Nicht erbrachte Leistungen - Brandenburg soll 30 Millionen Euro Rückzahlungen für ausgefallene Züge erhalten

Fr 22.07.22 | 08:10 Uhr
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Reisende warten auf dem Bahnhof Potsdam-Sanssouci auf den in Richtung Frankfurt (Oder) fahrenden Regionalzug. (Quelle: Soeren Stache/dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 22.07.2022 | M. Köhne | Bild: Soeren Stache/dpa

Wegen Zugausfällen in den Jahren 2019 und 2020 müssen Bahnunternehmen dem Land Brandenburg rund 30 Millionen Euro erstatten. Für das Jahr 2019 summierten sich die Rückzahlungen wegen nicht erbrachter Leistungen auf vorläufig rund 14 Millionen Euro, für 2020 sogar auf etwa 16,8 Millionen Euro, wie das Verkehrsministerium in Potsdam auf eine Anfrage aus der Grünen-Landtagsfraktion mitteilte. Für das vergangene Jahr werde der fällige Betrag noch berechnet.

In den Summen seien verschiedene Ursachen für Zugausfälle zusammengefasst, teilte das Ministerium weiter mit. Ein erheblicher Teil entfalle auf Baumaßnahmen an den Bahntrassen. Bei einem Zugausfall werde auch ein Ersatzverkehr durch ein Bahnunternehmen in der Regel vergütet. Den Angaben nach sind in den Summen für die nicht erbrachten Leistungen bereits die Covid-19-Ausgleichszahlungen aus dem Rettungsschirm für den öffentlichen Personennahverkehr enthalten.

20 Prozent Fahrtausfälle wegen Personalmangel

Im vergangenen Jahr betrug der Anteil der Fahrtausfälle durch Personalmangel im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) 20 Prozent nach fünf Prozent im Jahr 2020. Darüber hatte zuerst der "Nordkurier" berichtet. Im laufenden Jahr dürfte der Ausfall ebenfalls sehr hoch ausfallen: Bis Mai betrug er laut VBB bereits 16 Prozent.

Um Zugausfälle durch Personalmangel einzugrenzen, hat das Land Brandenburg den Verkehrsunternehmen zufolge "Anreize" geschaffen. Solche Anreize gebe es auch, wenn die Verkehrsunternehmen bei einem Zugausfall einen Ersatzverkehr einrichteten. Details dazu nannte das Ministerium auch auf Nachfrage nicht. Gebe es einen solchen Busnotverkehr nicht, erfolge ein zusätzlicher Abzug der Leistungsvergütung.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.07.2022, 9:00 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Dieser Gelder setzen sich aus verschieden Dingen zusammen. Nicht gefahrene Fahrten werden nicht bezahlt, gelten laut dem Regelwerk auch nicht als Verspätet. Im SEV wird das bezahlt was für den Zug vereinbart wurde. Nur leider ist der SEV mit Bus teurer als ein Zug. So das der SEV stets kosten optimiert angeboten wird, heißt ein Zug = ein Bus. Plus die Hoffnung das es die Fahrgäste davon abhält sich in den Bus zu quetschen und sich mit einer zeitintensiven durch jedes Dorf zu beschäftigen. Dann gibt es Abzüge für die Qualität, Verspätungen,Zufriedenheit etc. Die Ausfälle die jetzt durch Personalmangel entstehen führen nicht wirklich zum Verlust, so lange die Verbindungen bedient werden. Im Grund gehen nur die Einnahmen verloren. Der BOS bedient schon viele Verbindungen nicht mehr, reines Glück ob der Bus kommt oder nicht. Das geht schon seit Monaten so, ohne Folgen. Jetzt ist die NEB mit dem RB35 betroffen, hier fahren jetzt Busse. Mit erheblicher Fahrzeitverlängerung.

  2. 10.

    >"Von vorn herein mehr Züge bestellen und eine Ausfallquote einkalkulieren. Z.B. Mehr Wagons in der Hauptberufszeit ist auch ein Weg... "
    Oh hier spricht ein Fachmann! Der VBB kann nur maximal bestellen, was auf Schiene an Kapazität möglich ist auf den stark nachgefragten Strecken. Wenn 4 Fahrten pro Stunde bestellt werden, dann werden die auch gefahren. Kein Verkehrsunternehmen kann es sich erlauben, kalkuliert weniger zu fahren als bestellt wurde. Wenn nicht durch Bauarbeiten oder andere Umstände, dann gibts Geld zurück.

