Trotz Neun-Euro-Ticket - Tausende kaufen in Berlin immer noch reguläre Monatskarten

Das Neun-Euro-Ticket klingt wie ein unschlagbares Angebot - sollte man meinen. Denn in Berlin kaufen viele Menschen nach wie vor reguläre Monatskarten, die fast das Zehnfache kosten. Dass dies versehentlich geschieht, schließt die BVG "nahezu" aus.
Trotz der Möglichkeit, für neun Euro bundesweit alle Busse, Trams und Züge des Nahverkehrs zu nutzen, kaufen viele Menschen in Berlin die sehr viel teureren regulären Monatskarten. Das haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) rbb|24 bestätigt. Zunächst hatte die "Berliner Zeitung" [www.berliner-zeitung.de] berichtet
So seien allein im Juni Monatskarten "im mittleren vierstelligen Bereich" gekauft worden. Eine sogenannte Umweltkarte kostet zum Beispiel 86 Euro - und ist zudem nur in den Tarifzonen A und B gültig. Darüberhinaus wurden laut BVG im Juni Zehntausende Tageskarten verkauft. Diese kosten mit 8,80 Euro (Tarifbereich AB) in etwa das gleiche wie das einen Monat lang gültige Neun-Euro-Ticket.
Gründe sind unklar
Die BVG hat nach eigenen Angaben keine Rückmeldungen von Fahrgästen, warum sie sich für diese sehr viel teurere Option entscheiden.
Von einem Versehen geht sie nach eigenen Angaben aber nicht aus: Die Kunden seien durch Verkehrsunternehmen und Medien umfänglich informiert worden, heißt es. "Darüber hinaus wird sowohl an den Fahrscheinautomaten als auch in den Apps das Neun-Euro-Ticket prominent platziert, so dass ein versehentlicher Kauf nahezu ausgeschlossen werden kann", teilte die BVG auf Anfrage von rbb|24 mit.
BVG: Umstellung der Online-Shops technisch schwierig
Dass die sehr viel teueren Umweltkarten überhaupt noch angeboten werden, begründet die BVG mit technischen Hürden. So wäre bei den Automaten "eine komplette Überarbeitung der komplexen Menü- und Vorverkaufsstruktur erforderlich, die weit über die Anpassung zu einem Tarifwechsel hinaus gehen würde", so die BVG. Dies sei aufgrund der Kurzfristigkeit nicht darstellbar gewesen.
Auch in der BVG-Fahrinfo-App sei aufgrund eines ähnlich komplexen Aufbaus eine kurzfristige Anpassung nicht möglich gewesen, so das Unternehmen weiter. In der BVG-Ticket-App hingegen sei dies aufgrund eines einfacheren Aufbaus möglich gewesen und auch umgesetzt worden.
Umweltkarte ist übertragbar und gleitend
Einige wenige Vorteile bieten reguläre Monatskarten immerhin gegenüber dem Neun-Euro-Ticket: Die Umweltkarte ist übertragbar und kann von unterschiedlichen Personen genutzt werden. Abends und am Wochenende können bis zu drei Kinder (bis 14 Jahre) mitgenommen werden. Zudem besitzt eine Umweltkarte eine gleitende Gültigkeit: Sie kann zum Beispiel für den Zeitraum von Mitte Juli bis Mitte August genutzt werden.