Einsatzkräfte deutlich reduziert - Lage in Treuenbrietzen entspannt sich - Evakuierungen aufgehoben

Vier Jahre nach einem verheerenden Waldbrand standen am Wochenende rund um Treuenbrietzen erneut Waldflächen in Flammen. Drei Ortschaften wurden zeitweise evakuiert. Doch der Regen kam den Einsatzkräften zu Hilfe.
- Brand bei Treuenbrietzen unter Kontrolle
- Lage entspannt sich, Zahl der Einsatzkräfte deutlich reduziert
- mehr als 600 Menschen können in Häuser zurück
- B102 wieder frei
- Munitionsreste erschwerten Löscharbeiten, Woidke fordert Hilfe vom Bund
- Brand könnte noch wieder aufflammen
Nach Regenfällen hat sich die Lage bei Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark) deutlich entspannt. Die Waldbrände im Umkreis waren am Montagvormittag bis auf wenige Glutnester gelöscht, und die Evakuierungen wurden aufgehoben, wie Jan Penkawa sagte, der Sprecher des örtlichen Lagezentrums.
620 Menschen konnten den Angaben zufolge zurück in ihre Häuser in den Stadtteilen Frohnsdorf, Klausdorf und Tiefenbrunn. Sieben Anwohner hätten in der Notunterkunft in der Stadthalle übernachtet, die übrigen seien privat untergekommen.
"Wir danken allen Bürgerinnen und Bürgern trotz der Umstände für ihr äußerst kooperatives und diszipliniertes Verhalten", schrieb die Stadt auf ihrer Internetseite. "Bitte kehren Sie genau so umsichtig in Ihre Häuser zurück."
Landkreis-Sprecherin erwartet noch wochenlang Glutnester
Wie Kreisbrandmeister Jens Heinze am Abend dem rbb sagte, konnte die Zahl der Einsatzkräfte im Laufe des Montags um die Hälfte reduziert werden. Auch am Dienstag werde die Zahl noch einmal reduziert, die Einsatzkräfte würden dann in den nächsten Tagen nur noch die Einsatzstelle absichern.
Die Pressesprecherin des Landkreises, Andrea Metzler, hofft auf weiteren Regen, damit sich die Lage stabilisiert, wie sie dem rbb am Nachmittag sagte. Sie warnte gleichzeitig, dass noch Glut im Boden sei. Wenn in den nächsten Tagen der Wind wieder zunehme oder die Temperaturen steigen, könne der Brand wieder aufflammen.
Eine schnelle Löschung des Brandens werde es nicht geben, so Metzler. Sie verwies auf die Erfahrungen vom Waldbrand 2018. Damals hätten sich Glutnester noch drei bis vier Wochen im Boden gehalten.
So wüteten die Waldbrände bei Treuenbrietzen und Beelitz
Polizeihubschrauber sucht nach Glutnestern
Am Montag liefen in der Gegend rund um Treenbrietzen Arbeiten zur Lagebeurteilung. Mit Hilfe eines Polizeihubschraubers sollte dabei eine Wärmebildkamera Glutnester im Boden aufdecken, wie Metzler dem rbb sagte. Anschließend sollten Hubschrauber der Bundeswehr an diesen Stellen gezielt eingesetzt werden. Glutnester könnten sich bis zu 70 Zentimeter im Boden befinden.
Zwei Schulen bleiben geschlossen
Unterdessen fiel als Folge der Waldbrände bei Treuenbrietzen am Montag an einigen Schulen der Unterricht aus. Das teilte das Bildungsministerium in Potsdam mit. Betroffen waren zwei Schulen in Treuenbrietzen (Albert Schweitzer-Grundschule und die Gesamtschule). Eine Notbetreuung für die Schülerinnen und Schüler solle aber gewährleistet sein, hieß es.
Die Bundesstraße 102, die zwischenzeitlich gesperrt war, ist nach Angaben des Landkreises wieder frei.
Landrat und Forstminister danken Einsatzkräften
Der Landrat des von gleich zwei großen Waldbränden heimgesuchten Landkreises Potsdam-Mittelmark, Marko Köhler (SPD), bezeichnete die Lage rund um Treuenbrietzen und Beelitz als "deutlich entspannt, aber noch nicht bewältigt und beendet". Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Brandenburger Forstminister Axel Vogel (Grüne) in Beelitz sagte Köhler am Montagvormittag, für eine Entwarnung sei es noch zu früh.
Er dankte den mehr als 1.500 Rettungskräften, die auch aus Berlin und Sachsen-Anhalt zur Hilfe gekommen seien. "Sie alle haben Übermenschliches geleistet", so Köhler.
Dem schloss sich Minister Vogel an. Vieles sei diesmal besser geglückt als bei früheren Waldbränden. So seien beispielsweise die Bundeswehrhubschrauber "sehr schnell zum Einsatz gebracht worden", zwischen den beteiligten Stellen sei besser kommuniziert worden, es habe genügend Löschwasser zur Verfügung gestanden.
Munitionsreste erschwerten Löscharbeiten - Woidke fordert Hilfe vom Bund
Die Löscharbeiten im Brandgebiet um Treuenbrietzen waren besonders schwierig, weil im Boden Kampfmittel aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs liegen. Das seien Hinterlassenschaften aus dem damaligen Kampf um Berlin, sagte ein Sprecher des Brandenburger Innenministeriums. Die Feuerwehrleute kamen daher nicht direkt an den Brand heran. Deshalb musste aus der Luft gelöscht werden.
Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) rief den Bund auf, bei der Beseitigung militärischer Altlasten zu helfen. Rund um Berlin gebe es noch zwischen 150 und 200 Hektar Wald, die mit Munition belastet seien. Das sei ein großes Problem bei der Brandbekämpfung gewesen, weil die Feuerwehrleute die Gebiete teilweise nicht hätte betreten konnten. Das Land könne diese Aufgabe nicht allein bewältigen.
Der Deutsche Feuerwehrverband beklagte einen Mangel an geeigneter Ausrüstung zur Bekämpfung großer Feuer. Dies gelte sowohl für den Bedarf an geländegängigen Fahrzeugen und Hubschraubern als auch für entsprechende Schutzausrüstung, sagte der Waldbrandexperte Ulrich Cimolino am Montag am Rande der Messe Interschutz in Hannover.
Waldstück brannte bereits 2018
Das Feuer war am Freitagmittag in einem Wald ausgebrochen, der als munitionsbelastet gilt. Die Einsatzkräfte konnten deshalb nicht auf das Gelände vorrücken, was die Eindämmug des Brandes enorm erschwerte. Hochsommerliche Hitze und aufkommender Wind hatten den Brand am Sonntag stark angefacht. Zeitweise standen bis zu 200 Hektar Wald in Flammen.
Bereits vor vier Jahren brannte es dort. 2018 wurden bei einem Waldbrand in Treuenbrietzen rund 400 Hektar Wald zerstört. Mehrere Tage lang wüteten Flammen in dem Waldstück südwestlich von Berlin. Aufgrund des Großbrandes mussten schon damals mehr als 500 Menschen die Dörfer Frohnsdorf, Klausdorf und Tiefenbrunnen verlassen - am Sonntag wurden die Ortschaften erneut evakuiert.
Jetzt brannte es in etwa auf der gleichen Fläche. Herumliegendes Totholz vom damaligen Waldbrand aber auch Neupflanzungen hatten laut Landkreissprecher Schwinzert Feuer gefangen.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 20.06.2022, 19.30 Uhr