    >"Aber die Verbände haben da noch andere wissende Ideen..."
    Ah... "andere wissende Ideen".. wie konkret! Lassen Sie uns an ihren Erkenntnissen doch bitte teilhaben.

  3. 9.

    Genau so ist es, solche Posten sind von Vornherein einkalkuliert und zurückgestellt. Das tut den Bahnunternehmen nicht wirklich weh, zumal der Kunde mit Monatskarte zwar die Fahrt bereits mitbezahlt hat, aber keinerlei Erstattung bekommt. Die Rückzahlungen betreffen also nur die staatlichen Zuschüsse. Zudem klingen 30 Millionen, wohlgemerkt für zwei Jahre, für den Durchschnittsbürger unheimlich viel, im Vergleich zum Umsatz oder auch zum Landeshaushalt ist das aber nur Kleingeld. Davon lassen sich vielleicht zwei, drei neue Schulen bauen. Der Sanierungsstau im Land liegt um einiges höher. Leider ist der Vorschlag hier, die Rückzahlungen in das Netz zu investieren, nicht umsetzbar, da DB Netz und die verschiedenen Bahnunternehmen verschiedene Unternehmen sind. Der Landtag könnte das aber sicherlich umwidmen.

  4. 8.

    Wie soll so eine Mehrbestellung aussehen? Zum stündlich fahrenden RE um 13:00 Uhr noch 1x die Woche einen um 13:05 bestellen und auch die entsprechenden Fahrplantrassen reservieren?

  5. 7.

    Das ist ja das Problem, die Beträge die Pendler als Entschädigung erhalten sind lächerlich. Ich bin gespannt was nach August an Material überhaupt noch rollt. Denn alles wird extrem auf verschleiß gefahren, Wagen mit Mängeln und auch verunreinigt wieder eingesetzt. Diese Beobachtung die ich schon im Juni feststellte haben nun auch die Eisenbahngewerkschaften bemerkt. Alles Mängel aus dem Entschädigungen an das Land entstehen, aber die Fahrgäste gehen zumeist leer aus. Die Mängel sind bei weitem höher, da der VBB von diesen nur durch die Verkehrsunternehmen selbst oder durch eigene Kontrollen Kenntnis erhält. Mit Mängeln die Fahrgäste feststellen möchte der VBB nichts zu tun haben, diese müssen sich bei den Verkehrsunternehmen selbst beschweren. Das ist dann so als wenn man sich beim Dieb beschwert das man beklaut wurde. Das VBB Scout wurde 2015 eingestellt !

  6. 6.

    Mit Rückzahlungen ist immer zu rechnen, da ja auch immer etwas passieren kann, dass die bestellten Züge ausfallen. Damit kann dies sogar eine sinnvolle Kalkulationsgröße werden. Soll heißen: Von vorn herein mehr Züge bestellen und eine Ausfallquote einkalkulieren. Z.B. Mehr Wagons in der Hauptberufszeit ist auch ein Weg... Aber die Verbände haben da noch andere wissende Ideen...

  7. 5.

    Wer leidet denn unter dem Versagen der Bahn,das Land Brandenburg als solches? Doch am meistens wohl der zuspaet oder gar nicht fahrende Bürger.

  8. 4.

    Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Geld welches zu 50% Fahrgäste bezahlt haben aber dessen Leistung Sie nicht geliefert wurden. Der Volkswirtschaftliche Schaden ist da noch nicht ein berechnet. Dann möchte die Politik doch mal erklären wie Sie unter solchen Bedingungen den ÖPNV ausbauen möchte?

  9. 3.

    Brandenburg sollte nicht auf das Geld der Eisenbahnverkehrsunternehmen verzichten, sondern es in der Tat besser in den ÖPNV investieren. Nur sind EVU und EIU zwei paar Schuhe. Die ODEG hat hier soweit ich weiß, keine eigenen Gleise.

  10. 2.

    Brandenburg sollte auf diese Erstattung unter der Vorbehalt verzichten, dass das Geld in die Bahninfrastruktur investiert werden muss. Dann hätten alle zukünftig etwas davon.

  11. 1.

    Au fein! Dann wäre ja Geld vorhanden, die pädagogische Infrastruktur zu unterstützen.
    Man darf doch mal träumen dürfen....

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