Bis 2027 - Bundeswehr investiert 660 Millionen Euro in Brandenburger Kasernen

Schon vor der "Zeitenwende" hat die Bundesregierung beschlossen, in Bundeswehr-Standorte zu investieren - auch in Brandenburg. Manche Kasernen sind Sanierungsfälle. In Beelitz sind Arbeiten und Planungen bereits in vollem Gange. Von Wolf Siebert
Der Rundgang durch die Hans-Joachim-von-Zieten-Kaserne in Beelitz (Potsdam-Mittelmark) wirkt wie eine Zeitmaschine: Als der Standort ab 1976 gebaut wurde, hieß der Staat noch DDR, in den Hallen und Gebäude schoben Soldaten der Nationalen Volksarmee ihren Dienst. Heute werden die Bauten immer noch genutzt, auch die in die Jahre gekommenen Häuser, in denen Grundwehrdienstleistende in Vier-Bett-Zimmern wohnen.
Doch es tut sich etwas: Auf dem Gelände steht eine moderne, Garagen-artige Halle, deren Fassade mit hellem brandenburgischen Kiefernholz verkleidet ist. "Im Grunde machen wir hier den Neubau einer Kaserne bei laufendem Betrieb", erklärt Oberstleutnant Peter Pöpper. Er arbeitet beim Bundeswehr-Kompetenzzentrum Baumanagement in Strausberg. Die Bereiche für den Führungsstab und für die Technik, die Unterkünfte der Soldatinnen und Soldaten und die Büros – alles wird saniert, modernisiert oder neu gebaut. 75 Millionen Euro sind dafür in Beelitz angesetzt, bis 2027.
Insgesamt werden in Brandenburger Kasernen in den nächsten fünf Jahren 660 Millionen Euro investiert, so die Angaben des Bundesamtes für Infrastruktur. Soweit die konkreten Pläne. Auf politischer Ebene ist sogar geplant, langfristig weitere 740 Millionen Euro - also insgesamt 1,4 Milliarden Euro - in die Infrastruktur mit Kasernen und Truppenübungsplätzen zu stecken.

"Nur 80 Prozent unserer Fahrzeuge sind einsatzbereit"
Zu den Neubauten gehört auch eine zentrale Waffenkammer, ihr Grundriss ist von den Vermessern im Rasen schon mit gelben Pflöcken abgesteckt worden. Bislang werden in Beelitz Waffen in den Gebäuden verwahrt, in denen auch die Mannschaften wohnen. Das Gebäude für den "Geländebetreuungsdienst" - sozusagen das Facility-Management - ist schon fertig, nur die Außenanlagen müssen noch gemacht werden. In dem Neubau wird es auch eine Ausbildungs- und Lehrwerkstatt geben.
Mit rund 960 Soldatinnen und Soldaten ist das Logistikbataillon 172 in Beelitz eines der kleineren in Deutschland. Zu seinen Aufgaben gehört es, Fahrzeuge und Geräte zu reparieren oder instandzusetzen. Die Logistiker besorgen Material und Zubehör: von der Schraube bis zum Panzermotor – für Bundeswehreinheiten im In- und im Ausland. Zum Bataillon gehören auch Kompanien, die für den Transport zuständig sind, von Material und Kraftstoff zum Beispiel.
Aber auch die Logistiker in Beelitz haben aktuell dieselben Schwierigkeiten wie ganz normale Firmen: Sind die globalen Lieferketten gestört, ist es nicht so einfach, Ersatzteile und Nachschub zu bekommen. Major Tim Kühnel, der eine der beiden Beelitzer Nachschubkompanien führt, sagt: "Nur 80 Prozent unserer Fahrzeuge sind einsatzbereit." Im Westen Deutschlands hat die Bundeswehr deshalb zwei Depots reaktiviert, um Lagerbestände für Krisenfälle aufzubauen.
Neue Halle für Reparaturarbeiten
Auf dem Kasernengelände befindet sich auch eine nagelneue hellgraue Halle mit sechs Rolltoren. Anja Buresch-Hamann ist davon begeistert: "Das ist unsere Werkhalle 1. Hier können 100 Soldatinnen und Soldaten zeitgleich großes Gerät reparieren und Ersatzteile lagern. Das ist ein echter Quantensprung in unserer Leistungsfähigkeit." Oberstleutnant Buresch-Hamann ist die Chefin des Logistikbataillons. "Es müssen nur noch die Ersatzteile in Regale geräumt werden, ab August können wir hier dann auch reparieren." Die Halle sei technisch auf dem neuesten Stand, ergänzt Major Kühnel: Computer, Automatisierung und Laptop-Prüfstände gehören dazu. Und auch eine moderne Heizung und Lüftung.
Vernünftige Unterkünfte sollen Standort attraktiver machen
Modernisierung, Sanierung und Neubau brauchen viel Zeit. Bataillonskommandeurin Buresch-Hamann räumt ein, dass man eigentlich weiter sein wollte. Laut Plan sollten viele Arbeiten schon 2020 erledigt sein. Doch es gab eine Änderung der Plan-Kennzahlen, die allgemeinen Probleme im Bereich Bauen, ausgelastete Firmen, die Sanierung bei laufendem Betrieb – es zieht sich.
Oberstleutnant Pöpper hat auch die Baubehörde im Blick. Denn das Bundeswehr- Kompetenzzentrum Baumanagement vertritt die Bundeswehr gegenüber der jeweils zuständigen Bauverwaltung. "Dort wurde in den vergangenen Jahren viel Personal abgebaut. Das lässt sich gar nicht so schnell wieder auffüllen. Da konkurriert die Bauverwaltung mit der freien Wirtschaft um gute Architekten und Ingenieure. Deshalb ist ein Nadelöhr entstanden."
Auch die Bundeswehr sucht Personal, um daraus fähige Soldatinnen und Soldatinnen zu machen. Vernünftige Unterkünfte sollen den Standort Beelitz attraktiver machen. Bis Sommer 2025, verspricht Pöpper, sollen drei neue Gebäude entstehen - mit Zimmern, die "Hotelstandard" haben, "Einzel-Nasszelle" inklusive.

Auch Beelitz will von "Zeitenwende"-Investition profitieren
Die Bataillonskommandeurin ist eindeutig: Von den 100 Milliarden, die der Bundestag als "Zeitenwende"-Investition in die Bundeswehr beschlossen hat, soll auch Beelitz etwas abbekommen. "Wir brauchen Großgeräte wie Lastwagen, Nachtsichtgeräte und Kleinwaffen."
Ob das Zeitenwende-Gefühl auch nach dem Ukraine-Krieg anhält in Politik und Gesellschaft? Oberstleutnant Buresch-Hamann hofft es: "Die Bundeswehr hat es verdient. Wir waren in der Vergangenheit wie die Feuerwehr oder wie das Hilfswerk: immer da, wenn man uns brauchte. Und nun muss das auch materiell hinterlegt werden, wenn es um Landes- und Bündnisverteidigung geht."
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 09.06.2022, 19:30 Uhr