Bezirke: "unsoziales Verhalten" - Immer mehr Müll belastet Berliner Parks

Do 23.06.22 | 10:13 Uhr
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Müll liegt auf einer Wiese im James-Simon-Park in Berlin. (Quelle: dpa/P.Zinken)
Audio: Inforadio | 23.06.2022 | Michael Ernst | Bild: dpa/P.Zinken

Pizzakartons, Kaffeebecher, leere Flaschen: Die Berliner Parks haben ein Müllproblem. Bezirke und BSR können den Abfallberg kaum noch bezwingen. Es fehlt an Geld und Personal. Nun wird an die Besuchenden appelliert.

Die Berliner Bezirke haben sich angesichts zunehmender Vermüllung von Parks und überquellender Mülleimer mit deutlichen Worten über das unsoziale Verhalten vieler Menschen beklagt. Ursache seien die zu intensive Nutzung der Parks, Rücksichtslosigkeit und die immer weiter verbreiteten Einwegverpackungen von Essen, schrieben die Bezirke in einer Antwort des Senats auf eine CDU-Anfrage [pardok.parlament-berlin.de], über die am Donnerstag die DPA berichtete.

Mehr Müllbehälter lehnten die Berliner Stadtreinigung (BSR) und die meisten Bezirke mit Verweis auf die Kosten ab.

Zu viele Essensverpackungen und Sperrmüll

Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf teilte mit: "Die Ursache der in den letzten Jahren extremen Zunahme der Vermüllung der öffentlichen Grünflächen hat mit der Übernutzung dieser Flächen durch die Nutzer zu tun." Vielen Besuchern fehle die Sensibilität, die Flächen nach dem Besuch wieder sauber zu hinterlassen.

Von sich verschlechterndem Nutzungsverhalten und steigenden Abfallmengen durch Gewerbemüll sprach der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Die ständige Überfüllung der Abfallbehälter in vielen Parks läge an Einwegverpackungen von mitgebrachtem Essen und Sperrmüll.

Mitte: "Sorgloser Umgang mit der Natur"

Auch Mitte kritisierte das Verhalten der Parkbesucher und "den sorglosen Umgang mit der Natur". Hier kommt es an warmen Wochenenden ebenfalls "zu überfüllten Mülleimern durch Verpackungsmüll wie Pizzakartons". Viele Menschen würden Pizza oder Salat auf Parkbänken essen. "Die Verpackungen landen in den schnell überfüllten Abfalleimern oder auf dem Boden."

Der Bezirk Neukölln sah ebenfalls eine "massive Zunahme von Verpackungsmüll", für dessen Entsorgung es einfach nicht genug Personal gebe. Pankow erklärte: "Die Tatsache, dass die sperrigen und großen Verpackungen der "to-go"-Restaurants nicht in die Mülleimer der Grünanlagen passen, führen dazu, dass diese einfach vor Ort liegen gelassen werden."

Ständige Leerungen sind nicht mehr zu bewältigen

An den Berliner Straßen stehen knapp 24.000 Papierkörbe der BSR. Außerdem gibt es 2.500 BSR-Müllbehälter in bestimmten Parks und kleineren Grünanlagen, die von der BSR gereinigt werden. Bezahlt wird das vom Senat. Für alle anderen Parks und Grünanlagen sind die Bezirke zuständig, die dort jeweils meist zwischen 1.000 und 2.000 Papierkörbe aufgestellt haben. In Mitte sind es sogar 3.500 Behälter.

Manche Bezirke wie Charlottenburg-Wilmersdorf stellten in den vergangenen Jahren weitere Müllbehälter an Wiesen und Wege. Friedrichshain-Kreuzberg setzt stattdessen seit 2019 auf Appelle, Beratungen und Projekte, um die Einwegverpackungen zu reduzieren - mit wenig Erfolg offenbar. Mehrere Bezirke schreiben, sie könnten die ständigen Leerungen und Reinigungen nicht bewältigen, die BSR solle noch mehr Grünanlagen übernehmen. In diesem Fall wäre der Senat für die Bezahlung zuständig.

Sendung: Inforadio, 23.06.2022, 8:50 Uhr

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67 Kommentare

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  1. 67.

    Transferleistungen sind eine Strafe, und sich für das Allgemeinwohl eizubringen, das verletzt die Menschenwürde?
    Wo haben Sie diese "Schlauheit" gelesen, dass die soziale Absicherung eine Strafe sei, und deswegen muss die Hängematte sein, insbesondere im Sommer.

  2. 66.

    Arbeit ist der falsche Weg, noch dazu im Sommer. und dann vielleicht auch noch mit Zwang ? Die Transferleistungen sind schon Strafe genug. Ausserdem sollte man die Menschenwürde nicht vergessen.

  3. 65.

    Zitat:"Friedrichshain-Kreuzberg setzt stattdessen seit 2019 auf Appelle, Beratungen und Projekte, um die Einwegverpackungen zu reduzieren - mit wenig Erfolg offenbar."

    Komisch, ist das nicht der Bezirk mit dem grünsten Bezirksparlament und Burgermeisterin?
    Ist das etwa das Verhalten des gleiche Wahlvolks, dass auch Grün in diesem Bezirk an die Spitze gewählt hat?

    ...man darf ja wohl mal fragen... und sich Gedanken machen...

  4. 64.

    Da bin ich ganz Ihrer Meinung, die liegen ja ansonsten nur faul auf der Couch rum oder gehen schwarz Arbeiten und betrügen noch den Steuerzahler.

