Die ILA unter dem Eindruck der Klimakrise - Weniger Show, viel Innovation

Unter dem Motto "Pioneering Aerospace" startet am Mittwoch die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung ILA. Im Vergleich zu früher hat die Messe deutlich an Größe eingebüßt - dafür stehen durch Klimakrise und Krieg ganz andere Aspekte im Fokus als sonst. Von Stefanie Brockhausen
Die ILA ist deutlich kleiner geworden: Etwa 550 Aussteller präsentieren sich bis Sonntag auf dem Messegelände in Selchow, 2018 waren es noch doppelt so viele. Die Besuchertickets sind für das Wochenende auf jeweils 10.000 pro Tag begrenzt und müssen vorher online gekauft werden. Auch die beliebten Flugvorführungen finden nur vereinzelt statt, da wegen des Flugbetriebs am BER die zweite Start- und Landebahn nicht mehr für die ILA genutzt werden kann.
60 Fluggeräte werden gezeigt
"Die Sicherheit des Flugbetriebs am BER hat natürlich oberste Priorität", sagt ILA-Sprecherin Britta Wolters. An den Fachbesuchertagen werden dreimal täglich Fluggeräte in der Luft sein, am Wochenende fünfmal täglich. Die allermeisten Fluggeräte - knapp 60 - werden aber vor allem am Boden zu sehen sein. Darunter sind alte Bekannte: Das Passagierflugzeug A380, der Airbus A400M, das Transportflugzeug Beluga und die Kampfflugzeuge Eurofighter, Tornado und F-35.
An Größe und Show hat die ILA also einiges eingebüßt. "Aber wichtig ist uns vor allen Dingen auch die Qualität", sagt ILA-Sprecherin Wolters. "Wir haben spannende Aussteller, ein hochkarätiges Programm auf den Bühnen und die Aufmerksamkeit unserer politischen Gäste ist auch sehr hoch." Das war in der Vergangenheit zwar nicht anders, aber die diesjährige ILA steht auch unter dem Eindruck von Klimakrise und Krieg. Und so dürften einige Aspekte der Messe dieses Mal mehr im Fokus stehen als sonst, etwa weil der Transporthubschrauber CH-47F Chinook und das Kampfflugzeug F-35 inzwischen auf der Einkaufsliste der Bundeswehr stehen.
Fliegen soll klimaneutral werden
Hinzu kommt, dass über der diesjährigen ILA ein ambitioniertes Ziel schwebt: das klimaneutrale Fliegen. Bis 2050 will die Luftfahrt dieses Ziel erreichen, darauf hat der internationale Airline-Verband IATA sich im vergangenen Jahr verständigt. "Wir sind auf dem Weg dahin", sagt Volker Thun, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie. Moderne Antriebe, synthetische Kraftstoffe - all das stehe momentan im Fokus der Branche.
Alternative Kraftstoffe sind noch nicht ausreichend verfügbar
Vieles davon wird auch in den Messehallen in Selchow gezeigt: Das Strausberger Unternehmen Apus zeigt ein Modell seines emissionsfreien Wasserstoffflugzeugs i-2. Das Unternehmen Volocopter stellt ein 1-zu-1-Modell eines senkrecht startenden Flugtaxis aus. Rolls Royce präsentiert ein Modell seines Elektroflugzeugs "Spirit of Innovation", das aktuell schnellste elektrische Flugzeug der Welt. Elektrische Antriebe seien jedoch vor allem für kurze Strecken geeignet, sagt Andreas Schütz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.
Für lange Flugstrecken ist dagegen der Einsatz synthetischer Kraftstoffe ein Thema: "Manche Airlines fliegen schon seit Jahren mit Beimischungen von bis zu 50 Prozent", so Schütz. Das Problem sei nur, dass die alternativen Kraftstoffe bislang noch nicht in ausreichenden Mengen verfügbar seien: "Wenn man sich vorstellt, dass in Deutschland im Jahr Millionen Tonnen Kerosin verflogen werden, dann müssen die Millionen Tonnen an alternativen Treibstoffen auch erstmal produziert werden", sagt Schütz. Der Weg zum klimaneutralen Fliegen ist also noch lang - aber das Ziel steht.
ILA 2022 zieht tausende Aussteller und Besucher an
Sendung: rbb24 Abendschau, 22.06.2022, 19:30 Uhr