Umstrittenes Projekt in Potsdam - Bund hat 4,5 Millionen Euro für Garnisonkirche genehmigt

Mi 22.06.22 | 16:27 Uhr
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Das Glockenspiel vor der Kulisse der Garnisonkirche in der Potsdamer Innenstadt. Der Carillon-Nachbau in der Dortustraße steht seit etwa einem Jahr unter Denkmalschutz. (Foto: Soren Stache/dpa)
Bild: Soeren Stache/dpa

Der Bund hat für den Wiederaufbau des Turms der Garnisonkirche in Potsdam weitere 4,5 Millionen Euro genehmigt. Das bestätigte ein Sprecher der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien am Mittwoch.

Zuvor seien die baufachlichen und zuwendungsrechtlichen Voraussetzungen durch die Kulturbeauftragte des Bundes umfassend geprüft worden. Die "Potsdamer Neuesten Nachrichten" und die "Märkische Allgemeine" hatten berichtet, dass der Zuwendungsbescheid vergangene Woche übergeben worden sei.

Kulturbeauftragte hat bislang insgesamt 25 Millionen Euro bewilligt

Nach Kritik des Bundesrechnungshofes wegen eines nicht ausreichenden Nachweises über die Gesamtfinanzierung des Projekts hatte das Haus von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) eine weitere Förderung zunächst auf Eis gelegt. Von der Stiftung wurden weitere Nachweise gefordert.

Die Mittel seien im Etat des Bundeshaushaltes 2021 für Mehrausgaben bestätigt worden, sagte der Sprecher. Die Bewilligung sei nach umfassender Prüfung der baufachlichen und zuwendungsrechtlichen Voraussetzungen durch die Bundes-Kulturbeauftragte bestätigt worden. An der Finanzierung der Betriebskosten und der Kosten für Schmuckelemente der Eingangsfassade, Glocken, Carillon, Turmuhr und Trophäen beteilige sich der Bund nicht, betonte der Sprecher.

Die Kulturbeauftragte hat bislang insgesamt knapp 25 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Garnisonkirche bewilligt. Weitere Kosten werden aus Eigenmitteln der Stiftung Garnisonkirche und Spenden finanziert. Die Gesamtkosten der Maßnahme belaufen sich nach den Angaben auf etwa 41 Millionen Euro.

Die Stiftung habe im Mai 2017 detaillierte Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit und im Jahr 2021 einen Plan mit Einnahmen und Ausgaben zum Betrieb des Turms vorgelegt. Angesichts einer Plausibilitätsprüfung werde die Finanzierung als ausreichend gesehen.

Nicht abflauende Kritik am Projekt

Gegen den laufenden Wiederaufbau des Kirchenturms wenden sich mehrere, auch christliche Initiativen. Die Gegner sehen in dem historischen Bau ein Symbol des Militarismus und einen Treffpunkt rechtsnationaler Bewegungen in den 1920er und 1930er Jahren. Am "Tag von Potsdam" 1933 reichten sich Reichspräsident Paul von Hindenburg und der neue Reichskanzler Adolf Hitler vor der Kirche die Hand.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.06.2022, 15:30 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    "Versprechen"

    Wenn die Fördermittel nicht gekommen wären, wäre bekannt geworden, das das Projekt schon Insolvenz hätte anmelden müssen.
    Da ist nämlich schon zwischendurch Geld zweckfremd verwendet worden worden.
    https://www.maz-online.de/lokales/potsdam/finanzlage-der-potsdamer-stiftung-garnisonkirche-sie-war-eigentlich-insolvent-UVHNNQXQGEELEVTW374V7O3XA4.html [€]

  2. 3.

    Vor Beginn der Bauarbeiten hieß es das dieses Projekt komplett aus Spenden finanziert wird und die öffentliche Hand sich daran nicht beteiligt.
    Was ist aus diesem Versprechen geworden?

  3. 2.

    Dass es einen riesigen staatlichen Steuersack gibt, aus dem sich dann beliebig bedient werden kann, stimmte selbst zu vorgestrigen Zeiten nicht mehr. Bevor an einem Bau herumgekrittelt wird, für den 41 Mill. aufgewendet wird und dessen Vorgängerbau über 200 (!) Jahre stand, wäre die Kritik v. a. an Bauten anzubringen, die unter 50 Jahren veranschlagt sind. Autobahnen sind nach wenigen Jahrzehnten abgefahren, Kleeblätter werden durch Überflieger abgelöst, bei Flughafenbauten ist es mit Abnutzung und Ersatzbauten ähnlich.

    Wer bietet einen noch nachhaltigeren Bau an als einen, der Jahrhunderte für eine Stadt steht?
    Es muss ja keine/r Jubelsprünge machen, wem es nicht gefällt; die Nachhaltigkeit jenseits eines bloßen augenblicklichen Zeitgeschmacks ist jedenfalls gegeben.

  4. 1.

    Akter Schwede, 41 Millionen, für so'n Protzbau. Ihr seid verrückt.

    Nee und dann noch 4,5 aus'm Topf von uns...
    Wat iss'n mit Infrastruktur im ÖPNV, Was ist mit Schulen und so. Man muß klar Prioritäten haben vor dem nächsten vielleicht kälteren Winter. (drinnen natürlich)

    Nee, echt nich wahr - oder?

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