  5. 63.

    Mein Vorschlag: Wie wäre es, wenn man die immer größer werdende Klientel der vom Steuerzahler finanzierten ALG-II-Empfänger zur Unterstützung im Öffentlichen Raum heranzieht? In den Niederlanden längst gängige Praxis. Da können Langzeitarbeitslose endlich dem vorherrschenden Klischee sie seien nur faul, endlich mit Tatendrang etwas entgegensetzen. Einigen Menschen mit zu viel Energie/Testosteron wird diese Art der körperlichen Betätigung sicher gut tun. Letztendlich hat die gesamte Gesellschaft etwas davon - sogar der Steuerzahler.

  6. 61.

    Es ist ja nicht nur der Müll, sondern generell diese Mir-doch-egal-Mentalität. Ich sehe in letzter Zeit ständig Leute mit ihren Hunden auf Friedhöfen (!) Gassi gehen. Meist unangeleint. Ich versteh's nicht, da müßte doch der gesunde Menschenverstand einsetzen. Aber der Fiffi ist eben wichtiger als Pietät, und wenn er jemandem aufs Grab kackt, dann ist das eben das Problem der Angehörigen, die sich dann darüber freuen dürfen ... Andere verwechseln Friedhöfe mit Picknickplätzen und Wiesen zum Sonnenbaden. Es ist absurd. Entspannt herumschlendern, auf einer Bank sitzen, lesen oder die Stille und die Natur auf Friedhöfen genießen, das ist offenbar nicht mehr zeitgemäß. Statt dessen Fressen zwischen den Gräbern, lautes Geschrei und Boombox. :-S

  7. 60.

    Wie ich letztens mal hörte, lassen sich Leute Pizza und Sonstiges sogar in den Park liefern. Sie haben den zukünftigen Müll also gar nicht in Taschen oder Rucksäcken transportiert und zu Hause hat Mama ja auch wieder alles weggeräumt.

  8. 59.

    wer mit offenen augen durch,die straßen geht, sieht dass es nichtznur,ein problem,der parks ist. die ganze stadt vermüllt

  9. 58.

    Es ist auch ein Zeichen von Wichtigtuerei unter Jugendlichen, neben Graffitischmierereien auf Parkbänke, den Müll in Form von Flaschen und Dosen in die Anlagen zu werfen.
    Ist doch ein toller Kerl, der Typ…..und so cool!!

  10. 57.

    Für diese Überlegung müsste man nicht nur an sich und sein Vergnügen denken, sondern auch an das viele Geld was die Steuerzahler für diese Gesankenlosigkeit aufbringen müssen.

  11. 56.

    Wie wäre es denn, seinen eigenen Müll wieder mitzunehmen??? Oder ist das nicht zumutbar? Noch besser, erst keinen Müll verursachen.

  12. 55.

    Guter Beitrag. Ich gehöre offenkundig einer aussterbenden Art an. Meine Eltern haben mir noch vermittelt, den eigenen Müll wieder mitzunehnen. Heute sehe ich Leute mit nem Coffee2Go Becher, der leer genau dort fallen gelassen wird wo man gerade steht, obwohl 1 Meter weiter ein leerer Mülleimer steht. Asozial. Zu faul. Leute, die die Stadt, in der sie leben, in eine begehbare Müllhalde verwandeln. Det is Berlin. Traurig aber war.

  13. 53.

    Man ist in der Lage mehrere Kilogramm an Speisen und Getränke zum Park zu schleppen. Aber 500 Gramm Restmüll wieder mitzunehmen, das scheint mir ein Riesenproblem zu sein. Egoistische Rücksichtslosigkeit meiner Mitbürger, das kann ich einfach nicht verstehen.

  14. 52.

    "... Da sollte man die Bürger besser informieren. ..."
    Warum? Wir sind doch nicht im Kindergarten.
    (Fast) jeder sucht sich im Netz die besten Angebote usw. und kann nicht eigenständig einen Recylinghof/Sperrmüll-Aktion finden?

  15. 51.

    Wissen werden die das schon, aber es fehlt an einem Fahrzeug um den Sperrmüll wegzubringen, un abholen lassen ist teuer. Dann stellt man es "zu verschenken" vor die Tür und ist fertig damit. Asozial eben

  16. 50.

    Geldstrafen, die keiner bezahlen kann..... sinnlos. Die Leute zum aufräumen verdonnern, unter Aufsicht, gerne auch vor Publikum. Aber das ist ebenso wenig durchzusetzen, wie Pfand auf Pizzakartons, bis das eingeführt ist, sind wir im Müll erstickt.

  17. 49.

    Das ist richtig, es braucht jedoch einen Infoflyer in 20 Sprachen und mit Bildern und auch das Versprechen das es Geld gibt wenn entsorgt wird. Dieses Geld wird natürlich nicht auf den ALG2 Satz angerechnet. Dann klappt es vlt....

  18. 48.

    Danke!
    Bin ganz Ihrer Meinung.
    Die Präsenz des Ordnungsamtes bzw. der Polizei muss in Berlin verstärkt werden und die Strafen drastisch erhöht werden.
    Wer keinen Anstand mehr kennt, muss es dann im Geldbeutel bzw. Polizeistation merken.
    Anders werden wohl die ganzen Probleme (Müll, Gewalt, Rücksichtslosigkeit usw.) in unserer Stadt nicht in den Griff zu kriegen sein.

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