Einsatzkräfte deutlich reduziert - Lage in Treuenbrietzen entspannt sich - Evakuierungen aufgehoben

Mo 20.06.22 | 20:47 Uhr
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Schläuche der Feuerwehr liegen auf dem Boden, während Michael Stübgen (CDU), Innenminister des Landes Brandenburg im verbrannten Wald in Treuenbrietzen steht. (Quelle: dpa/Annette Riedl)
Video: rbb24 Abendschau | 20.06.2022 | J. Höppner | Bild: dpa/Annette Riedl

Vier Jahre nach einem verheerenden Waldbrand standen am Wochenende rund um Treuenbrietzen erneut Waldflächen in Flammen. Drei Ortschaften wurden zeitweise evakuiert. Doch der Regen kam den Einsatzkräften zu Hilfe.

  • Brand bei Treuenbrietzen unter Kontrolle
  • Lage entspannt sich, Zahl der Einsatzkräfte deutlich reduziert
  • mehr als 600 Menschen können in Häuser zurück
  • B102 wieder frei
  • Munitionsreste erschwerten Löscharbeiten, Woidke fordert Hilfe vom Bund
  • Brand könnte noch wieder aufflammen

Nach Regenfällen hat sich die Lage bei Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark) deutlich entspannt. Die Waldbrände im Umkreis waren am Montagvormittag bis auf wenige Glutnester gelöscht, und die Evakuierungen wurden aufgehoben, wie Jan Penkawa sagte, der Sprecher des örtlichen Lagezentrums.

620 Menschen konnten den Angaben zufolge zurück in ihre Häuser in den Stadtteilen Frohnsdorf, Klausdorf und Tiefenbrunn. Sieben Anwohner hätten in der Notunterkunft in der Stadthalle übernachtet, die übrigen seien privat untergekommen.

"Wir danken allen Bürgerinnen und Bürgern trotz der Umstände für ihr äußerst kooperatives und diszipliniertes Verhalten", schrieb die Stadt auf ihrer Internetseite. "Bitte kehren Sie genau so umsichtig in Ihre Häuser zurück."

Landkreis-Sprecherin erwartet noch wochenlang Glutnester

Wie Kreisbrandmeister Jens Heinze am Abend dem rbb sagte, konnte die Zahl der Einsatzkräfte im Laufe des Montags um die Hälfte reduziert werden. Auch am Dienstag werde die Zahl noch einmal reduziert, die Einsatzkräfte würden dann in den nächsten Tagen nur noch die Einsatzstelle absichern.

Die Pressesprecherin des Landkreises, Andrea Metzler, hofft auf weiteren Regen, damit sich die Lage stabilisiert, wie sie dem rbb am Nachmittag sagte. Sie warnte gleichzeitig, dass noch Glut im Boden sei. Wenn in den nächsten Tagen der Wind wieder zunehme oder die Temperaturen steigen, könne der Brand wieder aufflammen.

Eine schnelle Löschung des Brandens werde es nicht geben, so Metzler. Sie verwies auf die Erfahrungen vom Waldbrand 2018. Damals hätten sich Glutnester noch drei bis vier Wochen im Boden gehalten.

So wüteten die Waldbrände bei Treuenbrietzen und Beelitz

Polizeihubschrauber sucht nach Glutnestern

Am Montag liefen in der Gegend rund um Treenbrietzen Arbeiten zur Lagebeurteilung. Mit Hilfe eines Polizeihubschraubers sollte dabei eine Wärmebildkamera Glutnester im Boden aufdecken, wie Metzler dem rbb sagte. Anschließend sollten Hubschrauber der Bundeswehr an diesen Stellen gezielt eingesetzt werden. Glutnester könnten sich bis zu 70 Zentimeter im Boden befinden.

Zwei Schulen bleiben geschlossen

Unterdessen fiel als Folge der Waldbrände bei Treuenbrietzen am Montag an einigen Schulen der Unterricht aus. Das teilte das Bildungsministerium in Potsdam mit. Betroffen waren zwei Schulen in Treuenbrietzen (Albert Schweitzer-Grundschule und die Gesamtschule). Eine Notbetreuung für die Schülerinnen und Schüler solle aber gewährleistet sein, hieß es.

Die Bundesstraße 102, die zwischenzeitlich gesperrt war, ist nach Angaben des Landkreises wieder frei.

Landrat und Forstminister danken Einsatzkräften

Der Landrat des von gleich zwei großen Waldbränden heimgesuchten Landkreises Potsdam-Mittelmark, Marko Köhler (SPD), bezeichnete die Lage rund um Treuenbrietzen und Beelitz als "deutlich entspannt, aber noch nicht bewältigt und beendet". Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Brandenburger Forstminister Axel Vogel (Grüne) in Beelitz sagte Köhler am Montagvormittag, für eine Entwarnung sei es noch zu früh.

Er dankte den mehr als 1.500 Rettungskräften, die auch aus Berlin und Sachsen-Anhalt zur Hilfe gekommen seien. "Sie alle haben Übermenschliches geleistet", so Köhler.

