Hoffnung auf Regen am Montag - Kurze nächtliche Schauer bei Beelitz bringen noch keine Entspannung
Bei Beelitz wütet seit Sonntagnachmittag ein Waldbrand. Bis zu 200 Hektar Wald brennen. Einige Anwohner mussten ihre Häuser verlassen. Zwar hat es in der Nacht vereinzelt geregnet, trotzdem bleibt die Lage angespannt.
Dieser Beitrag berücksichtigt den Stand Montag, 20. Juni, 6:30 Uhr. Aktuelle Entwicklungen zum Waldbrandgeschehen vor Ort gibt es hier.
Rund um das Gebiet des Waldbrandes bei Beelitz (Potsdam-Mittelmark) ist es in der Nacht auf Montag vereinzelt zu Schauern und Gewittern gekommen. Diese würden aber in der Fläche nicht genügend Regen bringen, um die Lage zu entspannen, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am frühen Montagmorgen.
Zudem ziehe der Regen auch relativ schnell durch. Erst im Laufe des Vormittags gegen acht Uhr werde mit flächendeckenden Niederschlägen gerechnet. Dann soll es bis mittags regnen, das dürfe laut DWD für Entspannung an der Brandfront sorgen.
Bürgermeister Bernhard Knuth (parteilos) sagte am Sonntagabend: "Wir hoffen, dass die Ausbreitung zum Stoppen kommt und wir letztlich erfolgreich das Feuer bekämpfen können." Später ergänzte er, der Waldbrand sei unter Kontrolle. In den kommenden Stunden müsse aber noch mit heftigen Windböen gerechnet werden, die das Feuer anfachen könnten. "Dann hoffen wir auf den erwarteten Regen", sagte Knuth.
Waldbrandschutzbeauftragter: "Sowas sieht man selten"
Der Waldbrand hatte sich am Sonntagabend auf einer Fläche von 150 bis 200 Hektar ausgebreitet. Das sagte der Waldbrandschutzbeauftragte des Landes, Raimund Engel, dem rbb. 200 Hektar entsprechen 280 Fußballfeldern. "Sowas sieht man sehr selten - eher irgendwo im Fernsehen, dass es andere Länder trifft", sagte er rbb24 Brandenburg aktuell. Das Feuer habe sich rasend schnell ausgebreitet, beschrieb er die Lage. Etwa 1.000 Einsatzkräfte kämpften am Abend allein bei Beelitz gegen die Flammen, so Engel.
Am späten Nachmittag wurden einige Ortsteile bereits geräumt. Auf der Homepage der Stadt hieß es dazu: "Aktuell werden Dammfeld, Kemmeter Weg und An der Kiesgrube evakuiert" [beelitz.de]. Und weiter: "[...] Fontaneweg, Fuchsteg, Amselweg, Fercher Weg, Hermann-Löns-Straße und die Kleingärten am Kiesschacht halten sich bitte bereit und treffen Vorkehrungen für eine eventuelle Evakuierung." Am Nachmittag wurde das Gelände der Landesgartenschau in Beelitz vorzeitig geschlossen.
Anwohner wässern Bäume und Dächer
Der Bürgermeister von Beelitz rechnete am Abend nicht mit weiteren Evakuierungen. "Wir gehen erstmal davon aus, dass es dabei bleibt", sagte Knuth dem rbb. Er glaube nicht, dass das Feuer auf das Stadtgebiet übergreife.
Allerdings ziehe Qualm in die 13.000-Einwohner-Stadt, so Knuth. Daher bat er die Menschen darum, in ihren Häusern zu bleiben. Anwohner berichten rbb|24, wie Nachbarn die Dächer ihrer Häuser und umstehende Bäume bewässerten, um sie vor dem Feuer zu schützen. Ein Anwohner sagte dem rbb, das Feuer sei nur noch etwa 500 Meter vom Haus seiner Familie entfernt. "Wir hoffen, dass es nicht kommt, aber wir sind bereit", sagte er dem Sender. Die Einsatzkräfte seien dabei, Bäume zu fällen und Brandschneisen zu schaffen, um das Vorrücken der Flammen zu stoppen. Auch die ganze Nachbarschaft helfe mit. "Wir probieren einfach nur alles zu retten, was geht", sagte der Mann.
Landesgartenschau vorerst geschlossen
Im Rathaus sei jetzt der Krisenstab eingerichtet worden, sagte der Bürgermeister. Einwohnerlisten würden zusammengestellt. Auf der derzeit laufenden Landesgartenschau sind den Angaben zufolge sofort alle Veranstaltungen abgesagt worden. "Wir hoffen, dass es am Abend wie angekündigt regnet", sagte Knuth. Nach Angaben der Regionalstelle der Feuerwehr Brandenburg/Havel sind 35 Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr vor Ort, um das Feuer zu löschen.
Andrea Metzler, Pressesprecherin des Landkreises, sagte auf Anfrage von rbb|24, dass das Feuer am Nachmittag "außer Kontrolle" geraten war. "Das ist ein Baumwipfelbrand, das ist äußerst gefährlich." Eine dichte Rauchsäule war seit dem Nachmittag kilometerweit hin sichtbar. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) schätzt die Situation gefährlicher ein, als im Spätsommer 2018.
Leitstelle warnt vor Rauchentwicklung, Bahnverkehr unterbrochen
Die zuständige Regionalleitstelle der Feuerwehr warnt Anwohner der Orte Beelitz, Seddin und Ferch vor Rauch durch den Brand. Es wird gebeten, die Notrufnummern von Polizei und Feuerwehr für Notrufe freizuhalten. Das betroffene Gebiet solle gemieden werden. Fenster und Türen sollten geschlossen werden, Lüftungen und Klimaanlagen abgeschaltet.
Aktuell sind außerdem die Bahnlinien RE7 und RB23 wegen des Feuerwehreinsatzes unterbrochen, teilte die Deutsche Bahn auf Anfrage von rbb|24 mit. Nach Informationen des rbb haben Traktoren am Abend Wasser in das betroffene Waldgebiet gebracht. Wie genau es um die Wasserversorgung der Einsatzkräfte an der Stelle bestellt ist, war zunächst unklar.
Auch die Polizei Brandenburg unterstützt die Löscharbeiten. Auf Twitter teilte sie mit, dassein Hubschrauber im Einsatz ist. Bereits am Samstag unterstützten Wasserwerfer bei der Bekämpfung des Großbrandes nahe Treuenbrietzen. Auch aus Berlin werden sieben Tanklöschwagen samt Besatzung zur Unterstützung erwartet.

Feuerwehren seit Freitag im Dauereinsatz
Seit Freitag sind Brandenburger Feuerwehren im Dauereinsatz, um Waldbrände zu löschen. Besonders schwierig gestalten sich die Löscharbeiten an einem Feuer nahe Treuenbrietzen. Dort brennt ein munitionsbelastetes Waldstück, das nicht betreten werden kann. Aufkommende Winde haben den Brand am Sonntag auf eine Fläche von 200 Hektar vergrößert.
Daneben wurden am Samstag zwölf weitere Großbrände in Brandenburg gemeldet. Neben Potsdam-Mittelmark waren die Landkreise Teltow-Fläming, Dahme-Spreewald, Elbe-Elster und Oberhavel betroffen. Auch in einem Wäldchen im Stadtgebiet von Potsdam brannte es. In Jühnsdorf (Teltow-Fläming) brannte eine Kompostieranlage.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 19.06.2022, 19.30 Uhr