Lkw-Schlauch war geplatzt - Gefahr durch ausgetretene Schwefelsäure nahe Perleberg gebannt

Di 07.06.22 | 19:31 Uhr
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Feuerwehreinsatz bei Perleberg. (Quelle: rbb/Britta Streiter)
Audio: Antenne Brandenburg | 07.06.2022 | Björn Haase-Wendt | Bild: rbb/Britta Streiter

Nach einem Unfall in einem Düngemittelwerk nahe Perleberg ist die ausgetretene Schwefelsäure erfolgreich aufgefangen worden. Zuvor war beim Verladen der Säure der Schlauch eines Lkws geplatzt. Der Einsatz gestaltete sich kompliziert.

Im Gewerbegebiet Quitzow bei Perleberg (Prignitz) ist bei einem aufwändigen Feuerwehreinsatz die Gefahr durch ausgetretene Schwefelsäure gebannt worden. Wie eine Feuerwehrsprecherin dem rbb am Dienstagabend sagte, wurde die hochätzende Säure in spezielle Auffangbehälter gespült, damit sie beseitigt werden kann. Nun werde der Abbau der Einsatzstelle - darunter eine Dekontaminierungsstelle - vorbereitet.

Lkw-Schlauch geplatzt

Nach bisherigen Erkenntnissen war am Dienstagmittag beim Umladen der Schwefelsäure in einen Gefahrengut-Lkw ein Schlauch geplatzt. Größere Mengen der hochätzenden Säure liefen aus und ergossen sich ins Freie. Rund 60 Einsatzkräfte von acht Ortswehren aus der Prignitz wurden alarmiert - darunter die Gefahrstoffeinheit des Landkreises Prignitz. Zusätzlich sicherten 10 Polizeibeamte den Unglücksort ab.

Feuerwehreinsatz nach einem Unfall in einem Düngemittelwerk nahe Perleberg. (Quelle: Kreisfeuerwehrverband Prignitz/Mundt)
| Bild: Kreisfeuerwehrverband Prignitz/Mundt

Zwischenzeitlich bestand für die Bevölkerung die Gefahr, dass sie in Kontakt mit giftigen Dämpfen kommen könnte. In der Folge wurde die angrenzende Bundesstraße B5 sowie weitere Zufahrtstraßen für den Verkehr gesperrt. Anwohner aus den umliegenden Orten wurden per Warn-App "Nina" und über Lautsprecherdurchsagen der Polizei aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Die Warnung wurde am späten Dienstagnachmittag wieder aufgehoben.

Ausrüstung der Feuerwehr bei dem Einsatz bei Perleberg. (Quelle: rbb/Britta Streiter)
Bild: rbb/Britta Streiter

Säure durfte nicht mit Wasser entfernt werden

Die Bergung der ausgelaufenen Säure gestaltete sich nach Angaben der Feuerwehrsprecherin knifflig, da zum Verdünnen und Ausspülen der ausgetretenen Säure kein Wasser genutzt werden konnte. Denn beim Zusammentreffen der 98-prozentigen Schwefelsäure mit Wasser wäre es zu einer chemischen Reaktion mit einer enormen Hitzentwicklung gekommen. Das musste unbedingt unterbunden werden, hieß es. Schließlich konnte in Abstimmung mit einem Experten der Landesfeuerwehr eine entsprechende Bergungsstrategie entwickelt werden, hieß es.

Unter dem Einsatz umfangreicher Schutzmaßnahmen gelang es den Einsatzkräften, der Lage Herr zu werden. Feuerwehrleute näherten sich der Unglücksstelle in speziellen Schutzanzügen, um die Säure abzutragen. Anschließend mussten sie mit ihren Anzügen dekontaminiert werden.

Letztlich gelang die Aktion. Verletzt wurde niemand. Die Polizei wird nun zur Unfallursache ermitteln.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.06.2022, 16:30 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    "Feuerwehrleute näherten sich der Unglücksstelle in speziellen Schutzanzügen, um die Säure abzutragen"

    Was soll das denn bedeuten? Abgesaugt?

    Und es bleibt dabei, der Leitspruch "erst das Wasser dann die Säure" stimmt nur für Gefäße, insbesondere für Glasgefäße im Labor. Bei einer Lache besteht kaum ein Überhitzungsproblem, da Kühlung durch große Oberfläche gegeben. Ein Wassernebel würde verdünnen, kühlen und entstehende Gase sofort niederschlagen.

    Wenns wirklich drauf ankommt sollte die Feuerwehr sowas wissen. Ich hatte selbst mal einen Unfall mit rauchender Salpetersäure, 200 L Fass, da wurde sofort die Sprinkleranlage ausgelöst, sonst wären Menschen gestorben!

    @Hr Hartmann: war das mit der Botanik wörtlich? Da dürften ja einige Pflänzchen ordentlich verkohlt worden sein ....

  2. 3.

    "Die Schwefelsäure ist nach Stunden des beratschlagens eh mit allem organischen Dreck abreagiert." Danke, meine Gedanken waren nur, wenn man nicht mehr weiter weiß, bildet man ein Arbeitskreis ^^

  3. 2.

    Gut und Richtig dargelegt.
    Hab selbst jahrelang das Zeug durch die Gegend geschaukelt. 2008 ist mier mal der Schlauch mit Salpetersäure weggeflogen. 15t in die Botanik. Was dür eine Sa....erei. Hat die Werhfwuerwehr aber gut gehändelt und eingehegt.

  4. 1.

    Puh, hoffentlich weiß die zuständige Feuerwehr mehr über Schwefelsäure als der RBB Artikel vermuten lässt.

    Kleiner Tipp:
    Mit Wasser langsam verdünnen lässt immer noch weniger Hitze entstehen als die (Neutralisations)Reaktion mit z.B. Natronlauge. Aber der Chemiker nimmt eh Natriumcarbonat zum Neutralisieren der sofort/vorher mit Wasser verdünnten Schwefelsäure.

    Ach und entstehenden Schwefeltri/dioxid kann man mit Wassernebel niederschlagen.

    Erst verdünnen, dann neutralisieren wäre angesagt, aber wird schon gut gehen....Die Schwefelsäure ist nach Stunden des beratschlagens eh mit allem organischen Dreck abreagiert.

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