Naturlandschaft in Brandenburg - Klimawandel bedroht Pflanzenarten und Tiere in Döberitzer Heide

Do 28.07.22 | 16:27 Uhr
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Zwei Perlmutterfalter auf einem Brombeerbusch in einem Naturschutzgebiet in Hessen. (Quelle: Georg Stelzner/dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | Do 28.07.22 | Blaschke, M. | Bild: Georg Stelzner/dpa

Der Klimawandel bedroht eines der botanisch wertvollsten Naturschutzgebiete in Brandenburg. Das Ferbitzer Bruch in der Döberitzer Heide, eine Landschaft für seltene Pflanzenarten, habe sich in den vergangenen Dürresommern seit 2018 dramatisch verändert, wie die Heinz-Sielmann-Stiftung am Donnerstag mitteilte.

"Empfindliche und deutschlandweit gefährdete Pflanzenarten wie Helm-Knabenkraut, Natternzunge oder Pracht-Nelke werden immer seltener. Dafür kartieren wir häufiger Allerweltsarten wie Wiesen-Margerite, Spitzwegerich oder Acker-Kratzdistel, die mit Trockenheit umgehen können", erläuterte Jörg Fürstenow, der für die Heinz-Sielmann-Stiftung die botanischen Kartierungen durchführt. Die Stiftung befasst sich seit 1994 vorwiegend mit Natur- und Artenschutzfragen.

Tierwelt verändert sich durch Pflanzenschwund

Das Landschaftsbild habe sich innerhalb kürzester Zeit massiv verändert. Auch seltene Orchideen wie Blutweiderich und Gilbweiderich würden langsam verschwinden. Gewächse wie Filz-Segge, Sumpf-Herzblatt oder Lungen-Enzian sind dem Experten zufolge bereits verschollen oder kurz davor, in dem Gebiet auszusterben.

Die Heinz-Sielmann-Stiftung beobachtet nach eigenen Angaben seit 16 Jahren das Ferbitzer Bruch mit seinem Niedermoor. Auf Dauer-Untersuchungsflächen werden regelmäßig Vegetation und Bodenfeuchte registriert. Die Daten zeigten demnach, dass das verfügbare Grundwasser immer weiter absinke. Mit dem Verschwinden von Pflanzenarten verändere sich auch die Tierwelt. Laut Stiftung finden besondere Schecken- und Perlmutterfalter ihre Nahrungspflanzen nicht mehr. Auch ihr Bestand gehe zurück, so die Stiftung.

Naturgarten mit Margeriten, Faerberkamille, Frauenmantel, Natternkopf und anderen Pflanzen. (Quelle: dpa/F. Hecker)
Bild: dpa/F. Hecker

Austrocknen der Moore setzt CO2 frei

Feuchtgebiete wie das Ferbitzer Bruch sind natürliche CO2-Speicher. Die Austrocknung des nassen Niedermoorbodens führe zur weiteren Freisetzung von gespeichertem CO2, warnte die Stiftung. Sie sucht nach eigenen Angaben nun gemeinsam mit Partnern und Akteuren vor Ort nach Möglichkeiten, diesen Prozess wieder umzukehren. In einem Artenschutzprojekt soll der Wasserhaushalt in der Landschaft stabilisiert werden. Der Vorschlag: Bevor der Niederschlag in die Havel abfließt, kann das Wasser länger im Ferbitzer Bruch zurückgehalten werden.

Auf dem ehemals etwa 6.000 Hektar großen früheren Truppenübungsplatz Döberitz hat sich in den letzten Jahrzehnten nach Stiftungsangaben eine Landschaft mit hohem naturschutzfachlichen Wert entwickelt. 2004 erwarb die Sielmann-Stiftung etwa zwei Drittel dieses Areals, um es nachhaltig für die Natur zu sichern. Pflegende Maßnahmen und Projekte werden aus Fördermitteln der EU, des Bundes und des Landes Brandenburg sowie mit Eigenmitteln der Stiftung umgesetzt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.07.2022, 17 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    2018 bis heute sind nur 5 Jahre. Das ist noch kein Klima. Ich hoffe, dass das nur eine begrenzte Dürre ist und kein Trend. Das wäre wirklich katastrophal. Die Klimamodelle sagen zwar trockenere Sommer voraus, aber nicht so unglaublich extrem. Jedenfalls müssen wir endlich fundamental umsteuern auf Erneuerbare. Sofort.

  2. 3.

    Ok, den Blutweiderich, auch eine Heilpflanze, kann man auf den ersten Blick, wenn man nicht gerade davorsteht, mit einer Schmalzunge verwechseln. Sollte einem Fachmann aber nicht passieren.

  3. 2.

    Das ist mir schon ein toller Experte,der die Weideriche als Orchideen verkauft . Schön, wenn die bei uns in solchen Mengen wachsen würden, wie die Weideriche.

  4. 1.

    Sehr interessanter Artikel. Blut- und Gilbweiderich als Orchideensorten zu bezeichnen finde ich allerdings sehr sportlich. Wächst bei mir am Teich übrigens wie Unkraut.

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