen Grund suchen, um sich über das 9-Euro-Ticket aufzuregen.

    Wer glaubt, zu Pfingsten bei Sonnenschein einen schwach ausgelasteten Zug mit vielen freien Sitzplätzen in Richtung Ostsee vorzufinden, der ist nun wirklich naiv. Das hat nichts mit 9 Euro zu tun, sondern gilt ganz allgemein für den Bahnverkehr. Das ist jedes Jahr so. Das ist nun wirklich der allererste Fehler für Anfänger. Gerne können Sie die Politik und Bahnunternehmen dazu bewegen, mehr Zugkapazitäten an solchen Feiertagen zur Verfügung zu stellen. Viel Erfolg dabei.

  7. 114.

    Ach, es bemeckert niemand großflächig? Na, was soll denn das Ganze? Wozu die vielen Berichte und die Hinweise der Radfahrer usw.? Sie sagen es ja, die Betroffenen meckern nicht, sondern nur die, die zuhause sind. Sollten Sie mal dem RBB sagen. Viel Berichte für Nichts. Danke für die Info. Zum Glück haben Sie das mal richtig gestellt. Also ist das Ticket ein voller (!) Erfolg, toll.

  8. 113.

    Die Züge zur Ostsee sind regelmäßig im Sommer recht voll, besonders zu Feiertagen und bei schönem Wetter. Auch in Zeiten ohne 9-Euro-Ticket. Da muss dann einfach mal die Kapazität erhöht werden. Dass hohe Nachfrage zu erwarten ist, weiß man ja vorher. Aber das ist genauso wie Weihnachten und Ostern. Plötzlich stehen Feiertage vor der Tür, mit denen niemand gerechnet hat.

  9. 112.

    Es hätte sich ja auch die Möglichkeit angeboten, das 9€-Ticket nur nachweisbaren Hartz-iV-Empfängern anzubieten, da die breite Masse damit nicht umgehen kann.

  10. 111.

    9€-Ticket = Versuchsballon:
    Kann man das dauerhaft beibehalten? Kann man nicht, wenn man dauerhaft keine Lust auf zu räumende Züge und sich potenzierende Verspätungen hat und rechnet sich für die Bahn nicht.
    Gleichzeitig eine Art Corona-Test, ob das Infektionsgeschehen durch die Drängler wieder steigt.
    Reicht die Bahn-Infrastruktur (genügend Wagen, ausreichend lange Bahnsteige, personalmäßig zu händeln) dafür?
    Reicht nicht. Dieses Ticket wird so schnell verschwinden wie es gekommen ist. ABER DANN haben die Mauler ihren Auftritt jund loben auf einmal das, was ihnen zuvor angeblich sauer aufstieß.

  11. 109.

    "Darum gehört an jeden Zug ein anständiger Gepäckwagen." -Die sind längst abgeschafft!!

  12. 108.

    Natürlich war das vorherzusehen. Ich lese hier aber nichts davon, dass die Fahrgäste das großflächig bemeckern. Sondern es schreiben hier einige Kommentatoren, die das ganze nur vom Sessel zu Hause beobachten. Offenbar passt es einigen Mitbürgern nicht, dass es ein 9-Euro-Ticket gibt - und es auch noch zahlreich genutzt wird. Das passt wohl nicht ins automobile Weltbild.

  13. 107.

    Ach, und nur weil es ein Angebot gibt muss man es nutzen? Sozialneid geht andersherum. Und es kann ja jeder machen was er will, aber dann überfüllte Züge zu bemeckern ist so sinnlos…. Das war vorhersehbar.

  14. 106.

    Dass zu touristischen Hauptreisezielen an Feiertagen wie Pfingsten die Züge voll sind, und eine Radmitnahme problematisch ist, weiß eigentlich jeder, der öfters mal mit der Bahn unterwegs ist. Im Grunde genommen ist das ein gutes Zeichen: Viele Leute fahren mit der Bahn. Das ist mit der Verkehrswende genau so gewollt. Dass die Kapazitätsgröße nicht ausreicht ist ein Problem des Betreibers und Bestellers der Zugleistungen. Der Anbieter kann sich vor Nachfrage kaum retten. Früher kam ja immer das Totschlag-Argument der Bahn-Hasser: "Da fährt doch keiner mit. Lohnt sich nicht. Die Leute haben alle ein eigenes Auto. Wer will schon mit der Bahn fahren?". Das Gegenteil ist bewiesen. Es gibt sehr wohl viele Menschen, die auf die Bahn ausweichen, wenn denn das Angebot stimmt. Gerade in der heutigen wirtschaftlichen Situation.

  15. 105.

    Wenn Sie ein Ticket für Ihr Rad kaufen, berechtigt dies noch lange nicht das Recht zur Mitnahme

    Wenn die Touristen die Züge gezielter und über den Tag verteilt nutzen, geht's auch besser.

    Und nicht vergessen, Nahverkehr ist Ländersache

  16. 104.

    In Regionalzügen gilt das Motto "Wer zuerst kommt ..."

    Wenn ein Zug unterwegs soll voll wird, können halt ab den nächsten Haltestellen keine Fahrräder oder Passagiere mehr befördert werden.

    Das anhängen eines zusätzlichen Wagens geht nicht, da die Bahnsteige oftmals nicht lang genug sind.

    Wer mit dem Rad in den Urlaub möchte, kann es ja auch mit Hermes zum Urlaubsort schicken.

  17. 103.

    Da fragt man sich !wer hat diesen Einfall gehabt. Es wäre besser gewesen, ein 9€ für die Stadt und damit hätte man das Bahn Personal entlastet. Das was jetzt folgt ist , das sich viele Mitarbeiter der Bahn nach drei Wochen krankschreiben lassen. So etwas lässt sich nur einer einfallen, und zwar der der mit seinen Dienstwagen zum einkaufen fährt.

  18. 102.

    In Regionalzügen gibt's kein Recht auf einen Sitzplatz. Man kann nur höflich bitten, dass jemand sein Gepäck vom Sitzplatz nimmt. Aber einen Anspruch hat man darauf nicht.

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