Dem schloss sich Minister Vogel an. Vieles sei diesmal besser geglückt als bei früheren Waldbränden. So seien beispielsweise die Bundeswehrhubschrauber "sehr schnell zum Einsatz gebracht worden", zwischen den beteiligten Stellen sei besser kommuniziert worden, es habe genügend Löschwasser zur Verfügung gestanden.

Munitionsreste erschwerten Löscharbeiten - Woidke fordert Hilfe vom Bund

Die Löscharbeiten im Brandgebiet um Treuenbrietzen waren besonders schwierig, weil im Boden Kampfmittel aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs liegen. Das seien Hinterlassenschaften aus dem damaligen Kampf um Berlin, sagte ein Sprecher des Brandenburger Innenministeriums. Die Feuerwehrleute kamen daher nicht direkt an den Brand heran. Deshalb musste aus der Luft gelöscht werden.

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) rief den Bund auf, bei der Beseitigung militärischer Altlasten zu helfen. Rund um Berlin gebe es noch zwischen 150 und 200 Hektar Wald, die mit Munition belastet seien. Das sei ein großes Problem bei der Brandbekämpfung gewesen, weil die Feuerwehrleute die Gebiete teilweise nicht hätte betreten konnten. Das Land könne diese Aufgabe nicht allein bewältigen.

Der Deutsche Feuerwehrverband beklagte einen Mangel an geeigneter Ausrüstung zur Bekämpfung großer Feuer. Dies gelte sowohl für den Bedarf an geländegängigen Fahrzeugen und Hubschraubern als auch für entsprechende Schutzausrüstung, sagte der Waldbrandexperte Ulrich Cimolino am Montag am Rande der Messe Interschutz in Hannover.

Waldstück brannte bereits 2018

Das Feuer war am Freitagmittag in einem Wald ausgebrochen, der als munitionsbelastet gilt. Die Einsatzkräfte konnten deshalb nicht auf das Gelände vorrücken, was die Eindämmug des Brandes enorm erschwerte. Hochsommerliche Hitze und aufkommender Wind hatten den Brand am Sonntag stark angefacht. Zeitweise standen bis zu 200 Hektar Wald in Flammen.

Bereits vor vier Jahren brannte es dort. 2018 wurden bei einem Waldbrand in Treuenbrietzen rund 400 Hektar Wald zerstört. Mehrere Tage lang wüteten Flammen in dem Waldstück südwestlich von Berlin. Aufgrund des Großbrandes mussten schon damals mehr als 500 Menschen die Dörfer Frohnsdorf, Klausdorf und Tiefenbrunnen verlassen - am Sonntag wurden die Ortschaften erneut evakuiert.

Jetzt brannte es in etwa auf der gleichen Fläche. Herumliegendes Totholz vom damaligen Waldbrand aber auch Neupflanzungen hatten laut Landkreissprecher Schwinzert Feuer gefangen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 20.06.2022, 19.30 Uhr

20 Kommentare

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  1. 20.

    Das ist keine Frage des Geldes. Das ist eine Frage der verfügbaren Ressourcen.
    Das ist ein Job den nunmal nicht jeder kann und macht. Solange die bewohnten Gebiete und Felder nicht geräumt sind, wird der Wald immer nachgeordnet sein, weil es da wohl kaum um Menschenleben geht.
    Laut Fachleuten scheint die Ausbildung in der Branche noch für einige Generationen zukunftssicher.
    Roboter werden sicher helfen aber auch die werden nicht autark ohne Fachleute suchen und sichern.

  2. 19.

    "Dabei könnte man das Geld auch für die Kampfmittelräumung ausgeben"
    Wenn heute Gas und Öl an der Landesgrenze abgedreht würde, gäbe es weder Benzin, Diesel, Düngemittel, Heizung und Warmwasser, Bitumen, Glas, Strom (Aus ErdgasKraftwerken), Zement, Stahl (SiemensMartinOfen) etc.pp.
    Selbst Wasser aus der Leitung wäre dann schon kritisch, denn woher soll der Strom dafür kommen?
    Sie dürfen gerne erklären, wie viel Atomstrom aus Frankreich über die Daumendicken Leitungen nach Deutschland kommen soll, wenn es Nacht ist und Windstill.
    Und ja, ich würde gerne noch mehr Gas und Öl sparen, seit dem 21.3. hat sich der Gaszähler nicht mehr bewegt. Tüten und Plastikkram im Laden bleibt soweit möglich weit weg. Die Läden haben sich dank CoronaAusrede z.B. an der Fleischtheke entschieden keine Behältnisse mehr zu füllen. Und nu?

    Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, was die Infrastruktur von Ihrem Rechner/Smartphone bis zum Erscheinen Ihres Posts an Energie verbrät?

  3. 18.

    Großer Dank an Alle professionellen und Ehrenamtlichen, die diesen Brand bekämpfen. Die Freiwilligen Feuerwehren sollten weiter finanziell und bzgl technischer Geräte GEFÖRDERT werden, weil sie einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit und den Schutz der Bevölkerung leisten. Auch die Schüler und Auszubildenden unter Ihnen sollten freigestellt werden vom Schulunterricht/Ausbildung für Einsätze!!! Ist doch echt egal, wenn sie da mal fehlen. Die junge Generation ist unsere Zukunft, also ernst nehmen und Verantwortung übernehmen lassen.

