Viktoriapark Berlin - Warum der Kreuzberger Wasserfall immer noch nicht fließt

Sa 16.07.22 | 08:59 Uhr | Von Matthias Bartsch
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Wasserfall im Viktoriapark in Berlin-Kreuzberg (Quelle: rbb/Matthias Bartsch
Bild: rbb/Matthias Bartsch

Seit fast 130 Jahren plätschert das Wasser an Granit- und Kalksteinen vorbei im Viktoriapark den Kreuzberg hinunter. Doch seit Monaten ist der Wasserfall nicht mehr in Betrieb. Grund ist unter anderem eine übermütige Ratte. Von Matthias Bartsch

Mit Beginn der Brunnensaison kurz vor Ostern sollte eigentlich auch der Wasserfall im Viktoriapark wieder fließen. Doch eine Ratte hatte den Plan lange zuvor zunichte gemacht. An einem Novembertag im vergangenen Jahr knabberte sie im Pumpenhaus des Wasserfalls ein Kabel durch und löste einen Kurzschluss aus. Die Pumpen befinden sich im Keller der Villa Kreuzberg, dem heutigen Restaurant Tomasa. Auch hier fiel der Strom aus. Die Feuerwehr war schnell vor Ort, konnte den Brand löschen - die Ratte lag tot neben dem Kabel.

Den Experten der Wasserbetriebe und von Stromnetz Berlin war damals schnell klar, dass die Reparatur aufwändig wird. Dass aber auch acht Monate später kein Wasser den Kreuzberg hinunterfließt, damit hatte keiner gerechnet.

Wasserfall im Viktoriapark in Berlin-Kreuzberg (Quelle: rbb/Matthias Bartsch
Bild: rbb/Matthias Bartsch

Stadtberg mit Aussicht

Mit 66 Metern ist der Kreuzberg die höchste, natürliche Erhebung der Berliner Innenstadt. Von der City-West über den Tiergarten reicht der Blick bis zum Fernsehturm. Zu jeder Uhrzeit trifft man hier Touristen oder Berlinerinnen und Berliner, die durch den Park spazieren, am Wochenende feiern oder einfach entspannen.

"Gibt es den Wasserfall nicht mehr?" Sichtlich irritiert blickt Roman Schmidt den Berg hinunter. Der 20-Jährige angehende TU-Student war vor zwei Jahren zum ersten Mal auf dem Kreuzberg. Damals plätscherte das Wasser noch an den vielen Steinen vorbei. "Das ist wirklich eine völlig andere Atmosphäre."

Lieferschwierigkeiten – aber Lösung in Sicht

Der Wasserfall soll bald wieder in Betrieb gehen, hatte das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg mitgeteilt, als einige Medien zu Beginn der Brunnensaison nach Ostern nachgefragt hatten. Die Pumpanlage, deren Technik teilweise noch aus dem 19. Jahrhundert stammt, muss 13.000 Liter pro Minute bewegen und dabei 24 Meter Höhendifferenz bewältigen. Wenn an diesen Pumpen etwas defekt ist, müssen manchmal mehrere Firmen zusammen an der Lösung des Problems arbeiten. So ist es auch jetzt.

"Die notwendigen Teile zur Erneuerung der Technik konnten wegen Lieferschwierigkeiten nicht verbaut werden. Vor Kurzem sind sie aber eingetroffen", sagt Bezirkssprecherin Sara Lühmann. Einen genauen Termin, wann das Wasser wieder fließt, will Lühmann nicht nennen. Läuft alles planmäßig, soll die Reparatur aber Mitte August abgeschlossen sein. Dann wird der Panoramablick wieder vom Plätschern des Wassers begleitet, zumindest bis in den Oktober hinein, wenn der Wasserfall, wie die anderen Brunnen in Berlin auch, für den Winter abgeschaltet wird.

Wasserfall im Viktoriapark in Berlin-Kreuzberg (Quelle: rbb/Matthias Bartsch

Sendung: rbb88,8, 12.07.2022, 7.10 Uhr

Beitrag von Matthias Bartsch

10 Kommentare

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  1. 10.

    Tja der Denkmalschutz. In der nun endlich laufenden intensiven Diskussion um Energieeffizienz und weniger umweltschädliche Energieerzeugung wird für mein Verständnis der Denkmalschutz viel zu wenig hinterfragt. Können wir uns alte Technik noch in Betrieb leisten nur weil irgendwer das toll findet. Könnte mir vorstellen, dass im speziellen Fall moderne Pumpen und Antriebstechnik deutlich effizienter arbeiten und dann auch Reparatur und Ersatzteile weniger problematisch sind. Selbst in alten Wasserwerken hat man es ja hinbekommen den alten Kram fürs Museum stehen zu lassen und moderne Technik in die alten Gebäude einzupflanzen.

  2. 9.

    Berlin kriegt schon nichts auf die Reihe, aber Friedrichshain-Kreuzberg ist noch einen Tick unfähiger und schlimmer. Und das in allen Fachbereichen.

  3. 8.

    Die Pumpe, besser die Pumpen, es sind zwei zu je 350 KG, befinden sich in den Kellerräumen der Villa Kreuzberg. Die Gesamtanlage steht unter Denkmalschutz und wenn keine Zufahrt zum Pumpenraum gebaut werden kann/darf, dann geht es, richtig, über eine Treppe da runter. Übrigens wird die Anlage von den BWB gewartet. Die haben auch einen "Klettermaxen" für die Treppe. Das Problem ist / war, wie schon so oft, das Alter der Gesamtanlage, der Denkmalschutz und die Verfügbarkeit der Teile. Da ist nix mit zum Baumarkt fahren, den GWS-Betrieb ums Eck anrufen oder den Strippenzieher aus dem Nebenhaus fragen. Das Wasser kommt übrigens aus einem Tiefbrunnen. Eigentlich sind es sieben an der Zahl - früher von Schultheiss genutzt - Prost.

  4. 7.

    130 Jahre lang hat das funktioniert. Also seit ca 1890.

    Und in unseren „modernen Zeiten“ höchster Effizienz braucht man ein Dreiviertel Jahr, eine Pumpe flott zu machen, die 13 Kubikmeter Wasser pro Minute schafft.

    Chapeau!

    Wie wäre es, mal Fachleute aus (zum Beispiel vom Wasserwerk) zu fragen ?


    Aber Berlin … kann ja noch mehr nicht.

  5. 5.

    Es sind nur gut 13.000 Liter die in diesem, als Kreislauf angelegten, System hochgepumpt werden. Neben einem kleinen Refugium für Amphibien hat der Wasserfall auch positive Auswirkungen auf das örtliche Mikroklima. Also mal entspannen, hinfahren, sich hinsetzen, Buch lesen, runterkommen.

  6. 3.

    "Zu jeder Uhrzeit trifft man hier Touristen oder Berlinerinnen und Berliner" Interessant, Berliner und Berlinerinnen trifft man da also und auch Touristen - aber dann wohl anscheinend keine Touristinnen. Woran liegt's? (Ist schon schwer mit diesem Gendern, nicht wahr ...)

  7. 2.

    Echt jetzt? Wir wollen knapp 20.000 Liter die Minute über 20 Meter hochpumpen damit ein künstliches Wässerchen im Park plätschert und gleichzeitig heißt es, dass ,wir Energie sparen müssen wo es nur geht. Merkt ihr was? Von der Wasserknappheit will ich hier gar nicht erst schreiben.

  8. 1.

    Wer zu große Sehnsucht hat, kann das Vorbild, den Zackelfall im Riesengebirge besuchen. Den kann keine Ratte stilllegen.

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