  4. 17.

    Das "Geheimnis" bei dem berechtigten Vergleich einer größeren Fläche in Fußballfeldern heisst "gedankliche Visualisierung" - ohne Klugscheißmodus - man kann es sich vorstellen, auch ohne Google. Das können sich zwar immer weniger vorstellen, is' aber so.

  5. 16.

    Hauptsache für die Kohlekumpel und Putins Öl ist genug Geld vorhanden. Dabei könnte man das Geld auch für die Kampfmittelräumung ausgeben und zukunftssichere Arbeitsplätze schaffen.

  6. 15.

    Sie stellen wirklich diese Waldbrandkatastrophe mit geplanten Baumaßnahmen auf eine Stufe? Das ist krank und menschenverachtend gegenüber den Rettungskräften.

  7. 14.

    Nach dem Feuer 2018 hätte man doch die Munition aus den umliegenden Wäldern holen können! In der Berichterstattung habe ich fast nur davon gehört. Bei der Hitze kann die Munition hochgehen und herumfliegende Splitter können das Feuer dann schneller verteilen... Für irgendwelchen Schwachsinn hat die Regierung Geld wie Schotter aber um die Sicherheit zu gewährleisten, dafür ist Komischerweise nie Geld da. Finde den Fehler?!

  8. 13.

    Zur Info Fußballfeld :In nationalen Pflichtspielen müssen die Plätze 45 bis 90 Meter breit und 90 bis 120 Meter lang sein. Das macht eine Spanne von 4050 bis 10800 Quadratmetern! Für die Bundesliga gilt das jedoch nicht. Hier hat sich eine Norm von 68 mal 105 Meter durchgesetzt.
    Es bleibt also in jedem Fall eine schlechte Bezugsgröße um darzustellen wie groß eine Fläche ist.

  9. 12.

    Glauben Sie das wirklich? Nicht jeder geht regelmäßig zum Fußball. Ich hab mal versucht, die Größe eines Fußballfeldes zu googeln und nichts gefunden. Mit ha und km² kann jeder was anfangen, der zur Schule gegangen ist und wer das vergessen hat, findet es bei Google. Damit Sie es auch wissen: 1 ha = 100m x 100m; 1 km² = 1km x 1 km.

  10. 11.

    Glücklicherweise hat es geregnet ! Hört man den Landespolitikern so zu, ist nicht nachvollziehbar, wieso weitere bis zu 170 ha an Tesla gehen sollen, wenn der Verlust von Wald doch so katastrophal sein soll....

  11. 10.

    Warum gehen Sie KLM so an. Darf man nicht mehr danken. Auch mein Dank und Respekt gilt allen Einsatzkräften. Trotzdem mache ich mit 67 keine Feuerwehrausbildung mehr.

  12. 9.

    Weil einfach jeder diese Größe vor Augen hat. Unter einem Quadratkilometer oder einem Hektar kann man sich keine wirkliche Fläche vorstellen, auf nem Fußballrasen waren alle schon mal.

  13. 8.

    Dann treten Sie endlich in eine Einsatzabteilung einer freiwilligen Feuerwehr ein. Besuchen Sie einen Grundlehrgang. Dann haben Sie wirklich etwas unternommen über das Sie hier einmal schreiben können.

  14. 7.

    Danke an unsere Helden ! Großartig was ihr wieder geleistet habt ! Respekt!!!! Bleibt gesund !

  15. 6.

    Es geht ja nur darum zu verdeutlichen, wie große die Fläche ist, aber beim nächsten Mal nehmen wir eine andere Vergleichsgröße. Beste Grüße!

  16. 5.

    Danke allen Einsatzkräften für euren unermüdlichen Einsatz - man kann nicht in Worten ausdrücken, was ihr leistet und wieviel Dank euch eigentlich gebührt.

  17. 4.

    Warum werden Flächen immer wieder in Fußballfelder angegeben, so als wäre das eine genormte Größe? Verwenden Sie doch einfach Hektar oder Quadratkilometer.

  18. 3.

    Bringt ja nichts, wenn wir “ Ahnungslosen“ uns untereinander über die Machbarkeit unserer Ideen fetzen. Die „Brandschutzexperten“ könnten ja mal ihr Konzept

    vorstellen. Unabhängig von den möglichen Ursachen, die man beheben sollte, sagt mir mein normaler Menschenverstand :

    Früh warnen/ melden— losfliegen und Wasser abwerfen.

  19. 2.

    Die Gebete wurden erhört. Endlich Regen. Den Einsatzkräften viel Kraft und alles Gute. Danke, danke, danke, dass es Euch gibt, die unermüdlich im Einsatz für Mensch und Tier sind .

  20. 1.

    Daumendrücken, das da noch ordentlich was an Wasser runter kommt.

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